Gerhard Lindemann Knihy




Für Frömmigkeit in Freiheit
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Die Evangelische Allianz wurde 1846 vor allem deshalb gegründet, um die unter den Protestanten bestehende Verbundenheit weltweit erfahrbar zu machen und nach außen sichtbar werden zu lassen. Zu dem Hauptelement dieser frühen ökumenischen Bewegung, ein Forum der Begegnung, des Austauschs und der gemeinsamen geistlichen Erfahrung herzustellen, gesellten sich bald praktische Bestrebungen. Ein Schwerpunkt lag hier auf Aktivitäten zur Verteidigung und zum Ausbau der Religionsfreiheit. Im spirituellen Bereich standen die Gebets- und seit 1855 auch die Abendmahlsgemeinschaft im Vordergrund.
Die im Völkermord an den Juden Europas gipfelnde antisemitische Politik der Nationalsozialisten fiel auf einen fruchtbaren Boden: Seit dem Untergang des Kaiserreichs 1918 hatte sich in Deutschland die antisemitische Bewegung verstärkt und war dabei in breiten Schichten der Bevölkerung unter Einschluß der christlichen Kirchen auf weitgehende Akzeptanz gestoßen. Die Darstellung von Gerhard Lindemann zeigt, wie eine große protestantische Kirche, die weite Teile Niedersachsens umfassende Hannoversche Landeskirche, seit 1918 auf die antisemitischen Tendenzen reagierte und ihnen häufig auch unterstützend entgegenkam. Für die Zeit der Weimarer Republik werden das ambivalente kirchliche Verhältnis zur ersten deutschen Demokratie und zur völkischen Bewegung bzw. NSDAP aufgezeigt, wobei ein besonderes Augenmerk auf den »Fall« des Borkumer Pfarrers Münchmeyer gerichtet wird, dessen militanter, für die »Judenfreiheit« der Nordseeinsel eintretender Antisemitismus auf keinerlei Kritik von seiten der hannoverschen Kirchenspitze stieß. Hingegen gelang es der Landeskirche noch, Bereiche wie das Alte Testament oder die Möglichkeit für getaufte Juden, ein Pfarramt zu übernehmen, gegen völkische Vorstöße zu verteidigen. Im NS-Staat wankten auch diese Säulen kirchlicher Identität. Neben einer Beleuchtung kirchlicher Reaktionen auf die NS-Judenverfolgung beschäftigt sich Lindemann in einem breiten Abschnitt mit der allmählichen Entfernung der Pastoren jüdischer Herkunft aus ihren Pfarrstellen und der in dem Verbot, sich an Gottesdiensten zu beteiligen, gipfelnden Ausgrenzung aller Christinnen und Christen jüdischer Herkunft aus der Landeskirche. Ein Blick auf die ersten Nachkriegsjahre macht deutlich, daß auch nach dem Ende des NS-Staates der Antisemitismus weiterlebte und kirchliches Handeln in einem nicht geringen Maße beeinflußte.
Im Namen der Freiheit
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Der Freiheitsbegriff hat Konjunktur. Politiker jeder Couleur berufen sich auf die Freiheit, wenn sie Veränderungen in der bundesdeutschen Gesellschaft anmahnen. Die Freiheitstradition in Deutschland ist jedoch eher schwach ausgeprägt – im Unterschied zu jenem Land, dem die alte Bundesrepublik ihr Entstehen und ihre Prosperität verdankte: den Vereinigten Staaten von Amerika. In der angloamerikanischen Welt wurden alle Variationen und Konstellationen von Freiheit durchdacht und praktisch erprobt. Die aktuelle Frage nach dem Verhältnis von Staat und Markt wie die nach dem Verhältnis von Religion und Rationalität in einem demokratischen Verfassungsstaat wurde in den USA von Epoche zu Epoche unterschiedlich beantwortet. Was sind die Voraussetzungen von Freiheit, wodurch wird sie bedroht? Welcher Impulse bedarf eine Gesellschaft, um Freiheit zu erreichen und immer wieder neu abzusichern? Besier und Lindemann gehen den angloamerikanischen Freiheitsvorstellungen von den Anfängen bis in die jüngste Gegenwart nach und beschreiben die Ambivalenzen des amerikanischen Freiheitsmythos.