Das Versfragment «Gespräch über Bäume» von Brecht hat die Naturlyrik in ein fragwürdiges Genre verwandelt und Widerspruch ausgelöst, nicht nur in Paul Celans lyrischer Antwort «Ein Blatt, baumlos», sondern auch in den Reaktionen von Erich Fried und Günter Eich sowie in der ökokritischen Dichtung seit den 1970er Jahren. Während Brechts Werk Natur und Landschaft als zentrale Themen behandelt, untersucht dieser Sammelband, wie das heutige Interesse an der Natur mit Formfragen und poetologischen Reflexionen in der deutschsprachigen Lyrik seit den 1990er Jahren verknüpft ist. Es wird gefragt, wie sich diese Formfragen mit einem diachronen Blick auf Ornamente und Schreibweisen wie Arabesken und Grotesken sowie Gattungsbezeichnungen wie Silven oder Florilegien verbinden. Zudem wird die Beziehung zwischen arborealen und mykologischen Strukturmodellen – wie Baumdiagrammen, Rhizomen oder Myzele – und vegetabilen Formvorbildern thematisiert. Die Beiträge des Bandes beleuchten, wie sich botanisches Wissen, medienkritisches Bewusstsein und ästhetisches Naturerleben in der deutschsprachigen Gegenwartslyrik zu neuen dichterischen Formen verweben und welche Poetologien des Vegetabilen dabei entstanden sind.
Yvonne Al Taie Knihy




Sprachtheorien für sich genommen sind schon lange ein beliebter Untersuchungsgegenstand; seit jüngster Zeit auch das Bild und Bildtheorien. Mit Hilfe des Bildbegriffs erweitern die Frühromantiker ihren Poesiebegriff vom rein Ästhetischen zum Philosophisch-Erkenntnistheoretischen hin und vermögen so die Poesie zum Instrument universaler Weltdeutung zu erheben. Diese Arbeit untersucht in einem doppelten Ansatz sowohl die frühromantische Sprach- als auch Bildtheorie. Es wird nachgewiesen, dass die sprachtheoretischen und poetologischen Debatten der Frühromantiker von einer subkutanen Bildtheorie geprägt sind.
Die Frühe Neuzeit ist charakterisiert durch die exponentiell zunehmende Diversifizierung von Wissensformen und -diskursen als Folge medialer, technologischer, institutioneller und soziokultureller sowie epistemischer Umbrüche und interkultureller Einflüsse. Die Beiträge in diesem Band aus der Anglistik, Germanistik, Philosophie und Romanistik untersuchen die frühneuzeitlichen Transformationen und Diversifizierungen auf dem Gebiet des moralisch-ethischen Wissens in Europa. Im Fokus stehen literarische und philosophische Verhandlungen über Praktiken des Alltags, aber auch über Regeln der Repräsentation, Kommunikation und letztlich über den Status traditioneller Ethiken angesichts medialer Umwälzungen und Neuperspektivierungen. Die Dynamik der Generierung, Etablierung, Verbreitung, Kontrolle und Disqualifizierung von moralischem Wissen zeigt sich in der subtilen oder offenen Anfechtung, Unterminierung und langwierigen Aushöhlung der Bestandsqualitäten von Wissen, das in Wissensordnungen und Institutionen etabliert ist.
Wie Yvonne Al-Taie aufweist, lässt Libeskinds Auseinandersetzung mit jüdischen Themen zwei Schwerpunkte erkennen: die Shoah als irreversibler Bruch innerhalb der jüdischen Geschichte und die Schrift als Garant der Kontinuität jüdischer Tradition. Libeskind greift dabei auf Werke Walter Benjamins, Paul Celans oder Jacques Derridas ebenso zurück wie auf mystisch-kabbalistische Zahlen- und Buchstabenspekulationen, mit deren Hilfe er seine architektonischen Metaphern jüdischer Identität entwickelt und in architektonische Formensprache überführt.