A strategic guide to understanding, evaluating, and implementing a plan to become a circular, sustainable organisation.
Julia Binder Knihy


Stadt als Palimpsest
Zur Wechselwirkung von Materialität und Gedächtnis
Der Mensch verdrängt und blendet aus, um handlungsfähig zu bleiben. Unstimmigkeiten werden kaschiert, um identitätsstiftende Kohärenz zu bewahren. Doch das Verdrängte tritt immer wieder an die Oberfläche und beeinflusst Wahrnehmung, Denken und Handeln, was Konflikte mit Neuem provoziert. Auch Gesellschaften verdrängen oder verbergen kollektive Teile ihrer Geschichte, interpretieren sie um oder setzen sie in neue Kontexte. Wie eine antike Papyrusrolle zeigt die Stadt als Palimpsest verschiedene historische Schichten. Bei schwerwiegenden politischen Zäsuren treten materielle Relikte vergangener Regime als dissonante Störungen hervor, die Irritationen hervorrufen. Das Heute reflektiert das Gestern, und Erinnerungskonflikte tragen die Frage nach dem Umgang mit der eigenen Geschichte in sich. Wie beeinflussen sich Gedächtnis und Materialität an Orten ehemaliger Diktaturen? Anhand ausgewählter Fallbeispiele – der Berliner Mauer, dem ehemaligen DDR-Rundfunkgebäude in der Nalepastraße und Haft- und Folterzentren in Buenos Aires – wird die Stadt als Palimpsest untersucht. Diese Analyse zielt darauf ab, raum- und gedächtnistheoretische Ansätze zusammenzuführen und die räumlichen Aushandlungen von Gedächtnis zu beleuchten.