Bereits fast vierzig Jahre lang verstört und entzückt das Künstlerkollektiv Laibach durch die Verwendung totalitärer Symbolik und martialischer Industrial-Klänge die internationale Musikszene. Laibach hinterfragt nicht nur kommunistische und nationalistische Denkstrukturen kritisch, sondern staatliche und religiöse Machtstrukturen insgesamt, sowie darüber hinaus kulturindustrielle Vermarktungsmechanismen und die politischen Manipulationsstrategien der Populärkultur. Deutsch- und englischsprachige KulturwissenschaftlerInnen erproben in diesem Band neue Zugriffe auf das erstaunlich langlebige Werk der slowenischen Provokateure, die zuletzt durch die 2015 gespielten Konzerte im kulturell abgeschotteten Nordkorea für Aufsehen sorgten. Von den Anfängen 1980 im kommunistischen Jugoslawien bis zum 2017 veröffentlichten Album „Also sprach Zarathustra“ wird das von politischen Kontroversen und stilistischen Kehrtwendungen geprägte Werk Laibachs behandelt und in seinen internationalen Kontext eingeordnet.
Daniela Kirschstein Knihy



Franzobel
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Die Beiträge dieses Band gehen auf den 7. Lyriktag an der Germanistikabteilung der Universität Ljubljana im Mai 2017 anlässlich des 50. Geburtstages Franzobels zurück. Obwohl der Fokus der in diesem Band versammelten Beiträge – dem Format des Lyriktags geschuldet – zunächst auf Franzobels Lyrik liegt, wurde diese Perspektive bewusst überschritten, um dem Franzobelschen Werk möglichst breit gerecht zu werden. Thematisiert werden Franzobels frühe Lyrik, die lyrische Liebesgeschichte von »Elle und Speiche« (1994) mit Bezug auf ‚Eros und Syntax‘, Form und Funktion des Unverständlichkeitstopos in Franzobels Lyrikband »Luna Park« (2003). Es werden Perspektiven auf das lyrische Werk Franzobels durch seine Analyse der Gattungsproblematik des ‚Volksstücks‘ anhand von Franzobels im November 2003 im Wiener Volkstheater uraufgeführten Stück »Mozarts Vision« gezeigt, ein Einblick in Franzobels Kinderliteratur – »Die Nase« (2002), »Schmetterling Fetterling« (2004), »Moni und der Monsteraffe« (2008) und »Der fliegende Zobel »(2013) – gegeben und schließlich einer „Ästhetik des Häßlichen“ und Funktionen von Humor in Franzobels Texten nachgespürt. Abschließend wird die literaturwissenschaftliche Perspektive wird durch die kunsthistorische erweitert.
„Erst mal die Grenze […] überschreiten, um damit den ersten Schritt aus der Ordnung in das Ungeordnete zu tun“ (Ernst Jünger). Die Studie untersucht Kriegsliteratur (des Ersten und Zweiten Weltkriegs) als eine Form von Ethnographie. Ernst Jüngers In Stahlgewittern (1920), Louis-Ferdinand Célines Voyage au bout de la nuit (1932) und Curzio Malapartes Kaputt (1944) sind Texte, die aus der traumatischen Erfahrung des Krieges hervorgegangen sind, aber weit mehr sind als Dokumente singulärer Erfahrung und Sinngenerierung. Sie lassen sich vielmehr als Auseinandersetzungen mit einer ‚Kultur des Krieges‘ lesen, die sie teilnehmend beobachten und die sie sich zugleich teilnehmend erschreiben. Die Studie zeigt, dass Kriegsliteratur über eine Form von Wissen verfügt und eine Form der Erkenntnis generiert, die der Ethnographie – als Medium kultureller Selbstauslegung in der Auseinandersetzung mit Alterität – strukturell ähnlich ist. Die Rede vom Krieg als Rückfall in vormoderne Barbarei, aber auch die Faszination am eigenen neuen Barbarentum, setzt den modernen Krieg in die Nähe eines ethnologischen Kulturverständnisses, das auch für die Beobachtung und das Verstehen aktueller Kriege von großem Belang sein kann.