Trotz unzähliger Forschungsbeiträge zur Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und dem „Verweigerungskünstler“ Thomas Bernhard wurde den Verbindungslinien beider Autoren noch nie vergleichend nachgegangen. Der Band erschließt zum 30. Todestag Bernhards (u. 15 Jahre Nobelpreis für Jelinek) anschaulich ein breit gefächertes Spektrum an Themen, Perspektiven und Werken beider Schriftsteller im Vergleich. Mit einem Essay von Elfriede Jelinek.
Im Konnex zweier historischer Themen, dem Tod im nationalsozialistischen Vernichtungslager und dem durch die Atombombe, legt Paul Celan mit Engführung Zeugnis des ewig Inkommensurablen ab. Die doppelte Referenz korrespondiert daher im Gedicht mit einem komplexen intertextuellen Verfahren, das keine Namen nennt, sondern durch seine poetische Sprache das zu Bezeugende nur evoziert. Da Sprechen immer auch metaphorisches Sprechen und Denken immer auch Denken in Chiffren ist, macht es sich die vorliegende Interpretation zur Aufgabe, diese Problematik des konkreten Benennens aufzufangen. Besonders dem Zitat kommt in Celans Lyrik im > Angesicht von Auschwitz< eine Schlüsselfunktion zu, denn der Verweis – ob affirmativ oder negativ – ruft ein Drittes herbei, von dem Zeugnis abgelegt wird. Das Zitat selbst ist also bereits ein Zeugnis. Von Szondis und Derridas Celan-Interpretationen zu Lyotards und Agambens Theorien der Zeugenschaft führt die „untrügliche[] Spur“ dieser Studie, die sich trotz aller terminologischen Widrigkeiten bemüht, Einwand zu erheben gegen die in der Forschung üblichen Fixierungen auf das Zitat als höchste Autorität. Gleichzeitig wird Celans spezifische Repräsentationskritik herausgearbeitet, die auch und vor allem Sprachkritik ist.