Was ist eigentlich ein Volk? Diese Frage beleuchtet der Autor, ein promovierter Ethnologe und Volkskundler, der zuvor an der Akademie der Wissenschaften der ehemaligen DDR tätig war. Er untersucht das Phänomen des „Nebel“, der den Volksbegriff umgibt, und dessen schleichendes Verschwinden aus dem wissenschaftlichen Diskurs und der Alltagssprache. Dabei kritisiert er die amerikanische Kulturanthropologie, die als zentrales ideologisches Instrument fungiert und die dynamische Lebensweise als Kultur betrachtet. Diese Sichtweise führt zur abstrakten Auflösung fester kollektiver Identitäten, was im Kontext der Globalisierung als Waffe gegen die Völkervielfalt genutzt wird. Der Autor bietet mit der „historisch-systemischen“ Methode der russischen Ethnos-Theorie eine überzeugende Alternative und testet deren Anwendbarkeit anhand der Entstehungsgeschichte seines eigenen Volkes. Er zeigt auf, dass die Ethnogenese nicht nur eine intellektuelle Konstruktion von Volkskundlern und Ethnologen ist, wie von Konstruktivisten behauptet, sondern ein realer Prozess der Weltgeschichte darstellt.
