Das Reflektieren und Benennen sowie ihr Zusammenspiel im sprachlichen Handeln sind Gegenstand der in diesem Band veröffentlichten Beiträge des 3. Textwissenschaftlichen Kolloquiums im September 1998 in Erfurt. Auf das Spannungsfeld von Reflektieren und Benennen wird aus synchronischer und diachronischer Sicht, kommunikations- und kognitions-linguistisch sowie komparatistisch Bezug genommen, wobei sowohl theoretische Konzepte als auch Einzeluntersuchungen zu Nominations- und Reflexionsvorgängen in Alltagskommunikation, Wissenschaft und Belletristik vorgestellt werden.
Brigitte Döring Knihy


Im diachronen Vergleich mit Arbeiten zur Wortbildung in spätmittelalterlichen handschriftlichen Übersetzungstexten werden Prozesse der substantivischen Wortbildung, insbesondere Ableitungen und Konversionen, beschrieben, die zu Beginn der frühen Neuzeit durch den Buchdruck in den Fachbereichen Medizin/Naturkunde, Theologie und Recht stattfanden. Der Beitrag leistet eine Sprachbeschreibung von Fachtexten des 16. Jahrhunderts, da Schriften von Kompilatoren wie Walther H. Ryff, Eucharius Rößlin, Michael Herr sowie von Ortholph Fuchsperger, Justinus Gobler und Heinrich Knaust ein offenes Feld der sprachhistorischen Forschung darstellen. Frühere Untersuchungen zur Substantiv-Derivation in den Schriften Albrecht Dürers werden in den synchronen Vergleich einbezogen, um ein differenzierteres Bild der Wortbildungsmöglichkeiten im Frühneuhochdeutschen zu vermitteln. Fachlich determinierte Sprachstrukturen der Wissensvermittlung, die zur Begriffbildung führen, werden herausgearbeitet. Der während der Kooperation mit dem Würzburger Projekt festgelegte methodische Ansatz – computergestützte Erfassung des Sprachmaterials, onomasiologische und semasiologische Fragestellungen sowie pragmalinguistische Auswertung – ermöglicht eine transparente Darstellung der benannten Wortbildungsprozesse im diachronen Schnitt bis zur Gegenwartssprache, wobei Konstanten und Brüche im Nominationsinventar graphisch verdeutlicht und kommentiert werden.