In der vorliegenden Arbeit werden vier austenitische hoch manganhaltige Stähle, die sich deutlich in den Kohlenstoff-, Mangan-, Aluminium- und Siliziumgehalten unterscheiden, hinsichtlich ihrer Schweißeignung untersucht. Grundlage bilden Untersuchungen zum Ausscheidungs- und Umwandlungsverhalten der vier Legierungen. Hierzu gehören die physikalische Gefügesimulation anhand für das Schweißen typischer Temperatur-Zeit-Verläufe sowie die Messung der thermo-physikalischen Eigenschaften. In Bezug auf die Bewertung der Schweißeignung werden hierbei das Erstarrungsintervall, die Wärmeleitfähigkeit als auch der Wärmeausdehnungskoeffizient betrachtet. Anknüpfend erfolgt die Bestimmung der Heißrissempfindlichkeit der Grundwerkstoffe mittels fremdbeanspruchten Proben (PVR-Test) sowie durch eine im Rahmen der Arbeit entwickelte selbstbeanspruchende Probe (Lap Joint Test). Die MAG-Schweißungen werden artgleich als auch in Mischverbindung mit verzinkten ferritischen Stählen mit eigens für die hoch manganhaltigen Stähle entwickelten Fülldrahtelektroden durchgeführt. Die Laserstrahlschweißungen werden ebenso artgleich als auch in Mischverbindung mit den verzinkten ferritischen Stählen hergestellt. Die Auswertung der Schweißungen erfolgt hinsichtlich der aus dem Schweißzyklus resultierenden metallurgischen Besonderheiten sowie im Hinblick auf die mechanisch-technologischen Eigenschaften der Verbindungen. Für die Laserstrahlschweißungen erfolgt zusätzlich eine Bewertung des Umformverhaltens. Abschließend wird auf Basis der Untersuchungsergebnisse die Schweißeignung in Abhängigkeit der Legierungskonzepte als auch der thermischen Fügeverfahren bewertet.
Daniel Keil Knihy




Materialistische Europakritik
Elemente kritischer Europaforschung
Die Europäische Integration wurde von der Forschung lange als gesellschaftlicher Fortschritt betrachtet, wobei Krisen und Disintegrationstendenzen häufig übersehen wurden. Frühe marxistische Kritiken litten unter ökonomischen Determinismen, die den Blick auf die Eigenständigkeit der Politik verdeckten. Bald entwickelte sich aber eine kritisch-materialistische Integrationsforschung, die versucht, die europäische Integration in all ihrer Komplexität herrschaftskritisch zu hinterfragen. Dieser Band gibt einen Überblick über die Ansätze kritischer Europaforschung sowie die historischen Phasen bis hin zu aktuellen Krisen und Desintegrationstendenzen. Es werden Schlaglichter auf Felder geworfen, auf denen kritischer Europaforschung noch viel Arbeit bevorsteht: Europäische Identität, die Gegenwart des europäischen Kolonialismus und die Auseinandersetzung mit autoritären Europavorstellungen. Außerdem: feministische Ansätze und Kritiken, die Krise der EU als Kampffeld für die (neue) Rechte, Krise und Radikalisierung des Grenzregimes, Vergangenheitspolitik: Auschwitz als Gründungsmythos, Krisenproteste: Die Niederlagen der Linken (Griechenland bspw.), autoritäre Tendenzen in Mitgliedsstaaten, Brexit und Lexit, Europa und die Corona-Krise uvm. Schließlich wird umrissen, wie eine emanzipatorische Haltung zum Europäischen Integrationsprozess aussehen kann.
Staatsprojekt Europa
Eine staatstheoretische Perspektive auf die Europäische Union
Die EU wird oft als eine neue Form thematisiert, die weder Staat noch internationale Organisation, noch internationaler Vertrag ist. Zudem dominiert eine Perspektive, in der Politik zu einem Problem von Verwaltung und Expert*innen umgedeutet und damit der demokratischen Entscheidung entzogen wird. Der vorliegende Band entwickelt eine andere, herrschaftskritische, Perspektive, um die EU als ein Staatsprojekt in der Krise zu fassen. Ob sich aus dem multiskalaren Staatsapparate-Ensemble EU ein Staat mit innerer Kohärenz entwickeln wird, oder ob die EU in der Krise zerfällt, hängt von den gesellschaftlichen Kämpfen und Kräfteverhältnissen ab. Hier entscheidet sich, ob das neoliberale europäische Staatsprojekt stabilisiert werden kann oder ob aus diesen Kämpfen ein neues postneoliberales Staatsprojekt entsteht. Andernfalls werden sich die Desintegrationsprozesse weiter verstärken. Mit Beiträgen von Hans-Jürgen Bieling, Hauke Brunkhorst, Moritz Elliesen, Fabian Georgi, Nicholas Henkel, John Kannankulam, Daniel Keil, Sophie Kempe, Elisabeth Klatzer, Lukas Oberndorfer, Christa Schlager, Etienne Schneider, Felix Syrovatka, Jens Wissel und Stefanie Wöhl.
Mit den Prozessen der Inter- und Transnationalisierung von Staatlichkeit, die sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Europäischen Union materialisieren, verschieben sich die Grundlagen nationaler Identitätsbildungen. Insbesondere sind Prozesse der Neuerfindung nationaler und europäischer Geschichte zu beobachten, die im Zusammenhang mit der sich verändernden Territorialität kapitalistischer Vergesellschaftung analysiert werden. Die vorliegende Arbeit verknüpft im ersten Teil materialistische und staatstheoretische mit nationstheoretischen Ansätzen, um einen adäquaten Begriff der materiellen Grundlagen der Nation zu gewinnen. Im zweiten Teil werden vor dem entworfenen begrifflichen Hintergrund die Entwicklungen der letzten Jahre am Beispiel nationaler Identität in Deutschland in ihrem Verhältnis zu einer entstehenden europäischen Identität kritisch betrachtet. Im Fokus stehen dabei zum einen die Bedeutung nationaler Identitätskonstruktionen für den Wandel politischer Institutionalität und zum anderen die in diesem Wandel stattfindenden Aktualisierungen von rassistischen und antisemitischen Ausgrenzungsmustern. Insgesamt geht es darum, die große Bedeutung der sonst eher vernachlässigten nationalen Identität in den gesellschaftlichen Transformationsprozessen kritisch herauszustellen.