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Thomas Altfelix

    Das Pädagogische jenseits von Erfahrung und Denken
    Sinnbildung als Bildungssinn
    Bildung und Proflexion
    Zukunft und Fremdheit
    Idealität und Materialität
    • Der Weg vom Ich zum Du, der Weg vom Transzendentalen zum Ziszendentalen, ist ein Weg, den man auch als einen Weg vom Ideellen zum Materiellen definieren kann, so dass sich hier eine Ideo-Materiologie ergibt. Diese Ideo-Materiologie steht dann einer Materio-Ideologie gegenüber. D. h. man kann den Weg auch vom Du zum Ich gehen, zurückgehen, und nicht nur vom Ich zum Du vorgehen. [...]. Man kann also entweder ziszendental sagen: Das Sprachliche muss sich erwörtlichen, oder transzendental: Das Wörtliche muss sich versprachlichen. [...]. In diesen beiden Fällen gilt das Ideelle als Form und das Materielle als Inhalt im Satzzusammenhang. (Franz Fischer 1970)

      Idealität und Materialität
    • "Im Fremden liegt immer das fruchtbare Moment, dass ein Selbstkreis durch eine Fremdheit auf die Zukunft hin erneut wird. […]. Die Du-Liebe ist die Nächstenliebe, die Fremdliebe ist die Fernstenliebe - will sagen, im Du sind wir in der Freundschaft, in der Feindschaft sind wir uns fremd und die Feindesliebe ist die Liebe, die auf das Fremde hinweist und sich dorthin ergänzt. […]. Im Dies, im Du, im Fremden, im Neuen, im Morgen, in der Zukunft, dort setzen wir an." (Franz Fischer 1970)

      Zukunft und Fremdheit
    • Es ist jedoch Fischers in dieser Weise erstmalig vertretene These, dass die vorausgesetzte Wirklichkeit entgegen allgemeiner Auffassung nicht nur einstweilen, sondern grundsätzlich nicht voll aussagbar ist. Die Wirklichkeit des Kindes Sabine wird gemeint, gesagt wird ihr ,Fall', getroffen wird dann diese Sabine selbst im konkreten Umgang mit ihr. Obgleich nun die Vorausgesetztheit der Wirklichkeit und damit das Primat der Praxis weitgehend akzeptiert werden, schleicht sich doch allgemein ein bezeichnendes Zeitmissverständnis ein: Es entsteht der Eindruck, als habe die Praxis zwar ein Primat, sei aber auch das Primitive, das nun durch die ,höherstehende' Theorie erst Sinn erhält, als würde die Praxis durch die Theorie überholt. Aus dem Vorausgehen der Wirklichkeit wird ihr Vorherliegen. Der Ausdruck dieses Allgemeinverständnisses zeigt sich z.B. im geringen Selbstbewusstsein des Praktikers gegenüber dem Akademiker, das doch völlig unsinnig ist, wenn man davon ausgeht, dass der Sinn der Theorie die Verwirklichung ist.

      Bildung und Proflexion
    • Die Position der Bildungswirklichkeit ist unter den Wissenschaften von besonderem Interesse. Denn gerade für sie gilt es ja, daß sie eine Stellung einnimmt, die es uns nicht gestattet, diese in ein Verhältnis der Gleichordnung zu jenen zu bringen. Da nämlich der Gegenstand der Bildungstheorie die Vermittlung ist, es aber alle Wissenschaften wohl gemeinsam haben, sich nur durch Vermittlung faktisch vollziehen zu können, jedoch auf diesen Umstand nicht zu reflektieren, ergibt sich, daß die Prinzipien dieser Wissenschaften von dem eigentlichen Sinn der Bildungswirklichkeit abstrahieren und die gemäß ihnen abgeleiteten Sinnverhalte relativ allgemein zu dieser sind.

      Sinnbildung als Bildungssinn
    • Pädagogik ist heute mehr denn je sowohl analytisch-empirisch vorgehende Erziehungswissenschaft als auch transzendentalphilosophisch-hermeneutisch orientierte Bildungsphilosophie. Diese Spaltung sorgt für eine unversöhnliche Sichtweise auf das Pädagogische als Forschungsgegenstand der Pädagogik. Behandeln Erziehungswissenschaftler das Pädagogische als ein Phänomen, das immer schon der wissenschaftlichen Erfahrung zugänglich ist, so betrachten es Bildungsphilosophen von vornherein als Gegenstand einer Begriffsreflexion. Der Streit der klassischen Erkenntnistheorie zwischen Empirismus und Rationalismus findet hier seine moderne Fortführung, insofern jeweils die Erfahrbarkeit oder die Denkbarkeit des Pädagogischen zur Letztbegründung erhoben wird. Zu einer gemeinsamen Grundlage kann die Pädagogik jedoch nur finden, wenn sie das Pädagogische als einen der Erfahrung und dem Denken gleichermaßen vorangehenden, unmittelbaren Geschehenssinn versteht. Diese dritte Möglichkeit bietet der Ansatz des früh verstorbenen Philosophen und Pädagogen Franz Fischer (1929-1970), dessen Werk hier einer erkenntnisethischen Analyse unterzogen wird.

      Das Pädagogische jenseits von Erfahrung und Denken