Lukians „Wie man Geschichte schreiben soll“
… und andere Geschichten über Redlichkeit
Lukian von Samosata, bekannt für seine humoristischen Werke und Satiren, verfasste auch die einzige antike Schrift, die sich ausführlich mit Geschichtsschreibung und ihren Regeln auseinandersetzt. Diese Schrift ist eine bedeutende Quelle für die Erforschung antiker Historiographie. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Lukians Werk tatsächlich primär auf die Belehrung in Geschichtsschreibung abzielt. Diese Studie untersucht die Schrift „Wie man Geschichte schreiben soll“ nicht im Kontext des historiographischen Diskurses, sondern als Teil von Lukians literarischem Spiel. Als Vertreter der Zweiten Sophistik gelingt es Lukian, unter dem Vorwand historiographischer Belehrung vor allem das Amüsement seines Publikums zu fördern. In Verbindung mit zwei weiteren Schriften Lukians wird deutlich, dass er sich sicher im Bereich der Klassiker bewegt und durch die Inszenierung des Klassischen sowie die Darstellung Zeitgenössischen auf amüsante Weise Kritik übt. Geschichtsschreibung, Erzählkunst und die Orakelgläubigkeit seiner Zeitgenossen dienen Lukian als Mittel, um sich selbst und seine Leser von Scheingebildeten und Hochstaplern abzugrenzen. Das literarische Spiel wird somit zu einem Mittel der Selbstvergewisserung und Distinktion innerhalb der Zweiten Sophistik.
