Nach den Rettungsmaßnahmen der Staaten für die Banken 2008 begann erneut die Debatte um den Zustand der liberalen Demokratien. War im ersten Überschwang der sogenannten Systemrettung noch von einer Rückkehr des Politischen die Rede, häuften sich schnell kritische Nachfragen nach der Legitimation der Regierungen bei den Interventionen zugunsten des Finanzmarktes. Immer klarer wurde, dass der Kern der liberalen Demokratie, das Budgetrecht der Parlamente, durch oligarchische Entscheidungszentren bedroht ist. Im Zentrum der Debatte stand Colin Crouchs These von der „Postdemokratie“, von der Aushöhlung demokratischer Institutionen im neoliberalen Zeitalter. Der Band lässt Crouch seine These noch einmal prägnant vorstellen, und setzt sich, das ganze Spektrum von affirmativ bis kritisch umfassend, mit der postdemokratischen These auseinander. Daneben wird in grundsätzlichen Beiträgen der Frage nachgegangen, wie es derzeit um die liberale Demokratie bestellt ist, und welche Möglichkeiten bestehen, demokratische Institutionen gegen den Zugriff von nichtlegitimierten Pressure Groups, Konzernen und Banken zu schützen.
Jürgen Nordmann Knihy


Der lange Marsch zum Neoliberalismus
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Der Neoliberalismus hat die These vom Ende der Ideologien widerlegt. Jürgen Nordmanns Buch bietet einen Beitrag zur Forschung über die Entstehung und Durchsetzung des Neoliberalismus als politisches Projekt. Die Frage, wie die neoliberalen Ökonomen um Hayek in den 1970er Jahren aus der Krise des Keynesianismus und Sozialismus als Sieger hervorgingen, steht im Mittelpunkt. Nordmann verfolgt einen differenzierten Ansatz und untersucht liberale Denkbewegungen bis zur Wende, wobei er die Bildung neuer intellektueller Lager analysiert, die um politischen Einfluss ringen. Besonders beleuchtet wird die Beziehung zwischen Hayek und Popper, die aus dem „Roten Wien“ der 1920er Jahre stammt und die Kontroverse zwischen „Kritischem Rationalismus“ und „Frankfurter Schule“ umfasst. Diese Philosophie war bereits im keynesianischen Zeitalter erfolgreich und ebnete den Weg für den radikalen Neoliberalismus. Nordmann zeigt, wie innerliberale Diskurse verengt und vereinfacht wurden. Insbesondere gelang es, den Keynesianismus weitgehend von der liberalen Landkarte zu verbannen und als „sozialistisch“ zu stigmatisieren. Die Radikalisierung des Liberalismus zum Neoliberalismus schloss damit alle Dritten Wege innerhalb des bürgerlichen Lagers aus.