Michael Sebastian Knihy






Die sozialwissenschaftliche Kindheitsforschung beschreibt Kinder als eigenständige Akteure und Mitglieder der Gesellschaft, die aktiv an ihrer Entwicklung mitwirken. Ein zentraler Aspekt ist die Perspektive von Kindern. Wie kann dieser Ansatz in geeignete Forschungsdesigns und Methoden umgesetzt werden? Es stellt sich die Frage, ob die Berufung auf die Perspektive des Kindes den Forschungsbereich der Kindheitsforschung definieren kann. Zudem wird der Unterschied zwischen Forschung über Kinder und über Erwachsene thematisiert. Welche forschungspraktischen Operationen sind notwendig, um die Perspektive der Kinder zu erfassen, und gibt es Grenzen dessen, was Erwachsene über Kinder erfahren können? Vorliegende empirische Daten zur Lebenssituation von Kindern wurden mit verschiedenen Erhebungs- und Auswertungsverfahren gewonnen. Die Anforderungen an methodologische Klarheit und Stringenz sind gestiegen. Jeder Beitrag dieses Bandes diskutiert die Logik der Gegenstandsangemessenheit in der Kindheitsforschung und deren praktische Umsetzung. Themen umfassen die Eigenart von Kindheitsforschung, die Methodologie der Perspektivität, den Diskurs der neuen Kindheitsforschung, Alltagspraktiken von Kindern, sowie die Generationenproblematik und die Bedeutung, Kinder ernst zu nehmen.
In den letzten zehn Jahren haben die Sozialwissenschaften einen neuen Fokus auf die Eigenwelt von Kindern gelegt, wobei deren gegenwärtige Lebenssituation im Vergleich zu ihrer zukünftigen Entwicklung an Bedeutung gewonnen hat. Zahlreiche Studien untersuchen den Alltag von Kindern, während die traditionelle sozialisationstheoretische Perspektive in den Hintergrund tritt, ohne dass eine konzeptionelle Auseinandersetzung erfolgt. Dies birgt die Gefahr, dass die Kindheitsforschung in problemorientierte Diskurse abdriftet und ihre Eigenständigkeit verliert. Der vorliegende Band trägt zur konzeptionellen Integration bei, indem er den oft nur programmatisch formulierten Gegensatz zwischen Kindheits- und Sozialisationsforschung thematisiert. Die Beiträge bieten empirische Belege und theoretische Argumente für eine sozialwissenschaftliche Forschung, die Kinder als Subjekte in ihrem Hier-und-Jetzt anerkennt, ohne die Entwicklung zu negieren. Ein einleitender Beitrag der Herausgeber skizziert die integrative Perspektive einer Soziologie des Kindesalters. Weitere Themen umfassen die Soziologie der Kindheit, empirische Studien zu Lebenswelten von Kindern, soziale Interaktionen und moralische Entwicklungen sowie unterschiedliche kulturelle Ansätze zur Kindheit. Der Band beleuchtet die Herausforderungen und Chancen der Kindheitsforschung in einem sich wandelnden sozialen Kontext.
Daß Familienmitglieder gegenseitig ihre körperliche, seelische und sexuelle Integrität verletzen, wird seit einiger Zeit auf neue Weise öffentlich thematisiert. »Gewalt gegen Kinder« und »Gewalt gegen Frauen«, neuerdings »Gewalt gegen Alte« in Familien sind die Stichworte, die eine gesellschaftliche Auseinandersetzung von erheblicher sozialpolitischer Brisanz kennzeichnen. Um die Spezifität familialer Gewalt zu begreifen, versucht die vorliegende Untersuchung in einem ersten Schritt, die weitgehend in voneinander abgeschotteten Zirkeln – primär der konventionellen Familiensoziologie, der feministischen Sozialwissenschaft, der Therapieforschung und der Sozialpsychologie, aber auch anderer Ansätze – diskutierten Problemstellungen, Konzepte und Befunde als selektive Wirklichkeitskonstruktionen aufzufassen und in einem fiktiven Kolloquium aufeinander zu beziehen. Im Mittelpunkt des zweiten Untersuchungsschritts stehen Interpretationen narrativer Interviews über die sozialen Bedeutungen von Gewalthandeln im Familienalltag. Sie gelten Normalisierungsstrategien. Das sind nicht Entschuldigungen, Rechtfertigungen, Vorwände oder Ausreden, sondern Erklärungen, mittels derer die Akteure in der Interviewsituation ihrem Gewalthandeln oder Gewalterleiden, von dem sie berichten, Sinn verleihen. Dabei explizieren sie handlungsorientierende Deutungsmuster. Zentrales Thema des Nachworts zur Taschenbuchausgabe ist die sexuelle Ausbeutung von Kindern innerhalb und außerhalb ihrer Familien.
Formierte Kindheit
Theorie institutioneller Kleinkinderziehung
Seit den 1990er Jahren wird die Kindertagesbetreuung im großen Stil ausgebaut. „Frühe Bildung“, „Frühe Hilfen“ und „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ sind die Leitmotive. Damit ist ein Wandel des Verhältnisses zwischen Eltern, Kindern und dem Staat verbunden, der das vertraute frühpädagogische Feld überschreitet. Das Buch vertritt die These, dass die Reform der Kindertagesbetreuung die frühe Kindheit deutlich verändert. Zunächst geht es um den Strukturwandel frühkindlicher Bildung und Betreuung. Es schließt sich eine theoretische Skizze der Bedeutung pädagogischer Organisationen für die Institutionalisierung früher Kindheit an.
Ordnungen der Kindheit
Problemstellungen und Perspektiven der Kindheitsforschung
Im vorliegenden Band werden theoretische und methodologische Grundlagen der Kindheitsforschung problematisiert und der Stand der Diskussion im Blick auf die Zukunft der sozialwissenschaftlichen Kindheitsforschung fokussiert.
Dieses Buch stellt die Qualitätsfrage, statt sie als bereits beantwortet vorauszusetzen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie Eltern und Erzieherinnen „ihren“ Kindergarten beurteilen und was im Kindergartenalltag geschieht. Darüber hinaus leistet die Untersuchung einen grundlegenden erziehungswissenschaftlichen Beitrag zu einem empirischen Qualitätsbegriff in der Pädagogik.