Stuart Hall positioniert sich in seinem Referat über das theoretische Vermächtnis der britischen Cultural Studies, insbesondere im Kontext des Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) in Birmingham, durch eine autobiographische Erzählweise. Er betont, dass Autobiographie oft als Anspruch auf Authentizität verstanden wird, doch er vermeidet diesen Anspruch. Hall erklärt, dass er über seine Auseinandersetzung mit bestimmten Aspekten des theoretischen Erbes der Cultural Studies spricht, nicht um die Wahrheit oder die einzige Erzählweise zu beanspruchen, sondern um seine eigene Perspektive zu teilen. Diese essayistische Erzählweise könnte in wissenschaftlichen Kreisen den Verdacht auf Willkür und Relativismus erregen. Dennoch lädt Hall dazu ein, diese Perspektive zu erkunden. Hinter der Berufung auf Authentizität steht nicht nur die Annahme einer objektiven Wahrheit, sondern auch die Vorstellung, dass diese Wahrheit nur von bestimmten, als autoritär geltenden Erzählern vermittelt werden kann. Dies wirft die Frage auf, ob es wirklich nur diese „Bürgen“ für authentisches Wissen gibt, während anderen der Zugang zu dieser Wahrheit verwehrt bleibt.
Clemens Dannenbeck Knihy




Wann wird nationale oder ethnisch-kulturelle Herkunft als Unterscheidungsmerkmal relevant? Fragen nach Identität, Heimat und Fremde lassen sich nur bedingt durch „Blut“, Nationalität oder Kultur klären. Empfindungen wie heimisch oder fremd sind Teil koexistierender kollektiver Zugehörigkeiten und erfordern fortwährende Urteile. Konzepte wie Rasse, Klasse und Ethnizität sind nicht nur Identitätsangebote, sondern spiegeln auch historische gesellschaftliche Verhältnisse wider, in denen Menschen zu kollektiven Zugehörigkeiten gezwungen werden. Der Unterschied liegt darin, ob jemand seine Herkunft als ehrenwert präsentieren kann oder ob sie mit Ohnmacht assoziiert wird. Die Untersuchung des Zusammenlebens Jugendlicher in einem ethnisch heterogenen Münchener Stadtteil bricht mit der Praxis, Individuen primär über ihre Herkunft zu betrachten. Dieser Perspektivwechsel ist entscheidend, da Verhaltensweisen und Konflikte nicht vorab als „kulturell“ oder „ethnisch“ erklärt werden. Es geht nicht um die generelle Ablehnung eines kulturellen Blicks, sondern um Widerstand gegen dessen hegemoniale Erklärungen. Die verschiedenen Positionen in der sozialpädagogischen Arbeit zeigen, dass Jugendliche oft nicht auf die von Fachleuten gewünschten Merkmale reduziert werden können. Ein neuer Umgang mit Differenzerfahrungen erfordert die Einsicht, dass jede Programmatik eine bewusste Entscheidung darstellt, die Risiken birgt. Mit einem Vorwort von Fra
Inklusionssensible Hochschule
Grundlagen, Ansätze und Konzepte für Hochschuldidaktik und Organisatonsentwicklung
Die Debatten um inklusive Entwicklungen im Bildungssystem sind auch in den Hochschulen und Universitäten angekommen. Dabei geht es nicht nur darum, auf welche Weise inklusionsorientierte Studieninhalte in spezifische Ausbildungsgänge – etwa pädagogische Studiengänge – Eingang finden, sondern auch und gerade um eine inklusionsorientierte Entwicklung von Hochschulen und Universitäten als konstitutive Bestandteile des Bildungssystems. Die Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention hat sicher mit zur Folge gehabt, dass es bei diesen Überlegungen längst nicht mehr ausschließlich um die Verbesserung von Zugangs- und Nutzungsbedingungen für Studierende mit Mobilitätseinschränkungen geht (Maßnahmen zur Verbesserung der baulichen Barrierefreiheit). Vielmehr stehen grundsätzlich Fragen der Hochschulentwicklung in einer Hochschullandschaft auf der Tagesordnung, die mehr denn je durch Heterogenitäten ihrer realen und potenziellen Nutzer*innen gekennzeichnet ist.