Bastian Schneider setzt die Stadtteil-Reihe mit dem Zollstock Alphabet fort und beschreibt die Menschen, Straßen, Plätze und Besonderheiten seines Veedels.
Bastian Schneider Knihy






Die Liebe der Korallen
Kleines Archiv des Verschwindens
In ihrem bemerkenswerten Album erkunden Petra Piuk und Bastian Schneider das Thema des Verschwindens in verschiedenen Formen. Durch Prosaminiaturen, Aphorismen und Gedichte reflektieren sie persönliche und gesellschaftliche Verluste und deren Auswirkungen. Ihre Texte verbinden Melancholie mit der Dringlichkeit, sich mit dem Verschwinden auseinanderzusetzen.
Das Rezept klingt denkbar einfach: 176 Tuschezeichnungen von Moussa Kone treffen auf 176 Kurztexte von Bastian Schneider - gemeinsam (re)konstruieren sie 176 Etappen einer nächtlichen Schlussrunde, die einen Museumswärter durch die Räume eines Wiener Palais führt; ihn auf und hinter die Kulissen der Ausstellungsräume schauen lässt. Diese Blickfolge bildet zugleich den Ausgangspunkt für eine emblematische Dramaturgie, die Walter Pamminger konzipiert hat: Jede Doppelseite bietet Platz für vier Hinsichten, sodass jeweils vier Zeichnungen in Dialog mit ihren textuellen Pendants treten. Schnell wird klar, dass sich Texte und Bilder nicht einfach illustrieren oder kommentieren, sondern einander im vollen Sinne ent-sprechen: Sie eröffnen einen gemeinsamen Wahrnehmungsraum, der seinen Sinn vor allem auch aus dem Abstand gewinnt, der zwischen beiden Registern der Schilderung bestehen bleibt. Diese Spannung durch die narrative Abfolge einer Graphic Novel noch zu steigern, bildet den experimentellen Rahmen von Licht und Schatten, das Schritt für Schritt auch das zeigt, was man nicht sieht: Die Perspektive des künstlerischen Abbildens als solche, die dennoch mit ausgestellt und entzifferbar wird. Zu lesen geben die Autoren eine Reihe von Schriftbildern, die anhand subtiler Beobachtungen das Zwielicht des Kunstbetriebs anvisieren - ohne jedoch den Fehler zu begehen, sich dabei selbst zu erklären.
Die Schrift, die Mitte, der Trost
Stadtstücke
»Im Schaufenster einer Buchhandlung lag eine tote Fliege vor den Bestsellern der Saison auf dem Rücken. Sie streckte ihre dünnen Beinchen in die Luft wie winzig kleine Antennen, die sich bei jedem Luftzug neu ausrichteten.« Mit feiner Ironie lauscht Bastian Schneider den ephemeren Momenten des städtischen Alltags ihre so gar nicht kurzlebige Poesie ab. Unter seinem Blick erweisen sich gerade die Unscheinbarkeiten als unerschöpflicher Steinbruch für dichterische Einsichten. Die Kurztexte ergeben dabei eine besondere Route durch europäische Metropolen wie Istanbul, Köln, Marseille, Paris oder Wien, indem sie diese zu verschiedensten »Stücken« verdichten: Frühstücke, Randstücke, Spazierstücke, Singstücke (u. v. w. m.) laden dazu ein, die teils abgründige Schrift urbaner Oberflächen sehen und lesen zu lernen. Ist man einmal mit einem dahingehend geschärften Sensorium ausgestattet, kann man sich der intimen Verbindung von Worten und Begebenheiten nicht mehr entziehen: Die kleinsten Details erweisen sich als Ausdruck und Kommentar zu den großen Fragen, die Bezeichnungen der Dinge graben sich tief in die eigenen Beobachtungen ein und rufen bisher stumm gebliebene Korrespondenzen auf den Plan. Auf subtile Weise bilden die »Stadt stücke« so nicht nur hellsichtige Fragmente, sondern eine kleine Schule des Sehens und Sagens: Die Wirklichkeit ist nicht einfach der Fall, sondern entspinnt sich erst im kunstvollen Wechselspiel von Worten und Geschehen – stückweise.
»Wie in einer Schneekugel liegt die Erinnerung unter Glas, die ganze Welt als Miniatur, die Kindheit, als die eigene Stadt noch die einzige war, eine Metropole.« Luftgetier und Vogelbilder – wie sie die von Schnee, Staub und Stadt bedeckte Kindheit hervorzuzaubern vermögen, davon erzählt Bastian Schneider in seinem Debüt »Vom Winterschlaf der Zugvögel«. Eine Sammlung von Miniaturen wie in einem Setzkasten voll mit Möwen, Tauben, Krähen, Schwalben, Bussarden und Wellensittichen: lebendig, tot, ausgestopft, gemalt, oder als Allegorie. Bastian Schneider zeichnet Bilder einer Welt zwischen Wachsein und Traum, die über die Sprache, die geheimnisvolle Verbindung zwischen Vogelkörpern und Buchstaben reflektieren und über den Punkt, an dem sich »endlich die Ontologie in Ornithologie auflöst«. Die Erinnerung ist ein Zugvogel, der Winterschlaf hält, ein paradoxes Geschöpf, das unweigerlich Bild texte ausbrütet, während es vorgibt, zu schlafen, zu vergessen. Walter Benjamins Formulierung, dass die Vögel »eine ununterbrochene, unabsehbare Folge von Zeichen, ein ganzes, unsäglich veränderliches, flüchtiges Schwingengeflecht – aber ein lesbares« zu weben scheinen, trifft auch die Stimmung von Bastian Schneiders Texten in all ihrer fragilen Kraft.
Handkäs? und Äppelwoi, Ahle Worscht und Schwälmer Tracht. Von Lampertheim bis Trendelburg, von Limburg bis nach Fulda. Mit diesem Buch lernen Sie Hessen kennen, wie Sie es bisher noch nicht kannten. Für Hessen und Nicht-Hessen gleichermaßen geeignet.