Die Frisur ist dem Menschen, was dem Berg der Gipfel ist. Während sich die Berge oft im Wolkengewimmel verbergen, sind die Frisuren der Menschen in Regionen ohne Haube, Hut und Kopftuch stets sichtbar. Der Druck, die Köpfe zu gestalten, ist enorm. Eine Sammlung von Fotografien des Fotografen Peter Gaechter, erstellt für den Zürcher Coiffeur Elsässer Pour Dames, dokumentiert den Wandel der Haargestaltung in der Schweiz von den 1970er- bis zu den 90er-Jahren. Die Publikation versammelt Bilder aus Zeigebüchern des Edelcoiffeurs, die aktuelle Frisurentrends repräsentieren. Zu sehen sind nicht nur skulpturale Frisuren, die auf den Köpfen der Kundinnen nachgebildet werden sollten, sondern auch Indikatoren des Zeitgeists. Ob „Cold War Kids“, „Punk“ oder „Old Hollywood“ – die vielfältigen Frisuren lokaler Schönheiten und It-Girls spiegeln die Beliebigkeit liberaler Konsumkulturen und gesellschaftlichen Wandel wider, wie etwa ein klobiges Mobiltelefon als Accessoire zum Pixie Cut. Gaechters Fotografien zeugen von einer Ära des Professionalismus in der Fotografie, fernab von Schnappschüssen oder Amateur-Ästhetik. Seine Bilder richten sich an eine Kundschaft, die nach Distinktion strebte, wie es auch die Fotografie einst tat.
