Willekes Motive gehen aus der europäischen Jugendkultur der Achtziger und Neunziger hervor, die sich mit dem subkulturellen Einfluß Amerikas auf die Erzeugung prägnanter Symbole in unserem Alltag beschäftigt: fiktionale Unholde, Fastfoodgebäude und -verpackungen, bizarre Zeichentrickfiguren, beschwörerisch tätowierte Rücken, nächtlich tanzende Lichter, Crime. Willeke schafft in der physischen Direktheit und in dem Ungestümen seiner Malerei einen Gegenpol zur amerikanischen Pop-Art. Seine Bilder nähren sich nicht von den graphischen Rastern der großen Billboards, der Werbetafeln oder des Comic, sondern von einem gestischen Pinselschwung, der eher der Impulsivität des Graffitti und der Streetart entlehnt ist. Willekes Bilder setzen sich nicht aus Teilen zusammen sondern sind auf einen Schlag da. Sie erzählen keine Geschichten, sie zeigen ohne Umschweife die subkulturellen Auswüchse medial angeregten Phantasien. Die Macht seiner Bilder erwächst aus der physischen Präsenz der Bildsymbole, ihrer Größe, der Brillianz der Farbkontraste und der Gischt der Farbmaterie, die wie aus einer gewaltigen Woge geströmt das Bild bedeckt.
Nils Plath Knihy


Hier und anderswo
Zum Stellenlesen bei Franz Kafka, Samuel Beckett, Theodor W. Adorno und Jacques Derrida
Nichts spricht dafür, von einem Text zu erwarten, auf der Stelle zu lesen zu sein, und nichts kann einem versprechen, ihn von der einen Stelle aus lesen zu können. Im »Stellenlesen« wird dies produktiv vergegenwärtigt. Konstellative Lektüren bei Franz Kafka, Samuel Beckett, Theodor W. Adorno und Jacques Derrida zeigen, wie das Gelesene in einem nie ganz gegenwärtigen Jetzt zwischen Vergangenem und Zukünftigen sich entfaltet. Diese Lektüren sind in zeitgebundenen, unzeitgemäßen und stets ungleichzeitigen Kontexten angesiedelt. Sie kommentieren ausgewählte Stellen in den Texten der genannten Autoren sowie korrespondierende Schriften von Paul Celan, Peter Szondi und anderen. Dabei werden gängige Lektüremodalitäten hinterfragt und Möglichkeiten zur kritischen Kommentierung aufgezeigt. Dies geschieht nicht durch selbstgewisse Interpretationen, sondern durch ein auf die Künftigkeit gerichtetes »Stellenlesen«. In diesen Lektüren werden Themen wie Datum, Zeit, Überleben, Tod, Signatur, Aktualität, Ereignis, Erinnerung und Toposforschung mit disziplinären und methodologischen Fragestellungen verknüpft. So wird deutlich, wie produktiv Erörterungen zur Lesezeit und zur Zeit in Lektüren jenseits etablierter Interpretationsformate sein können, um grundlegende Fragen zu Standorten und deren Reflexionen in und für Lektüren zu stellen, die über bloße literaturwissenschaftliche Interpretationen hinausgehen wollen.