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Onur Erdur

    Schule des Südens
    Diversität - Karrieren eines Begriffs
    Die epistemologischen Jahre
    • Die epistemologischen Jahre

      Philosophie und Biologie in Frankreich, 1960–1980

      Epistemologie war in den 1960er- und 1970er-Jahren in Paris mehr als eine philosophische Disziplin, die Wissen hinterfragte; sie wurde zum zentralen Diskurs unter Strukturalisten, Marxisten und Dekonstruktivisten. Diese intellektuelle Haltung versprach, die Welt des Denkens zu erfassen und stellte die Provokation auf, dass Philosophie ihre Themen nur durch das zeitgenössische wissenschaftliche Denken entwickeln könne. Denkwürdige Figuren wie Georges Canguilhem, Michel Foucault und Louis Althusser reflektierten über moderne Naturwissenschaften, ließen sich von ihnen inspirieren, hinterfragten und kritisierten sie. Gleichzeitig entdeckten Molekularbiologen den genetischen Code und begannen, grundlegende Fragen des Lebens neu zu definieren. Diese Konstellation stellte die Frage nach der Deutungshoheit. Onur Erdur untersucht in seinem Buch die Entwicklung des Dialogs zwischen Philosophie und Biologie, indem er die Protagonisten in Hörsälen, vor Fernsehkameras, während der Unruhen des Pariser Mai 1968 und bis nach Kalifornien verfolgt.

      Die epistemologischen Jahre
    • Schule des Südens

      Die kolonialen Wurzeln der französischen Theorie

      In seiner Ideengeschichte in acht Porträts erschließt Onur Erdur eine neue Geografie des französischen Denkens, das die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte: Die Theorien von Intellektuellen wie Michel Foucault, Jean-François Lyotard und Hélène Cixous wurden maßgeblich in Nordafrika oder in der Auseinandersetzung mit den französischen Kolonien geformt. Erdurs Spurensuche führt ihn nach Algier, wo der junge Soldat Pierre Bourdieu mitten im Algerienkrieg seinen Wehrdienst ableistet; ins Küstendörfchen Sidi Bou Saïd nördlich von Tunis, wo Michel Foucault zwischen Sonnenbaden, Strandspaziergängen und ritualisierter Körperkultur zu einer Haltung des philosophischen Hedonismus gelangt; oder nach Casablanca, wo sich Roland Barthes in einer Art Erleuchtung zu einem Romancier fantasiert – und zu Jacques Derrida, Hélène Cixous oder Jacques Rancière, die ihre algerische Herkunft philosophisch reflektieren. Onur Erdurs kenntnisreiche Perspektive taucht die französisch geprägte Postmoderne ins Licht der Sonne Nordafrikas. Ein halbes Jahrhundert nach der Veröffentlichung der Hauptwerke des Poststrukturalismus blickt Schule des Südens unter das Pflaster der französischen Akademie – darunter glänzt der Strand von Tunis.

      Schule des Südens