Die aktuellen gesellschaftlichen Debatten über die Teilhabe von Frauen im Kultur- und Medienbetrieb sind nicht neu, obwohl sie oft als dringend wahrgenommen werden. Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Arbeiten von Frauen kontrovers diskutiert, als sie in neue Beschäftigungsfelder im Bereich der Medien und Künste eintraten. Der Sammelband untersucht Akteur*innen der deutschsprachigen Medien- und Kulturlandschaft dieser Zeit. Unter dem Stichwort „Arbeiten“ werden sowohl Kunstwerke, Medienerzeugnisse und technische Fertigkeiten als auch die institutionellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen beleuchtet. Die Autor*innen analysieren, welche Chancen Frauen ergriffen, gegen welche Widerstände sie ankämpfen mussten und mit welchen Mitteln sie agierten. Dabei werden Quellen betrachtet, die sowohl Einblicke in die Vergangenheit gewähren als auch diese verbergen können. Diese Quellen, selbst Medienerzeugnisse der Zeit, werden daraufhin untersucht, welche Tätigkeiten und Akteur*innen sie dokumentieren, was sie verschweigen oder verstellen, und wie sie bestehende Geschlechterbilder konterkarieren oder bestätigen. Die Beiträge bieten medienhistorische Analysen und biografische Miniaturen, die die vielfältigen Bedingungen darstellen, unter denen Frauen in verschiedenen Bereichen tätig waren.
Friederike Oberkrome Poradie kníh


- 2023
- 2022
Recherche und Erkundung
Über die Wiederkehr des Botenberichts im Theater der Migration
Die deutschsprachigen Theaterbühnen setzen sich seit den 2010er Jahren verstärkt mit Fragen sozialer Anerkennung und dem strukturellen Komplex um rassistische Diskriminierung auseinander. Wer darf auf der Bühne agieren? Mit welchen ästhetischen Mitteln können soziale, kulturelle und ethnische Marginalisierungen im Theater sicht- und erfahrbar gemacht werden, ohne gesellschaftliche Machtverhältnisse einfach zu reproduzieren? Und wo verlaufen etwaige Grenzen der Darstellung?0Das Buch untersucht dokumentarische Theaterarbeiten, die in der Form einer Erkundung des Stadtraums oder als fiktionalisierte Recherche-Stücke Konstellationen sozialer Marginalität verhandeln. Als Ausgangspunkt dient das sowohl als theatrale Auftrittsform wie auch als medientheoretische Denkfigur verstandene Konzept des Boten(-berichts), über das Grenzverläufe zwischen ?Eigenem? und ?Fremdem?, postdramatische Erzählweisen und migrantische Gegenberichte in Beziehung zueinander gesetzt werden. Die im Zentrum stehenden ästhetischen und medialen Strategien der Differenzverhandlung werden als Formen eines marginalen Berichtens analysiert, in dem nicht zuletzt die Institution Theater zum Teil eines paradoxen Spiels zwischen Innen und Außen, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Zentrum und Peripherie wird.0Mit dem vom Boten(-bericht) ausgehenden Fokus auf Medialität entwickelt die Studie im Anschluss an die bisherige Diskussion im Fach einen eigenständigen Zugriff auf Dokumentarismen im Gegenwartstheater. Neben dem Konstruktionscharakter und dem Spannungsverhältnis zwischen Intensität und Reflexion rücken auch die machtvollen Dimensionen dokumentarischer Ästhetiken in den Blick. Angesichts einer in sozialer und medialer Hinsicht zunehmend diversifizierten Theateröffentlichkeit lassen sich Aufführungen nicht mehr nur als Präsenzgeschehen zwischen Handelnden und Zuschauenden deuten. Es stellt sich vielmehr die Frage nach dem ?Dritten?, der oder das jenseits der Bühne mitspielt