Frau Kadivec, die aufgrund ihrer krankhaften Neigung Kinder misshandelte und dabei Zuschauer hatte, wurde 1924 zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. In einem Essay beschreibt Alfred Polgar den Wiener Sadistenprozess, der zeitgleich mit dem Münchner Putschistenprozess stattfand. Als Lehrerin stellte sie den Kindern unlösbare Aufgaben, um ihre Prügel zu legitimieren, was als moralische Folter galt. Im Dezember 1925 wurde ihre Strafe durch einen Gnadenakt des Bundespräsidenten erlassen. Die Anklage umfasste Schändung, Verführung zur Unzucht und gleichgeschlechtliche Unzucht. Ihr Geständnis nach der Verhaftung offenbarte ihre sadistische Veranlagung und die Tatsache, dass sie ihre Methoden vor allem gegen ärmere Kinder anwandte. Ihre Mittäter kamen glimpflicher davon; die Anklage gegen einen Burgtheaterschauspieler wurde zurückgezogen, während andere freigesprochen oder mit milden Strafen davonkamen. Kadivec blieb als sadistisches Ungeheuer in der öffentlichen Wahrnehmung zurück. Ihre Publikationen, die in das Genre der Bekenntnisliteratur fallen, sind Dokumente ihrer Verirrung, die ein Leben voller überbordender Sexualität und Gewalt reflektieren. Diese Werke bieten verstörende Einblicke in eine Welt der Gewalt und der psychischen Abgründe und eröffnen die „Bibliothek des Bizarren“.
Edith Cadivec Knihy
1. január 1880 – 16. január 1959

