Bookbot

Alfons R. Bense

    Altes Storchenland an Weser, Bastau und Dümmer
    Der Weißstorch - vom Vogel zum Kult
    Vom unglaublich vielfältigen Bild des Weißstorchs auf historischen Ansichtskarten
    • Durchaus mit den heutigen Möglichkeiten von Mobiltelefon, SMS und E-Mail vergleichbar, entfaltete die Ansichtskarte am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts eine revolutionäre kommunikative Kraft. Sehr früh entstand eine Ansichtskartenliebhaberei („Philokartie“), die eine unglaubliche Fülle an Motiven auch mit dem Storch hervorbrachte, witzig, ironisch, liebevoll und bösartig, oft auf hohem künstlerischen Niveau. Heutige Storchen-Ansichtskarten sind im Vergleich dazu Langweiler. Die Aussagen der Karten sind geeignet, die Entwicklung des Bildes vom Weißstorch vor seinem kulturhistorischen Hintergrund nachskizzieren zu können. Die über 220 ausgewählten und in das Buch aufgenommenen Kartenmotive (zwischen 1890 und 1930) griffen die Wahrnehmung vom Klapperstorch und Kinderbringer nicht nur auf, sondern führten sie auf kreative Weise fort. Das Buch dient gleichzeitig als Führer durch die Ansichtskartensammlung des Westfälischen Storchenmuseums in Petershagen-Windheim a. d. Weser, das einen Fundus von ca. 600 Karten umfasst. Themen wie Unschuld, Aufklärung, Sex, Verhütung und Impotenz, aber auch Krieg, Freiheit, Not, Adel und Fortschritt ließen sich mit dem Storch verbildlichen und unters Volk bringen. Eine ernsthafte und mit üppigem Bildmaterial angereicherte Analyse, die auch zum Schmunzeln und Lachen anregt.

      Vom unglaublich vielfältigen Bild des Weißstorchs auf historischen Ansichtskarten
    • Der Weißstorch ist ein unglaublicher Vogel. Ohnehin, aber insbesondere durch das, was die Menschen in Tausenden von Jahren aus ihm machten. Er ist absolut kein Vogel wie jeder andere. Dieses Buch streift nur kurz seine eindrucksvollen biologischen Alleinstellungsmerkmale. Vielmehr wird seine Kulturgeschichte durchforscht, die sich heute noch bis in das Reich der ägyptischen Pharaonen zurückverfolgen lässt. Ihr Mythos, dass die jungen Störche ihre Eltern versorgen würden, wenn deren Kräfte nachlassen, löste eine nachhaltige Verehrung aus. Über die Griechen, Römer und die aufkommende christliche Kirche bis hinein in die Zeit der Renaissance in Mitteleuropa wurde dies immer wieder aufgegriffen. Zum Kinderbringer, einem zentralen Akteur im Menschenleben, wurde er jedoch erst gegen Anfang des 18. Jahrhunderts n. Chr., als man aus religiösen Motiven heraus alles Sexuelle aus Wort und Bild zu verbannen suchte. Symbolisch wiederholt der Storch letztlich das heilige Geschehen im Jahr 1 in einem fernen Dorf, als einer Jungfrau ein Kind vom Himmel hoch gebracht wurde. Vieles aus dieser langen Kulturgeschichte ist nicht schriftlich festgehalten, sondern muss aus bildlichem Material erschlossen werden. Das Buch lebt daher von zahlreichen und eindrucksvollen Illustrationen und eignet sich so auch zum durchblätternden Verstehen.

      Der Weißstorch - vom Vogel zum Kult