Temporalität in der feministischen* Literatur der DDR und BRD, 1971-1983
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Die Untersuchung beleuchtet die Bedeutung von Temporalität in der lesbisch-feministischen Literatur der 1970er Jahre, indem sie das Konzept der "Eigenzeiten" von Helga Nowotny anwendet. Janin Afken analysiert sechs Werke aus der BRD und der DDR und fokussiert auf die Schaffung alternativer lesbischer Wirklichkeiten, die sich gegen heteronormative Zeitstrukturen stellen. Zudem wird die Reflexion der Schreibprozesse thematisiert, wodurch verschiedene Zeitmodelle in der queeren Literaturwissenschaft weiterentwickelt werden.
In der Kaiserzeit und Weimarer Republik entstand die erste queere Subkultur der Welt und mit ihr eine diverse Zeitschriftenkultur, die eine nie dagewesene Fülle an queerer Literatur hervorbrachte. Jüdische Aktivist: innen, Schriftsteller: innen und Ärzt: innen prägten die homosexuelle Emanzipationsbewegung maßgeblich. Doch in den queeren Zeitschriften sind direkte Bezüge zu jüdisch-queerem Leben auffallend selten. Stets von Zensur bedroht, etablierten sich Codes wie die Farbe Lila, das Veilchen, der Freund und die Freundin, um tabuisierte und kriminalisierte Liebe zu erzählen. Auch Bezüge zum Judentum und Jüdischsein entfalteten sich oft nur in Andeutungen und Symbolen. Mal treten die biblischen Gestalten Esther, Joseph und Ruth als Vorfahr: innen queerer Lebensentwürfe auf, mal folgen die Geschichten ihren Protagonist: innen in die Bars, Fabriken und auch Synagogen der modernen Metropole Berlin. Die Anthologie versammelt erstmals eine Bandbreite an Texten aus homosexuellen Zeitschriften, die zwischen 1900 und 1932 erschienen und das Verhältnis von Queerness und Jüdischsein in den Blick nehmen. Die Geschichten, Gedichte und Artikel erzählen von Aushandlungsprozessen innerhalb der Bewegung, von den Bedrohungen durch eine von Homophobie und Antisemitismus geprägte Gesellschaft, aber immer auch von den utopischen Räumen, die Literatur zu schaffen vermag.