Bookbot

Christopher Spatz

    Ostpreußische Wolfskinder
    Nur der Himmel blieb derselbe
    Heimatlos
    • Heimatlos

      Friedland und die langen Schatten von Krieg und Vertreibung

      Seit September 1945 wechselten Millionen Menschen die innerdeutsche Grenze von Ost nach West beim niedersächsischen Durchgangslager Friedland, aus dem Kommunismus in den Kapitalismus, aus einer fremdgewordenen Heimat in eine ungewisse Zukunft. Für die Eintreffenden bedeutete das ein Durchatmen, aber auch Weltensprung, Abschied und Endgültigkeit. Empfangen wurden sie im Zeichen von Chaos, Improvisation und selbstloser Hilfsbereitschaft. Das Presseecho war enorm, die Politikerbesuche häufig, die Symbolik verbindend. Hier schlug der Puls einer besiegten Nation. Getriebenheit und Unternehmungslust, Verelendung und Rührseligkeit, Tod und Weiterleben bildeten ein verstörendes Nebeneinander. Dieses Buch ist eine Reise in die Fünfziger- und Sechzigerjahre. Zahlreiche Aufnahmen des Fotografen Fritz Paul bieten unerwartete Blicke auf die Vertriebenen, Zivilverschleppten, Kriegsgefangenen und Aussiedler. Das Buch erzählt alltagsnah von den Ankommenden und den sie Erwartenden und vom widersprüchlichen Verhältnis der Bonner Republik zum Osten. Es hegt keinen Zweifel: ohne die kollektiven Erfahrungen von Traumatisierung und Verlust ist das heutige Deutschland nicht zu verstehen.

      Heimatlos
    • Nur der Himmel blieb derselbe

      Ostpreußens Hungerkinder erzählen vom Überleben

      Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es in Ostpreußen zu einer großen humanitären Katastrophe. Von der Welt nahezu unbemerkt, starben dort über 100.000 Menschen an Seuchen und Unterernährung. Die Übriggebliebenen waren oft im Kindesalter. Sie landeten in sowjetischen Waisenhäusern oder flohen auf eigene Faust nach Litauen, um ihr Leben zu retten. „Hunger nagt wie eine in der Brust sitzende Ratte. Er lässt einen voller Wasser laufen, irre herumbrüllen und später eintrocknen. Zwischen Angehörigen zieht er Mauern aus Glas. Er macht einsam. Am Ende verliert man sich auch noch selbst.“ Was erlebten damals Vier- und Sechsjährige in den Heimen? Wie bewältigten Acht- und Zehnjährige, die Wolfskinder genannt wurden, den Weg in ein fremdes Land, ohne Mutter, Zielort und Sprachkenntnisse? Welche Erfahrungen sammelten sie beim Betteln und weshalb fanden sie als Deutsche bei der litauischen Bevölkerung überhaupt so eine breite Unterstützung? Wann brachten die sowjetischen Behörden die ostpreußischen Hungerkinder zurück nach Deutschland? Was passierte dann mit ihnen? Dieses Buch liefert die Antworten und vermittelt spannende Einblicke in ein uns fernes nahes Land und die Seelen seiner letzten Kinder.

      Nur der Himmel blieb derselbe
    • Im Frühjahr 1947 flohen Tausende Ostpreußen, vor allem Kinder und Jugendliche, nach Litauen, um dem Hungertod zu entkommen. Um von litauischen Familien aufgenommen zu werden, mussten sie ihre Herkunft verbergen und sich schnell in eine neue Identität und Kultur einfügen, was dazu führte, dass sie sich gegenseitig mieden. Trotz dieser Isolation wurden sie von der litauischen Bevölkerung und den Behörden als Kollektiv wahrgenommen und später größtenteils repatriiert. Nach ihrer Rückkehr in die deutsche Gesellschaft blieben die Betroffenen Einzelkämpfer, da es in der Bundesrepublik und der DDR keinen Raum für ihre Erinnerungen gab. Ihre Erlebnisse blieben unerzählt, und eine kollektive Identität der Wolfskinder konnte sich nicht entwickeln. Auch nach 1989/90 richtete sich die öffentliche Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die in Litauen verbliebenen Wolfskinder. Die Grundlage dieser Arbeit bilden 50 biografische Interviews und unveröffentlichte Quellen aus 18 Archiven. Im Fokus steht die Frage, welche Selbstbilder die Zeitzeugen in ihrem von Verlust und Einsamkeit geprägten Leben entwickelt haben. Dies ermöglicht einen tiefen Einblick in die spezifischen Erfahrungen der Wolfskinder und deren Überlebensstrategien.

      Ostpreußische Wolfskinder