Ronald Pohl Knihy






Ronald Pohls drei Prosatexten vereinen ungleiche Helden: ein gescheiterter Politiker, eine widerstrebende Giraffe und ein Mußiggang aus dem Norden. Die Erzählungen thematisieren Metamorphosen und gesellschaftliche Widersprüche, während sie mit humorvoller Dekonstruktion historischer Stile spielen und das Diktat plumper Logik in Frage stellen.
Die Spindelstürmer. Drei Kurzromane
- 135 stránok
- 5 hodin čítania
Ronald Pohls Schreibstil ist einzigartig und entfaltet sich aus alltäglichen Elementen wie einer Frau, einem Kind und einem Briefkasten. In seinen drei Kurzromanen thematisiert er düstere Aspekte der Geschichte und die Beziehungen zwischen Tätern und Opfern. Seine Texte sind reich an Metaphern und fordern den Leser heraus, belohnen jedoch mit einer bildreichen und extravaganten Lektüre.
Ronald Pohls Roman „Der gewendete Handschuh“ vervollständigt eine Trilogie, die sich um den Ätna dreht. Die Geschichten um Landadlige und einen Fotografen werden aus der Ich-Perspektive der Malerba und ihres Vaters erzählt. Pohl nutzt eine ambivalente Sprachform mit vielen Metaphern, die das Milieu der Intrigen und Täuschungen widerspiegeln.
Kind aus Blau
Roman der Rückbildung. Ein Miles-Davis-Brevier
„Kind aus Blau“ nimmt sich das transitorische Genie der neueren Jazz- und Musikgeschichte zum Vorwurf einer tendenziell unabschließbaren Erzählbewegung und erkundet Biographie im semantisch-idiomatischen Rücklauf. Tonlagen und Kontexte wechseln im Sekundentakt, nur die Stimmung ist durchgehend unverkennbar „blau“. Miles ist Davis; vor allem aber dasjenige, was die Sprache dieses Romans aus ihm macht. Ausgelotet werden die Skalen und Schwingungskurven eines immer schon prekären Sinns. Mit „Kind aus Blau“ setzt Ronald Pohl bislang ungehörte sprachmusikalische Akzente: Lexikalische Verrückungen und verblüffende, aus Redewendungen heraus entwickelte Bilder gemahnen an Ausführungen musikalischer Improvisation. Material aus der afroamerikanischen Historie, aus dem Jazz und aus Davis’ Leben fusioniert dieser Art zu einem Sprachkörper, der die Eigenwelten des Inkommensurablen in allen ihren Facetten auszustrahlen vermag.
Die Akte des Vogelsangs
- 135 stránok
- 5 hodin čítania
Ezra Pound nannte das „Image“ etwas, das „einen intellektuellen und emotionalen Komplex innerhalb eines Augenblicks darstellt.“ Ronald Pohls Lyrik ist auch das: Umschlagplatz für das noch zu Sammelnde, ein Erlebnisort für das vordem Nicht-Gewusste, für das anderweitig Gedachte, für das Unerhört-Gebliebene. Das längere Gedicht verdankt seine Impulse und Antriebe einer Hellhörigkeit, die Eingebungen aufnimmt, um sie in den Strophenbau erzählerisch einzugliedern. Nach langjährigen Versuchen mit experimentell ausgerichteter Lyrik im Banne phonemischer Mehrwertigkeit zielen Ronald Pohls neue Gedichte auf die Verzeichnung individueller Erlebnisform. Tastende Wahrnehmungen führen zu rhizomatischen Geflechten voller Anspielungen. Lichtblitze der Erinnerung erhellen Wohlstandszonen der „Baby-Boomer“ im noch nachkriegsgrauen Wien. Jazzer wie Charles Parker und Miles Davis kommen zu Wort, die mysteriösen Klangzonen Morton Feldmans werden aufgesucht, der Abbruchlandschaft T. S. Eliots wird Reverenz erwiesen. Der Spiel- und Verzeichnungstrieb dieser Lyrik gehorcht dem Ethos der Improvisation. Unterschiedliche Praktiken formal avancierter Poesie gehen miteinander neue, gelockerte Beziehungen ein: radikal-subjektive Wort- Klang-Bilder konterkarieren zeitgenössische, standardisierte Lebenswelten. Ronald Pohls neue Gedichte ergötzen durch den Schwung ihrer poetisch-poetologischen Ungeläufigkeit.
