Der Aufsatzband versammelt die Beiträge der Tagung 'Festung im Fokus – Mathematische Methoden in der architectura militaris des 16. und 17. Jahrhunderts und ihre Sublimierung in der architectura civilis', die im Oktober 2008 in Dresden stattfand. Eine bastionäre Festung stellte eine zentrale Herausforderung für die zeitgenössischen Wissenschaften dar. Ihre Planung erforderte einen bislang unbekannten organisatorischen, vermessungstechnischen und gestalterischen Aufwand. Die Elemente des Festungsgürtels mussten so angeordnet werden, dass wechselseitige Deckungen und lückenlose Verteidigung möglich wurden. Die Verknüpfung der fortifikatorischen Praxis mit mathematischem und philosophischem Wissen ermöglichte es, die sichtbare Welt nach geometrischen und optischen Gesetzen neu zu gestalten und die militärische Technologie in eine kulturelle umzuwandeln. Diese neue Entwurfspraxis fand auch Anwendung in der Gartenkunst und der zivilen Architektur, was weitreichende Folgen für die visuelle Wahrnehmung und neue Paradigmen politischer Repräsentation hatte. Der Band widmet sich dieser selten zusammengefassten Kombination von mathematischem Kern und kultureller Sublimierung.
Bettina Marten Knihy




Limburg im idyllischen Lahntal zwischen Taunus und Westerwald war schon im Mittelalter eine wichtige Station am Fernweg zwischen Frankfurt und Köln; Händler wie Pilgerreisende nach Santiago de Compostela machten hier Halt. Blickfang und Anziehungsmagnet ist auch heute der Hohe Dom St. Georg, der die Stadt überragt. Er wurde am Übergang vom romanischen zum gotischen Kunststil errichtet. Weitere Inkunabeln der Stadt sind: eine sorgfältig restaurierte Altstadt mit einem großen Bestand an mittelalterlichen Fachwerkbauten, das Diözesanmuseum mit der berühmten Limburger Staurothek, Adelshöfe aus der Renaissance-Zeit, historistische und gründerzeitliche Wohn- und Geschäftsbauten; genossenschaftliche Wohnsiedlungen aus den 1920/30er Jahren sowie zahlreiche Kirchenbauten aus dem 20. Jahrhundert reflektieren zeitgenössische Architekturströmungen auf engem Raum. Überregional herausragende Bauten sind ferner das Priesterseminar des bedeutenden Architekten Dominikus Böhm und das Gebäude der Mundipharma-Werke des Bauhaus-Schülers Marcel Breuer. Der reich bebilderte Führer gibt auf 32 Seiten kunsthistorisch fundiert eine Einführung und einen informativen Überblick über die Baugeschichte des Domes und die weiteren kulturhistorisch bedeutenden Denkmäler der Stadt vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert. Ein Stadtplan rundet den Führer ab. Das Buch richtet sich an interessierte Touristen und Einheimische.
Carl Justi war einer der Gelehrten, die im 19. Jahrhundert die noch junge Wissenschaft der Kunstgeschichte als historische Disziplin an den deutschen Universitäten fest verankerten, vor allem während seiner drei Jahrzehnte dauernden Lehrtätigkeit am Kunsthistorischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. In dieser »Gründer«-Zeit leistete er mit seinen umfassenden, kulturhistorisch ausgerichteten Forschungen einen bedeutenden Beitrag zu den Methoden des Fachs. In ausgedehnten Studienreisen erforschte Justi systematisch die Kunst der Iberischen Halbinsel. Vor allem seine Biografie über Velázquez erreichte über die Fachgrenzen hinaus bis heute ein breites Publikum und trägt zur intensiveren Rezeption der Kunst jenseits der Pyrenäen bei.
Nachdem um 824 das (vermeintliche) Grab des Apostels Jakobus im äußersten Nordwesten Spaniens entdeckt wurde, was erste Pilgerströme auslöste, entstand ab dem 12. Jahrhundert auf der iberischen Halbinsel eine Pilgerhauptroute. Die am Weg gelegenen Brücken, Hospitäler, Gasthäuser, Kirchen und Klöster sowie Quellen und Legenden bezeugen diese bis heute höchst lebendige Vergangenheit. Der Band führt zu den Zentren und den abgelegeneren Orten dieses Pilgerweges, gibt Einblick in deren Kulturgeschichte und erläutert die kunsthistorischen Besonderheiten der Bauten samt ihrer Ausstattung: vom Kloster Roncesvalles bis Santiago de Compostela.