Akten des 6. Kongresses der Gesellschaft für antike Philosophie 2019
The papers in this volume provide insights into the diverse discussions surrounding questions of agent and action theory in ancient philosophy, from the fifth century BCE up into late antiquity. It focuses on factors relevant to action such as the soul; the relationship between agents, actions, and goals; the rationality relevant to action; and taking action in the community
Aristoteles’ Eudemische Ethik steht bislang im Schatten seiner Nikomachischen Ethik. Diese Arbeit behandelt demgegenüber die Eudemische Ethik als Werk in eigenem Recht. Ihr Gegenstand ist die zentrale Theorie der Eudemischen Ethik, nämlich die des Glücks. Der Autor argumentiert gegen die übliche Auffassung, Aristoteles vertrete in der Eudemischen Ethik eine Glückstheorie, derzufolge das gute Leben aus mehreren gleichwertigen Arten von Aktivitäten bestehe. Er argumentiert für die These, daß menschliches Glück in der Eudemischen Ethik ein Sein ist, das strikt hierarchisch strukturiert ist. Konstitutiv für dieses Sein ist die durch charakterlich tugendhaftes Handeln unterstützte Aktivität des Intellekts. Die These wird zum einen durch Analysen von Eigenschaften des Glücks begründet, die Aristoteles ihm zuschreibt, nämlich den Eigenschaften des Guten und des Schönen, zum andern durch Analysen von ausgewählten Textpassagen wie dem Prooimion, dem ergon-Argument und dem Schlußkapitel VIII 3.
Einzelne Lebewesen fassen wir als Individuen auf, die über die Zeit hin Einheit besitzen und sich verändern können. Doch wie können sie Einheit besitzen, wenn sie sich verändern? Diese seit der Antike diskutierte ontologische Frage beantwortet Friedemann Buddensiek mit der These: Individuen sind Funktionsgefüge. Teil eines solchen– gegebenenfalls veränderlichen– Gefüges ist, was das Gefüge bildet und was durch Interaktion und Kooperation mit anderen Teilen zu dessen Selbständigkeit beiträgt. In der Kohärenz des Gefüges besteht die Einheit des Individuums. Die systematisch ausgerichtete Studie zeichnet sich durch ihre methodologische und empirische Absicherung ebenso aus wie durch die Zusammenführung von Diskussionen etwa zur Spezies, zur Vagheit, zur Reduktion, zur Emergenz und zur Funktion.