Wer kennt nicht die Tüüfelsschlucht in Hägendorf oder den Engelberg in Dulliken? Nebst der Tüfelschuchi, dem Huerewägli, der Pfaffenchappe und der Engelermatte sind dies alles Namen von Flurstücken und ein wichtiger Bestandteil unserer Landschaft. Sie sind Relikte aus der Vergangenheit, Bestandteile der Gegenwart und durchziehen auf vielfältige Weise die Landschaft. Doch was genau bedeuten diese Namen? Lebt es sich im Himmelriich besonders paradiesisch? Oder tanzen auf der Hexenmatt Frauen ums Feuer? In den Flurgeschichten aus Olten-Gösgen und Thal-Gäu zeigen die beiden Namenforscherinnen Jacqueline Reber und Beatrice Hofmann-Wiggenhauser von der Forschungsstelle Solothurnisches Orts- und Flurnamenbuch die Bedeutung unterschiedlicher Namen auf, präsentieren historische Belegreihen und lösen Legenden von sagenumwobenen Flurnamen wissenschaftlich auf. Die 32 Flurgeschichten sind als Kolumne von 2011 bis 2013 einmal im Monat im 'Oltner Tagblatt' erschienen und stehen nun erstmals in gesammelter Ausgabe zur Verfügung.
Beatrice Hofmann Wiggenhauser Knihy



Namengebrauch als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO
Ein Beitrag zur subjektiven Wahrnehmung von Namenräumen und die Konzeptualisierung von Namenfeldern aus Sicht des onomastischen Laien
Namen umgeben uns allgegenwärtig. Wir identifizieren uns durch unsere Vor- und Familiennamen und orientieren uns im Alltag mit Hilfe von Orts- und Flurnamen. Welche Bedeutung kommt den Flurnamen aber in unserer Gesellschaft zu? Die Flurnamen werden meist mündlich von Generation zu Generation weitergegeben und in Auseinandersetzung mit ihrer Natur und Umwelt fortwährend neu geschaffen. Der Namenraum unterliegt dabei Veränderungen und kann sich erweitern oder verringern. Die Konzeptualisierung dieser Namenräume durch den namengebenden Akteur wird als immaterielles Erbe verstanden. Die vorliegende Arbeit untersucht den Gebrauch der Flurnamen als immaterielles Kulturerbe im Sinne der UNESCO. Im Bereich der Onomastik wird erstmals eine Wahrnehmungsonomastik theoretisch beschrieben und mit einer Pilotstudie werden erste Erkenntnisse gewonnen. Die Untersuchung erforscht das Bewusstsein und die Wahrnehmung der Namen durch onomastische Laien. Dabei werden die Flurnamen des Bezirks Thal im Kanton Solothurn als sprachliche Praxis und immaterielle Ausdrucksform innerhalb der Erinnerungskultur erfasst und ausgewertet. Somit wird die bis anhin vorwiegend etymologisch arbeitende Namenkunde um eine subjektive Laienwahrnehmung erweitert.
Der erste Band des Solothurnischen Namenbuches behandelt die Namen der Bezirke und Gemeinden des Kantons Solothurn. Die folgenden Bände widmen sich den Flur- und Siedlungsnamen der Amtei Dorneck-Thierstein sowie der Amtei Olten-Gösgen. Insgesamt umfassen die Bände rund 20.000 Orts-, Flur-, Siedlungs-, Straßen-, Gewässer- und Bergnamen. Der vierte Band erweitert die Reihe um das Gebiet Thal-Gäu und enthält etwa 9.000 Namen von Örtlichkeiten und Personen. Für die Erstellung wurden rund 40.000 wissenschaftlich transkribierte Belege aus allen siebzehn Gemeinden der Amtei Thal-Gäu gesammelt. Dadurch wird die Orts- und Flurnamenlandschaft dieser Amtei erstmals in ihrer historischen Tiefe als Lexikon erfasst. Ergänzt werden die Darstellungen durch sprachwissenschaftliche Artikel und Namendeutungen im Kontext der Sprach- und Kulturgeschichte. Der einleitende Teil umfasst eine geographisch-historische Abhandlung, eine Untersuchung der dialektologischen Besonderheiten sowie Ausführungen zur Wahrnehmung von Flurnamen. Zudem gibt es für jede Gemeinde eine Übersichtskarte, auf der alle gebräuchlichen Flur- und Siedlungsnamen verzeichnet sind, ergänzt durch einen alphabetischen und numerischen Index. Beispiele für Flurnamen sind Äbisholz, Bachtelen, Bereten und viele mehr.