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Hans-Jürgen Glinka

    1. január 1949
    Biografie und Raumerleben
    Das narrative Interview
    Prozesse der Fremdbestimmung in der Biografie
    Kollektive Verlaufskurve und individuelles Erleiden
    Veränderungen in den Orientierungsmilieus von städtischen Bewohnern
    Kulturelle und politische Partizipation von Kindern
    • Kollektive Verlaufskurve und individuelles Erleiden gehören zu den großen Prozessstrukturen, die dem intentionalen Handeln nur sehr begrenzt oder gar nicht zugänglich sind, weil sie der Fremdbestimmung unterliegen und auf die der davon Betroffene lediglich reagieren, diese aber, einmal in Gang gesetzt, in ihrem Verlauf nicht ohne professionelle Hilfe erfolgreich bearbeiten und ihr entkommen kann. Welche Mechanismen in diesem Erlebenskontext ihre Wirkung entwickeln und wie sie sich in der Lebensgeschichte einzelner Akteure aus dem Hochschulmilieu vor dem Hintergrund der dynamischen Veränderungsprozesse, die die deutsch-deutsche Wiedervereinigung zur Folge hatte, niederschlagen, arbeitet Hans-Jürgen Glinka in dem hier vorliegenden Forschungs- und Erkenntnisprozess sukzessive heraus.

      Kollektive Verlaufskurve und individuelles Erleiden
    • Das Buch nimmt vor dem Hintergrund des Ablaufprozesses einer qualitativ-interpretativen Forschung im sozialwissenschaftlichen Bereich die Lebensgeschichten zweier alleinerziehender Mütter in den analytischen Blick und richtet den Erkenntnisfokus auf die unterschiedlichen Prozesse der Fremdbestimmung und deren Wirkmechanismen. Während das intentionale Handeln zusehends gegen Null läuft, greifen die das Handeln fremdbestimmenden Mechanismen der den Betroffenen von außen auferlegten Rahmenbedingungen immer stärker und dominieren letztendlich die gesamte Alltagsorganisation. Durch die Fremdunterbringung jeweils eines der Kinder werden individuelle Erleidensprozesse in Gang gesetzt und auf Dauer gestellt, aus denen sich die Betroffenen ohne professionelle Hilfe kaum noch befreien können. Über das genaue Nachzeichnen der aufeinander aufbauenden analytischen Arbeitsschritte werden die Entwicklungsprozessstrukturen – sowohl im Erleben der Fremdbestimmung als auch in der Hervorbringung der individuellen Ressourcen und Bearbeitungsmuster – sukzessive und im Hinblick auf die Erkenntnisgenerierung nachvollziehbar herausgearbeitet und im soziobiografischen Kontext dargestellt. Das Buch stellt für junge ForscherInnen ebenso wie für professionell orientierte Fachkräfte in sozial-helfenden Berufen eine Fülle von Handlungsoptionen und neuen Erkenntnisperspektiven bereit.

      Prozesse der Fremdbestimmung in der Biografie
    • Das narrative Interview

      • 231 stránok
      • 9 hodin čítania

      In diesem Lehrbuch werden interessierte Studierende ebenso wie Berufspraktiker mit der Forschungslandschaft und dem analytischen Instrumentarium des narrativen Interviews vertraut gemacht. Das narrative Interview als Erhebungs- und Analyseverfahren stellt eine besonders einfühlsame und behutsame Form des offenen Interviews dar, die insbesondere der professionellen sozialen Arbeit im Hinblick auf die Erkundung und Analyse komplexer und hochdifferenzierter Lebenswelten und Problemlagen ihrer Klientel entgegenkommt. In diesem Lehrbuch werden interessierte Studierende ebenso wie Berufspraktiker sozusagen an die Hand genommen und mit der Forschungslandschaft und dem analytischen Instrumentarium des Forschungsverfahrens vertraut gemacht. Das Kernstück des Bandes bildet die Transkription eines autobiographisch-narrativen Interviews, dessen inhaltliche und formal-strukturelle Darstellung mit dem Leser nachvollzogen wird.

