Sabine Reh Knihy






Recht und moderne Schule
Beiträge zu ihrer Geschichte
Fragen des Rechts und dessen Bedeutung bei der Entwicklung der Schule bis hin zu jener Form, die sie heute hat, haben im bildungshistorischen Diskurs eine eher nachrangige Rolle gespielt. Mit Unterstützung von Heinz-Elmar Tenorth sind für die Zeitschrift Recht der Jugend und des Bildungswesens zu diesem Themenfeld eine Reihe von bemerkenswerten Aufsätzen erschienen, die die historische Entwicklung in ihrer Breite nachzeichnen und ein Spektrum einzelner Fragestellungen vertiefen. Sie werden hiermit noch einmal und für ein breites Fachpublikum bestimmt vorgelegt.§Gewidmet ist dieser Band Heinz- Elmar Tenorth.
Für die Historische Bildungsforschung hat es eine zunehmende Berechtigung, sich besonders über das wissenschaftliche Wissen von Erziehung und Bildung erneut aufzuklären und mit der Präferenz für die „Wissensgeschichte“ den Blick auf einen Ansatz zu lenken, der sich programmatisch mit der historiographischen Rekonstruktion und Analyse der jeweiligen historischen Struktur, Herstellung und Geltung von Wissen und seiner Funktionen für (moderne) Gesellschaften befasst. Dieser Band konzentriert sich auf die deutsche Zeitgeschichte und legt seinen Schwerpunkt auf die Jahre zwischen 1945 und 1990.
Leistung als Paradigma
Zur Entstehung und Transformation eines pädagogischen Konzepts
- 403 stránok
- 15 hodin čítania
In dem Band geht es darum, das Phänomen der Leistung in seiner kulturell-gesellschaftlichen und pädagogischen Gewordenheit zu rekonstruieren und in seiner Selbstverständlichkeit und Logik zu dekonstruieren. Aus einer soziologischen Perspektive wird die Zentralität des Leistungsbegriffs für die moderne Gesellschaft nachgezeichnet. Über den historischen Zugang wird gezeigt, wie sich das Paradigma im Laufe der Zeit entwickelt. Praktiken der Leistungskonstruktion – Aufgabenstellungen, Prüfungen und Leistungsbewertungen – werden aus pädagogischer Perspektive aufgegriffen und kritisch reflektiert. Der Inhalt Entstehungskonstellationen der „Leistung“ vor 1900 • Konstellationen der „Leistung“ nach 1900 • Konstellationen der „Leistung“ am Ende des 20. Jahrhunderts Die Herausgeber Dr. Sabine Reh, Professorin für Historische Bildungsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktorin der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des DIPF. Dr. Norbert Ricken, Professor für Theorien der Erziehung und Erziehungswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum.
Der Band versammelt sechzehn Beiträge, die die vielgestaltigen Praktiken und Artefakte des Schreiben- und Lesenlernens in der Schule und ihren historischen Wandel in den letzten 250 Jahren thematisieren. Diese Bestandsaufnahme leistet einen Beitrag zur bildungshistorischen Erforschung dessen, was sich im Klassenraum und im Unterricht vollzieht. Lesen und Schreiben werden dabei einerseits als Prozesse der Kultivierung und Ästhetisierung behandelt, also als Akte der Aneignung von Welt und der Produktion von Wissen. Sie werden andererseits als Bestandteile von Subjektivierungsprozessen verstanden, in denen historisch je in besonderer Weise Ideen und Vorstellungen über ein Subjekt entstehen, das lesen und schreiben kann, und Subjekte selbst mit bestimmten Fähigkeiten, Gewohnheiten und Haltungen hergestellt werden. Die Beiträge schließen an aktuelle erziehungswissenschaftliche sowie sozial- und kulturgeschichtliche Überlegungen zu einem „practical turn“ an und erweisen dessen Fruchtbarkeit auch in der Bildungshistoriographie.
Im pädagogischen Diskurs erweist sich Aufmerksamkeit als ein vielgestaltiges und uneindeutiges Phänomen. Aufmerksamkeit erscheint sowohl als Voraussetzung wie auch als Ziel, sowohl als Mittel wie auch als Grenze der Pädagogik. In diesem Buch wird dargestellt, wie sich in historischer Perspektive Aufmerksamkeit als Motiv pädagogischer Reflexionen entwickelt und gleichzeitig als Element des pädagogischen Geschehens selbst produziert wird. In theoretisch-systematischer und empirischer Perspektive wird diskutiert, wie Erfahrung als ein Aufmerksam-Geworden-Sein, Lernen als Teilhabe an gemeinsamer Aufmerksamkeit, pädagogisches Handeln als Aufmerksamkeitslenkung aufgegriffen und Lernschwierigkeiten als fehlende Aufmerksamkeit pathologisiert werden.
Lernkulturen
Rekonstruktion pädagogischer Praktiken an Ganztagsschulen
In dem Band werden ausgehend von vier Fallstudien über verschiedene Ganztagsschulen in unterschiedlichen Bundesländern Entwicklungsprozesse beschrieben und Voraussetzungen und Schwierigkeiten erklärbar, die entstehen, wenn in einem Land wie Deutschland mit einer langen Halbtagsschultradition und entsprechenden Lernkulturen Ganztagsschulen eingeführt werden. Die Autor/inn/en nutzen zur Analyse einen neuen Begriff von „Lernkultur“, der es erlaubt, das pädagogische Geschehen an den einzelnen Schulen jeweils als Tradition zu rekonstruieren, die wie ein „Entwicklungspfad“ für mögliche Änderungen und die Rezeption von Reformbemühungen wirkt. Dass dann dabei typische Probleme auftauchen, etwa hinsichtlich des Umgangs mit dem Thema der Hausaufgaben, wird dabei offensichtlich wie auch verständlich.
Die Autorin hat in den Jahren 1995 und 1996 Interviews mit Brandenburger Lehrerinnen und Lehrern über deren Berufsleben geführt. Die entstandenen Texte zeigen, wie hier im Gespräch mit einer westdeutschen Erziehungswissenschaftlerin noch Jahre nach der „Wende“ unbeabsichtigt ein Rechtfertigungszwang produziert wurde. Er ließ die Beteiligten berufsbiographische Texte gestalten, die fast alle - in unterschiedlicher Weise - die Form eines erzählenden „Bekenntnisses“ annahmen. Er entstand, weil diese Interviews dem Kontext abwertender Diskurse über Lehrer und Lehrerinnen und über die pädagogische Praxis in der DDR nicht entkommen konnten. Er ließ die Beteiligten berufsbiographische Texte gestalten, die fast alle - in unterschiedlicher Weise - die Form eines erzählenden „Bekenntnisses“ annahmen. Die Autorin analysiert diese Texte als Resultate einer sozialen Praxis des narrativen Interviews, als Bestandteile pädagogischer und politischer Diskurse und als figürliche Konstruktionen, nicht als Repräsentationen von Vergangenheit. In der detaillierten Interpretation von vier ausgewählten Interviews zeigt die Autorin, in welchen Formen, mit welchen Erzählmustern und sprachlichen Bildern Elemente einer eigenen Berufsgeschichte neu interpretiert und bewertet werden und wie diese insgesamt als Wirksamwerden akzeptierter Motive und Prinzipien pädagogischen Handelns gestaltet ist.