Anna weiß von ihrer Oma Rose-Marie: Verantwortung ist der erste Schritt zur Wiedergutmachung einer großen Schuld. Rose-Marie war unter Hitler überzeugte Nationalsozialistin und Führerin beim BDM-Werk `Glaube und Schönheit`. Um ihre Geschichte aufzuarbeiten, reist Anna nach Würzburg. Sie will ein Buch über das Leben ihrer Großmutter schreiben. Doch die Leben der beiden Frauen verweben sich immer stärker ineinander: Was hat Rose-Marie im „Dritten Reich“ getan? Welches Geheimnis steckt hinter der Geschichte von Annas Opa? Und was verschweigt sie sich selbst? Während 1945 alles unaufhaltsam auf den Untergang Würzburgs zusteuert, muss sich Anna in der Gegenwart ihren eigenen psychischen Abgründen stellen. Ein Familienroman über das große Wort Schuld, Ideologien und die Befreiung davon, über das Hier und Jetzt von Verantwortung und über Liebe, die Generationen verbindet.
Sonja Weichand Knihy



Mona weiß nicht, was Berührung ist. Sie lebt nichtsahnend in einer virtuellen Realität ohne haptisches Feedback. In Monas Welt gibt es keine körperliche Nähe, geschweige denn Sex. Als Brandon, ein junger Uni-Absolvent, zu diesem Menschenexperiment stößt, erkennt er dessen Grausamkeit. Doch findet er den Mut, nach dieser Einsicht zu handeln, und ist Mona überhaupt bereit für eine Welt außerhalb der VR? Wie fühlt es sich an, Dinge und Menschen zum ersten Mal zu berühren? Ein spannungsgeladener Roman rund um die Frage, wer wir wären ohne Berührung und Nähe - aber auch ohne Verletzungen. Würden wir uns am Ende für die Sicherheit einer Welt entscheiden, in der es scheinbar keine negativen Erfahrungen gibt? Sonja Weichand spielt mit dem Genre der Dystopie, denkt es weiter und entwickelt ganz nebenbei eine feministische Utopie, die gute Laune und sogar Hoffnung für die Zukunft macht.
Gibt es eine neutrale Geschichtsschreibung? Oder ist jede Darstellung in ihren Gewichtungen, Wertungen und Formulierungen bereits subjektiv? In vergleichender Darstellung von den Anfängen der Historiographie im 19. Jahrhundert, über Nietzsche bis zu postmodernen Autoren wie Hayden White oder Jacques Derrida kommt Sonja Weichand zum Ergebnis: Inszeniert wird nicht nur im Theater. Schon Bertolt Brecht hat bewiesen, dass subjektive Wahrheit und Inszenierung nicht weit auseinander liegen müssen. Ein gutes Beispiel dafür ist sein Drama „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“, das die realen Umstände der nationalsozialistischen Machtergreifung verfremdet darstellt. Zu hinterfragen ist dennoch, warum und auf welche Weise Fakten von ihm verfremdet wurden. Außerdem sind die Inszenierungen von Wirklichkeit und Emotionen, die durch die Nationalsozialisten tagtäglich erfolgten, sowohl ein Thema des Stücks als auch ein wissenschaftlich erarbeiteter Tatsachenbestand. Hier schließt sich der Kreis zu der Frage, ob dargestellte Wahrheit überhaupt wahr sein kann. Ist Wahrheit am Ende nicht immer eine Frage der Macht – sei es auf der Bühne oder in der Politik?