Afrik – so rufen sie ihn, der zurückgezogen in einer Hütte oberhalb von Pfaffenweiler lebt. Das badische Weindorf hatte in Zeiten von Missernten und Hungerkrisen gehofft, seine Armen ein für allemal los zu sein, als es ihnen 1853 die Ausreise nach Algerien finanzierte und ihnen dort ein Paradies versprach – Rückkehr ausgeschlossen. Um das Geld für die Überfahrt aufzubringen, hatte die Gemeinde einen Wald abholzen lassen und die Fläche an Winzer verkauft. Den Weinberg nannten sie Afrika. Doch in Algerien erwartete die Aussiedler Hunger, Krankheit und Krieg. Unter ihnen war auch Franz Xaver Luhr mit seiner Mutter. Er ist als Einziger zurückgekehrt und bereitet nun seine Rache vor: Seit Jahrzehnten treibt er einen Stollen in den Weinberg, um ihn eines Tages zu sprengen. Er ist fast fertig. Doch eines Wintertags sitzt ein Junge auf der Bank vor seiner Hütte, bei sich nur einen Zettel mit den Worten: Je m’appelle Jacob. Tu es famille. Behutsam und berührend erzählt Sven Recker, auf wahren Begebenheiten basierend, von der Annäherung zweier Sprachloser und setzt den Ausgestoßenen von Pfaffenweiler ein literarisches Denkmal.
Sven Recker Knihy




Fake Metal Jacket
Roman
Peter Larsen ist Kriegsreporter. Einer von denen, die hingehen, wo es weh tut: dicht dran an Flüchtlingen, Kriegsopfern und Katastrophen, unerschrocken im Gespräch mit Warlords und Schleusern. Mit Bild und Ton, live und online. Nur: Alles ist Fake. Die syrischen Flüchtlinge sind afghanische Asylbewerber, der Seelenverkäufer ein Fischerboot in Brandenburg, der Rest aus dem Internet zusammengeschnitten – Hauptsache, es entspricht den Erwartungen, dann geht alles durch. Peter Larsen ist feige, und er weiß das, aber seine Masche funktioniert. Selbst schuld, wer das glaubt. Und schließlich steht er ja auf der richtigen Seite, für die Freiheit, gegen den Krieg, gegen Assad – der Zweck heiligt die Mittel. Als die bildschöne Cousine seines Kumpels und Komplizen Ahmad in Syrien Hilfe braucht, sieht Larsen die Gelegenheit, mit sich ins Reine zu kommen. Doch Leila kann sich keine Moral leisten, sie steht auf der anderen Seite, und Larsen wird erpresst: Entweder berichtet er von nun an zugunsten des Assad-Regimes, oder sein jahrelanger Betrug fliegt auf … Sven Recker, selbst Entwicklungshelfer für den Aufbau unabhängiger Medien in Krisenregionen, hat einen schwarzen Roman über Fake News, korrupte Journalisten und die Leichtgläubigkeit des Publikums geschrieben. Inspiriert von Fällen wie dem des »Fake-Kriegsfotografen« Eduardo Martins schreibt er packend und desillusionierend über die Wahrheit im Zeitalter ihrer technischen Produzierbarkeit.
Krume Knock Out
Roman
Wer ins Paradies will, muss erst einmal am Leben vorbei. Ein sezierender Blick auf unsere Gesellschaft, auf Bindungen, Bestimmungen und blinden Zufall. 'Stell dir vor, du bist ein Elefant und willst fliegen.' Börner, arbeitslos und trockener Alkoholiker, will endlich die Fahrprüfung bestehen und den Job als Busfahrer kriegen. Julia von Weisblum, Klinikärztin, fragt sich, ob die Stelle in der Schweiz der Ausweg aus ihrer Krise sein könnte. Der alte Schröder, ein inzwischen ziemlich hilfloser Großkotz, will sterben. Sein übergewichtiger Pfleger Thorsten soll ihm dabei helfen, verliebt sich in die Ärztin und trägt sowieso sein ganz eigenes Kreuz. Tatjana, Kindermädchen von Tills Sohn Felix, will endlich ihren eigenen Sohn zu sich holen. Till Schröder wiederum ertränkt seine Probleme und den nahenden Tod seines Vaters im Suff. Am Tresen trifft er Drago, einen Grasdealer mit gerade überstandener Hasch-Psychose, der mit seinem Bruder Marko das letzte, aber ganz sicher ganz große Ding drehen will. Alle versuchen ihr Leben in den Griff zu bekommen, alle Geschichten laufen, in unterschiedlicher Geschwindigkeit, auf das große Finale zu, wo alle in Börners Bus zusammentreffen. Es ist ein großartiges Figurenensemble, dem Recker hier Leben gegeben hat. Er erzählt seine Geschichten virtuos und auf der Höhe der Zeit. Sein Debüt ist schwebend polyphon in den Stimmen und sehr geerdet im Thema.
Endlich erwachsen! Nur, wie geht das eigentlich? Studium und Beruf organisieren, Finanzen klären, Versicherungen abschließen. Bekomme ich auch Förderungen und wenn ja, wie und wo kann ich sie beantragen? Welches Amt ist für mich zuständig und was muss ich tun, wenn ich meine erste Wohnung beziehe? Diese und viele weitere Fragen beantwortet das Buch. Kompetent, informativ, übersichtlich und vor allem schnell – man hat schließlich nicht ewig Zeit um erwachsen zu werden.