Der Erfahrung auf der Spur

Viac o knihe

Dieselbe Zeit, derselbe Raum, aber zwei grundverschiedene Regisseure und Erfahrungswelten: Jelena Jeremejewa untersucht die Dokumentarfilme von Sergei Loznitsa und Aleksandr Rastorguev aus einer praxisnahen Perspektive. Ihre Werke interpretieren Wirklichkeit und nutzen den Dokumentarfilm als Gestaltungsmittel, um blinde Flecken in der Gesellschaft sichtbar zu machen. Die Untersuchung fokussiert darauf, wie Bedeutung im Spannungsfeld zwischen konventionellen Formen und spezifischen filmischen Verfahren entsteht, die diese Konventionen aufbrechen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem ‚kleinen Menschen‘ als Protagonisten, seiner Kontextualisierung und seiner Abwesenheit als Handlungsträger. Rastorguev thematisiert die Macht und analysiert die Verbindung von familiärer und historischer Realität mit einer fast körperlichen Intensität. Seine Filme beginnen mit extremen Nähe und Intimität, um grundlegende menschliche Erfahrungen zu vermitteln. Loznitsa hingegen bleibt distanziert und nutzt formale Kamera- und Tonanordnungen, um die Gefilmten als Symptome einer Zeit-Raum-Einheit zu interpretieren. Trotz ihrer Unterschiede führen die Filme die Zuschauer*innen in die oft übersehene Hyperrealität des Alltags. Das Buch positioniert diese Werke im interdisziplinären Forschungsraum und diskutiert sie als gleichwertige Formen der Wissens- und Erfahrungsproduktion.