Pound in pisa - die Badeküsser
- 86 stránok
- 4 hodiny čítania
„pound in pisa“ ist der wüste Abschiedsgesang eines für wahnsinnig gehaltenen Dichters der Moderne: Ezra Pound rekapituliert in immer neuen Anläufen sein tragisches Los als „Medium“ der Weltvernunft. In sorgfältig rhythmisierten Schmähreden nimmt der exilierte US-Amerikaner den Vertretern der Ökonomie deren ureigenstes Heft aus der Hand: Indem er Wucher treibt mit den Mitteln der Poesie, beschämt er die krude Logik eines auf Krieg und Ausbeutung gerichteten Weltwährungssystems. Andrerseits beschwört Pound in Pisa, der Stätte seiner Demütigung, Bildreste des italienischen Faschismus herauf, in den er sich moralisch verstrickt hatte. Ein wucherndes Beziehungsgefüge, das in seiner rhetorischen Exuberanz an die konkreten Versprechen des utopischen Überschusses erinnert. „Die Badeküsser“ fokussieren wiederum den banalen Alltag einer keineswegs spurlos versunkenen Epoche, preisgegeben dem kindlich spekulativen Blick: In langen Satzschleifen kehrt die Erinnerung an großbürgerliches Mußeverhalten zurück, in dem jede einzelne Beobachtung dem behaupteten, wohlan- ständigen Anschein Hohn spricht. Die mediterrane Sommerfrische bildet den Rahmen für ein Geschehen, das die Grenzen zur Destabilisierung gezielt überschreitet: ein prosaisches Lob auf die Umgestaltungskraft reiner Potenzialität.
Der Algerienfranzose Meursault aus Camus’ Roman „Der Fremde“ ist in Ronald Pohls Roman ein Handlungsreisender mitten im algerischen Unabhängigkeitskrieg der frühen 60er Jahre. Seine Wege durch Algier und in die Berge der Kabylei sind ein wahrer Alptraum: die Kolonialgesellschaft zeigt sich von ihrer schlimmsten Seite, die Lächerlichkeit und Verkommenheit der Szenerie ist kaum noch zu überbieten. Mitten in Dreck und Getümmel kommt Meursault hinter das Geheimnis seiner Herkunft. Wie eine Schmutzflut ergießt sich die Prosa Ronald Pohls kaskadenartig über die Seiten. Eine entfesselte Metaphernmaschine scheint hier am Werk zu sein, die sich über jede politische Korrektheit hinwegsetzt und mit ihren immens gespannten Sätzen die Welt als Wucherung vorführt – oder auch als Verdauungsvorgang. Die Bilder treiben einander an, übertreffen einander, und wie in einem barocken Welttheater verweist diese Beschreibungsfülle auf eine im Kern leere, unmenschliche Welt. Der grimmige Humor der Szenen beschwört das Erbe von Heimito von Doderer herauf und hat wenig mit Albert Camus‘ Existenzialismus gemein. Was in diesem Roman mit einem der berühmtesten Helden der Literatur des 20. Jhds geschieht, ist buchstäblich atemberaubend: das Absurde, in das Meursault 1942 eintauchte, hat 2007 ein anderes, ein dezidiert politisches Gesicht bekommen!
Mit der Premiere von Shakespeares „König Lear“ am Wiener Burgtheater im Dezember 2013 erreichte Österreichs einziger Weltschauspieler einen Höhepunkt seiner Karriere. In den letzten Jahren präsentierte KMB einen beeindruckenden Werkkatalog, der Rollen wie Lessings Nathan, Schillers Wallenstein und Kleists Dorfrichter Adam umfasst. Zuletzt verkörperte er den Krapp in Becketts „Das letzte Band“. Das Rätsel Lear offenbart die gesamte Bandbreite von Brandauers Theaterkunst und zeigt sein Bestreben, die Fragen der Theatertradition in neuem Licht zu betrachten. Die Einsamkeit des Lear, der in die Nacht der Vernunft stürzt, verdeutlicht die langfristige Ausrichtung von Brandauers Kunst, die Potentaten zeigt und dennoch republikanische Werte vermittelt. Mit sparsamer Stimmmodulation und wenigen Gesten führt KMB ins Zentrum seiner Figuren und agiert als Verführer, der das Publikum zur Zustimmung auffordert. Ronald Pohls Buch dokumentiert diesen Gipfelsturm in mehreren beeindruckenden Anläufen und lässt Weggefährten wie Hans Neuenfels, Peter Stein und Brandauer selbst zu Wort kommen. Es wird nicht nur das Werk eines umstrittenen Einzelgängers skizziert, sondern auch ein unerwarteter Traditionsstrang, in dem Brandauers Schauspielkunst Entwicklungen aus Surrealismus, Epischem Theater und der Schwarzen Romantik kulminiert.
