Die Altstadterneuerung in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde von europäischen Diktaturen als wichtiges Politikinstrument genutzt. Altstädte wurden als unansehnlich wahrgenommen, was zu massiven Abrissen historischer Gebäude führte, um Platz für neue, repräsentative Bauprojekte zu schaffen. Gleichzeitig strebten die Regime auch danach, bedeutende historische Stätten zu bewahren und sie als Symbole vergangener Größe zu inszenieren. Diese Ambivalenz zwischen Zerstörung und Erhalt prägte das Stadtbild und die gesellschaftliche Struktur der damaligen Zeit.
Christian von Oppen Knihy


Städtebau unter Salazar
Diktatorische Modernisierung des portugiesischen Imperiums 1926–1960
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Die Diktaturen Europas vor und nach dem Zweiten Weltkrieg sind ein wesentlicher Bestandteil unserer gemeinsamen Geschichte. Das Verständnis ihres Aufstiegs, ihrer langen Existenz und ihres Untergangs ist heute wichtiger denn je. Oft werden diese Diktaturen verdrängt oder vereinfacht dargestellt, was auch für die Städtebaugeschichtsschreibung gilt. Hier wird der Städtebau der Diktaturen meist nur am Beispiel gigantischer Papierplanungen betrachtet, die aus ihrem internationalen Kontext gerissen werden. Das vorliegende Werk verfolgt einen anderen Ansatz: Die Auseinandersetzung mit den Diktaturen Europas erfordert eine europäische Perspektive, Kooperation und Interpretation. Die Herausgeber bringen ihre Erfahrungen aus der Forschung zum Städtebau unter Stalin, Mussolini und Hitler ein. Erstmals wird ein umfassender Überblick über den Städtebau der Diktatur Salazars in Portugal präsentiert, einem bislang vernachlässigten Thema im europäischen Raum. Das Buch beleuchtet die rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen sowie konkrete Planungen und Projekte des diktatorischen Städtebaus in Portugal. Es fokussiert sich auf die großen Städte Lissabon und Porto, aber auch auf kleinere Städte und ländliche Gebiete. Zudem wird der Städtebau in den beiden großen Kolonien Angola und Moçambique während der Diktatur thematisiert.