In this wide-ranging work, Caspar Hirschi offers new perspectives on the origins of nationalism and the formation of European nations. Based on extensive study of written and visual sources dating from the ancient to the early modern period, the author re-integrates the history of pre-modern Europe into the study of nationalism, describing it as an unintended and unavoidable consequence of the legacy of Roman imperialism in the Middle Ages. Hirschi identifies the earliest nationalists among Renaissance humanists, exploring their public roles and ambitions to offer new insight into the history of political scholarship in Europe and arguing that their adoption of ancient role models produced massive contradictions between their self-image and political function. This book demonstrates that only through understanding the development of the politics, scholarship and art of pre-modern Europe can we fully grasp the global power of nationalism in a modern political context.
Caspar Hirschi Knihy




Skandalexperten, Expertenskandale
Zur Geschichte eines Gegenwartsproblems
Das Wort der Wissenschaft hat in der Öffentlichkeit Gewicht. Umso attraktiver ist es für demokratisch gewählte Politiker, sich bei ihren Entscheidungen auf Experten zu berufen. Experten erhalten dadurch eine privilegierte Position in der Gesellschaft, und es mehren sich Stimmen, die vor dem Umkippen der Demokratie in eine »Expertokratie« warnen. Die Auswirkungen für die Wissenschaft finden dabei kaum Beachtung. Ihre Vertreter eignen sich als Skandalfiguren, an denen sich der Volkszorn abreagieren und die Politik schadlos halten kann – eine Entwicklung, die für die ganze Wissenschaft, gerade in antielitären Zeiten, zur Gefahr zu werden droht. In seiner großen Untersuchung rekonstruiert Caspar Hirschi die Geburt des Experten im Frankreich Ludwigs XIV. und veranschaulicht an faszinierenden »Expertenskandalen« aus Geschichte und Gegenwart, welche Risiken eine an politischen Interessen ausgerichtete Wissenschaft eingeht. Eine brisante Analyse mit wissenschaftspolitischer Sprengkraft und ein wichtiger Baustein für die Selbstkritik einer Wissenschaft, deren Vertreter den Platz am Tisch der Entscheider der Rolle des öffentlichen Kritikers immer häufiger vorziehen.
In der aktuellen Diskussion über die Zukunft des geisteswissenschaftlichen Buches spielt die Geschichte dieses Mediums eine entscheidende Rolle. Historische Analysen zu seinen Formen und Funktionen sind jedoch rar. KODEX 5 zielt darauf ab, dies zu ändern. Der Band thematisiert die materiellen, ästhetischen und epistemischen Möglichkeiten der geisteswissenschaftlichen Buchkultur und setzt dabei zwei Schwerpunkte, die teils gegensätzliche Perspektiven bieten. Der erste Schwerpunkt, Bleiwüste, untersucht geisteswissenschaftliche Bücher mit kleinem Format, einfachem Layout und niedrigem Preis, die besonders die Publikationskultur der Nachkriegszeit, insbesondere in den 1960er- bis 1980er-Jahren, geprägt haben. Diese Bücher wurden als Gebrauchsgegenstände für Studierende und Forschende konzipiert und oft so produziert, dass sie beim Gebrauch abnutzten. Der zweite Schwerpunkt, Bilderflut, widmet sich kunsthistorischen und philosophischen Publikationen, in denen Text und Bild sowie Argument und Ästhetik in komplexe Beziehungen treten. Hier stehen Gattungen wie Ausstellungskataloge und Kunsthandbücher im Fokus. Mit dieser Themensetzung möchte der Band all jene ansprechen, die über die Zukunft des geisteswissenschaftlichen Buches nachdenken und Inspiration aus der Vergangenheit suchen.
Wettkampf der Nationen
Konstruktionen einer deutschen Ehrgemeinschaft an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit
Am Beispiel Deutschlands und Italiens zeigt Caspar Hirschi, warum sich der Gemeinschaftstyp »Nation« gerade in Europa geformt und über Jahrhunderte gehalten hat. In jüngerer Zeit wird in den Sozialwissenschaften die Ansicht vertreten, Nationen seien Erzeugnisse der Moderne. Caspar Hirschis Theorie lautet gegenläufig, dass die Nationenbildung einen diskontinuierlichen Prozess von langer Dauer darstellt, der in Europa schon im Spätmittelalter eingesetzt hat. In Deutschland kommt den Humanisten besondere Bedeutung zu. Sie greifen die Propaganda der habsburgischen Kaiser an die Reichsstände auf und kombinieren sie mit politischen Diskursen der Antike. Damit begründen sie neue Formen der kollektiven Ehre und Ausgrenzung. Die eigene Gemeinschaft steht nicht mehr einer einheitlichen Masse von Heiden oder Barbaren gegenüber, sondern einer Vielzahl von Gemeinschaften, die kategorial gleich sind: Nationen. Dieses Gleich-zu-Gleich von autonomen Ehrgemeinschaften führt zu einem umfassenden Wettkampfkonzept. Diskurse entstehen, die die Überlegenheit der eigenen Nation beweisen sollen. Sie verleihen jeder Nation einen vermeintlich unverwechselbaren, realiter oft austauschbaren Charakter, der aus antiken Tugend- und Lasterkatalogen zusammengesetzt ist. Der humanistische Wettkampf der Nationen wird von der Konfessionalisierung abgebremst, trägt danach aber zum Siegeszug des modernen Nationalismus bei.