      Das narrative Interview
    • Hans-Jürgen Glinka erarbeitet über das Instrumentarium der Biografieanalyse und im Zuge der Biografieforschung grundlegende Wissensbestände zum Verhältnis von Biografie und Raumerleben. Wie erleben Menschen den städtebaulich und kulturell geprägten Raum und welche Auswirkungen haben dabei die lebensgeschichtlichen, sozialen und kollektiv-historischen Rahmenbedingungen - so len die zentralen Fragestellungen, die auf dem Hintergrund des empirisch erhobenen Primärdatenmaterials sukzessiv und im erkenntnisgenerierenden Prozess einer Beantwortung zugeführt werden. Der Autor entwickelt in diesem Zusammenhang das Konzept der besonderen sozialen Orte als eine wesentliche analytische Kategorie für die Theoriegenerierung. Ein räumliches Arrangement kann nur dann zum besonderen Ort werden, wenn es von seinem Nutzer biografisch und sozial besetzt werden kann. Einen weiteren zentralen Aspekt der Forschungsarbeit stellt mit Blick auf das Raumerleben die Fokussierung der unterschiedlichen biografischen Passagen dar. Passagen in der Lebensgeschichte finden ihren räumlichen Niederschlag konkret in der Veränderung biografischer Raumrelevanzsetzung, so wie sie über die Identität und Haltung des Menschen hervorgebracht wird. Die Lebensgeschichte kann ohne räumliche Bezüge nicht erinnert und erzählt werden.

      Biografie und Raumerleben
    • Der Autor untersucht im kontrastiven Vergleich die Lebensgeschichten zweier Brüder, die dieselbe Mutter, aber unterschiedliche Väter haben. Die Überfixierung auf die Mutter ist vorprogrammiert, während der leibliche Vater des jüngeren Sohnes in den Erzählungen der Brüder konturlos bleibt. Ihre Sozialisation wird stark von einer stigmatisierenden Zuschreibung als Flüchtlingskinder geprägt. Die Mutter flüchtet mit ihren Eltern aus Ostpreußen in ein südniedersächsisches Dorf, während ihre älteren Geschwister anderswo ein neues Zuhause finden. Ihnen werden zwei Zimmer im Nebengebäude eines Bauern zugewiesen, und in dieser extremen Enge kommen Peter und fünf Jahre später Achim zur Welt. Der Altersunterschied beeinflusst entscheidend die Startchancen der Brüder: Peter wächst vaterlos auf und leidet darunter, während Achim als Kind einer vollständigen Familie lediglich mit dem Stigma des „Flüchtlingskindes“ konfrontiert wird. Beide Brüder entwickeln ein „Fluchthandlungsschema“ als Bewältigungsmechanismus für Krisen und soziale Konflikte, das sich über Generationen verfestigt hat. Die autobiografischen Erzählungen der Brüder werden weitgehend als Primärdatenmaterial präsentiert, mit minimalen Kommentaren des Autors. Der Prozess des Erzählens konfrontiert die Brüder mit unbewussten Entwicklungsdynamiken und ermöglicht ihnen, ihre Biografie als erkenntnisgenerierende Ressource zu erkennen.

      Flüchtlingskinder
    • Die AutorInnen untersuchen die Erleidensprozesse in den Biografien zweier junger Frauen, die unter unterschiedlichen Bedingungen leben. Beide erleben einen biografischen Krisenhöhepunkt, der eine Identitätswandlung und neue biografische Planungen erfordert, um Selbstzerstörung zu vermeiden. Der analytische Zugang wird durch das sozialwissenschaftliche Konzept der Verlaufskurve ermöglicht, das zu Beginn anschaulich erklärt wird. Der Leser erhält Zugang zur Ressource „Biografie“ und lernt, wie man professionell damit umgeht. Die Entdeckungsreise führt in die Lebensgeschichten einer Magersüchtigen und einer erkrankten Hochleistungssportlerin. Der Leser begegnet den Erleidenspotentialen, den Schutzmechanismen der Frauen und den brüchigen Sinnsystemen, die ihre Handlungsmacht einschränken. Der Höhepunkt der Verlaufskurve zeigt, wie Fremdbestimmung das intentionale Handeln ausschaltet. Mit professioneller Hilfe können die Protagonistinnen den Fängen der Verlaufskurve entkommen, auch wenn ihre Geschichten unterschiedlich sind, weisen sie viele Gemeinsamkeiten auf. Die identitätsverändernden Prozesse sind entscheidend für ein sinnvolles Weiterleben. Das Buch richtet sich primär an Betroffene, um Erkenntnisprozesse und biografische Arbeit zu fördern, und an WissenschaftlerInnen und Studierende, die sich mit Biografien auseinandersetzen und unterstützend tätig sein möchten.

      Erleidensprozesse in der Biografie