Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs leitete für Warschau eine Phase tiefgreifender Veränderungen ein. Die Ablösung der russischen Teilungsherrschaft durch die deutsche Besatzung im Sommer 1915 und die gesellschaftlichen Umwälzungen seit dem späten 19. Jahrhundert, die mit der Russischen Revolution an die Oberfläche traten, waren entscheidend. Die jahrzehntelange russische Präsenz hatte ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Warschau und dem Zarenreich geschaffen, sichtbar in der Aberkennung autonomer Stadtrechte, den Wirtschaftsbeziehungen und der Russifizierung von Bildung und Stadtbild. Die deutsche Besatzung unterbrach diesen Prozess und brachte administrative, bildungspolitische und kulturpolitische Veränderungen mit sich. Diese Neuerungen resultierten aus deutschen militärischen Interessen und waren Teil einer Doppelstrategie: Während die Besatzungspolitik kulturelle und politische Zugeständnisse machte, verfolgte sie auch aus wirtschaftlichen Gründen eine ausbeuterische Linie. Dieses Vorgehen führte zu nachhaltigen Entwicklungen im Besatzungsgebiet. Die gezielte Politik veränderte nicht nur die physische Stadtlandschaft, sondern auch die Verwaltungsstruktur, das Bildungswesen und die gesellschaftliche Position verschiedener Gruppen. Warschau erlebte den Einfluss einer neuen Kultur, in der die Besatzer die Stadt und ihre Gesellschaft mit bisher unbekannter Genauigkeit kategorisierten und verwalteten, wodurch neue Potenziale
Marta Polsakiewicz Knihy
