Leben ohne Psychopharmaka – geht das? Und wenn ja, wie? Nicht wenige psychoseerfahrene Nutzer von Neuroleptika haben den Wunsch, ihre Medikamente zu reduzieren. Tatsächlich könnten viele ihre Medikation nicht nur reduzieren, sondern sogar ganz absetzen und mit weniger oder ohne Psychopharmaka deutlich besser leben. Das Buch liefert Antworten auf die Frage: Wie funktionieren die Reduktion von Psychopharmaka und eine erfolgreiche Recovery? Vor dem Hintergrund eigener Erfahrung sowie aus der Begleitung als Angehöriger und Profi beschreiben die Autoren, wie dieses Vorhaben gelingen kann. Schlimme, Scholz und Seroka berichten auch von den Anstrengungen, Herausforderungen und Rückschlägen – eine Garantie für ein Gelingen kann es nicht geben. Mit viel Akribie haben die Autoren aus ihren langjährigen Erfahrungen und mit Bezug auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse alltagstaugliche Regeln für einen nachhaltigen Reduktions- und Genesungsprozess abgeleitet.
Jann E. Schlimme Knihy






Die abklingende Psychose
Verständigung finden, Genesung begleiten
Psychoseerfahrungen sind oft mit tiefgreifenden Verunsicherungen, Ängsten, Wahn, Halluzinationen und sozialem Rückzug verbunden, was für alle Beteiligten befremdlich wirkt. Die Autoren dieses Buches bieten ein Modell der abklingenden Psychose, das Orientierung und Handlungsanleitungen für Krisen, Alltag und Therapie bereitstellt. Entwickelt in Zusammenarbeit mit psychoseerfahrenen Personen, beschreibt das lebensweltliche Modell der Genesung die grundlegende Haltung und Werkzeuge für die gesundheitsfördernde Begleitung Betroffener. Die traditionelle Krankheitslehre hat die Frage, wie Psychosen abklingen, vernachlässigt, was dazu geführt hat, dass psychiatrische Behandlungen oft auf Psychopharmaka reduziert werden. Auch aktuelle Recoveryansätze bieten häufig nur einen globalen Blick auf den Genesungsprozess. Das Buch präsentiert ein neuartiges Modell, das entscheidende Wendepunkte und Stufen im Genesungsprozess aufzeigt. Psychosen klingen ab und Genesung gelingt, wenn geeignete Sozialräume, gemeinsame Erzählungen und non-verbale „Abschalttechniken“ entwickelt werden. Ziel ist es, die Lebenswelt und Bedürfnisse psychoseerfahrener Menschen besser zu verstehen und schrittweise Verständigungsmöglichkeiten aufzubauen, um den Genesungsweg optimal zu unterstützen. Zahlreiche Begleitbeispiele verdeutlichen, wie dies möglich ist und wie alle Beteiligten aktiv dazu beitragen können.
Verlust des Rettenden oder letzte Rettung
Untersuchungen zur suizidalen Erfahrung
- 687 stránok
- 25 hodin čítania
In zwölf Untersuchungen wird der Suizidalität mit einer phänomenologischen Methode nachgegangen. Wie ist es, suizidal zu sein? Die ineinander greifenden, aber einzeln lesbaren Untersuchungen befragen die Suizidalität mit der für dieses Phänomen erforderlichen Tiefe, die auch der suizidale Mensch erreicht: Wozu lebe ich? Wem das Leben hierauf keine sinnstiftende Antwort mehr zu geben vermag, wem das Leben unerträglich geworden ist, wem alles Rettende im Leben verloren ist, dem bliebe zumindest noch der Tod als das radikal Andere des Lebens. Umfassend verzweifelt zeigt sich dem Menschen - ganz unbenommen dessen, wie er sich selbst versteht - sein eigener Tod als ein letztes Rettendes. Die Frage, ob sich der Mensch tatsächlich den Tod geben soll, bleibt hingegen ein Leben lang unentschieden und verweist auf die radikale Offenheit des Lebens. Die Untersuchung stellt diese radikale Offenheit des Lebens in den Mittelpunkt der Überlegungen. Neben verschiedenen philosophiegeschichtlichen Ansätzen werden aktuelle humanwissenschaftliche Positionen diskutiert. Außerdem analysieren vier Kapitel „Fälle„ aus der Literatur (J. W. Goethes „Die Leiden des jungen Werther“, I. Bachmanns „Der Fall Franza", H. v. Kleist, J. Améry).
Scham und Berührung im Film
- 141 stránok
- 5 hodin čítania
Das Kino ist zunächst berührungsabstinent. Es stellt die Frage, ob es mehr als nur virtuelle Berührung bieten kann. Berührung hat im Film eine vielschichtige Bedeutung: Die Protagonisten berühren sich, und der Film berührt die Zuschauer. Eingeklemmt in ihren Kinosesseln, fesselt das Geschehen auf der Leinwand die Zuschauer und trennt sie von der Realität, während sie unwillkürlich von ihren Helden berührt werden. Die Möglichkeiten des Kinos sind nahezu unbegrenzt, solange man im Saal bleibt. Dennoch bleibt die Frage, wie tief die Berührung wirklich geht. Kino zeigt, wie es auf verschiedene Weisen berühren kann: sanft, intensiv, erotisch oder brutal. Ist dies jedoch die gesamte Wahrheit des Berührens? Kann das leibliche Berühren im Kino thematisiert werden? Wo bleibt die Scham, wenn cineastische Virtualität und körperliche Realität aufeinandertreffen? Diese Scham betrifft nicht nur die Protagonisten, sondern auch die Zuschauer, die im Kinosessel dem eigenen Blick ausgesetzt sind, den sie sich im Spiegel der Leinwand zuwerfen. Sechzehn Beiträge untersuchen diese Fragen und liefern anhand unterschiedlichster Filme Antworten.
Unentschiedenheit und Selbsttötung
- 205 stránok
- 8 hodin čítania
Seit Anbeginn der Kultur stellt sich der Mensch immer wieder die ungeheure Frage: Tod oder Leben? Ob man weiterleben will oder nicht, erfordert eine ganz persönliche Antwort. Doch auch für einen suizidalen Menschen ist die Entscheidung nicht eindeutiger, klarer oder einfacher, sondern zunächst schlicht dringlicher. Das Furchtbare an der Suizidalität ist genau diese Hin- und Hergerissenheit zwischen Leben und Nichtleben. Diese Unentschiedenheit im Diskurs zur Suizidalität wird aus philosophischen, psychiatrisch-psychologischen, soziologischen und kulturwissenschaftlichen Perspektiven thematisiert. Dabei wird deutlich, dass es keine eindeutigen Antworten geben kann, auch wenn uns alle der Wunsch begleitet, dass jeder Mensch sein Leben bejahen kann.