[Text is in German] Die vierte Ausgabe von Nebulosa fragt danach, welche Qualitaeten und Quantitaeten das Massnehmen in der Gegenwart erreicht hat, wie und welche Sichtbarkeiten durch Anwendung welcher Verfahren und Strategien zu welchem Zweck erzeugt werden, also wie Masse des Sichtbaren gegeben werden, und wer sie gibt. Gleichzeitig stellt sich das Heft die Aufgabe, auch auf die Geschichte sozialer, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Diskurse des Massnehmens und Massgebens zu rekurrieren und danach zu fragen, welche Rolle beispielsweise Umfragen, Statistiken und sonstige Analysetechniken in den Konstitutionsprozessen des Sozialen spielen. Ferner sind u.a. Phaenomene des sich selbst sichtbar Machens und die damit verbundene Unterwerfung des eigenen Koerpers unter vermeintlich objektive Be- und Auswertungsverfahren Gegenstand der Ausgabe. Im Forum wird der Themenschwerpunkt der vorangegangenen Ausgabe - Gespenster - zur Diskussion gestellt. Mit Beitraegen von Fanti Baum, Julian Blunk, Peter J. Braeunlein, Hannelore Bublitz, Frank Engster, Mirus Fitzner, Bojana Kunst, Gerald Siegmund, Christian Sternad, Malgorzata Sugiera und Joerg Thums.
Frank Schlöffel Knihy


Heinrich Loewe
Zionistische Netzwerke und Räume
Die zionistische Geschichte Berlins ist mit den Biographien einer Vielzahl von Aktivistinnen und Aktivisten verknüpft, die sich vom ausgehenden 19. Jahrhundert an selbstorganisierten. Heinrich Loewe, das „Paradebeispiel einer ganzen Epoche“ (Barbara Schäfer), spielte im Zuge der zionistischen ‚Aneignung‘ der Großstadt eine entscheidende Rolle. Auf seinem Grabstein auf dem Alten Friedhof in Tel Aviv ist zurecht eingraviert: „Einer der Gründer der zionistischen Bewegung“. Loewe – Berliner seit 1889 – war um die Jahrhundertwende an zahlreichen zionistischen Vereinsgründungen beteiligt und viele Jahre als Journalist und Chefredakteur tätig. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 endete Loewes langjährige Tätigkeit als Bibliothekar der Berliner Universitätsbibliothek und er emigrierte mit seiner Familie nach Tel Aviv. Zu diesem Zeitpunkt blickte er auf einen 30 Jahre andauernden Einsatz für den Aufbau der Jüdischen Nationalbibliothek in Jerusalem zurück. Er wäre beinahe ihr erster Direktor geworden. Basierend auf umfangreichem Material aus israelischen und deutschen Archiven sowie einem großen Korpus weiterer zeitgenössischer Quellen untersucht der Band am Beispiel der Biographie Heinrich Loewes soziale und kulturelle Verflechtungsprozesse. Häufig von konkreten raum-zeitlichen Settings ausgehend – einem Ort etwa wie der Bibliothek oder der Redaktion –, richtet er einerseits den Blick auf das in diesen Kontexten entstehende Wissen, andererseits auf die sich knüpfenden Beziehungen zwischen Orten, Menschen, Gegenständen und Ideen.