The tumultuous relationship between an aging actor and a devoted theatre enthusiast unfolds through a cycle of love and hate, marked by passionate letters that reveal their complex emotions. Their connection is fraught with breakups and reconciliations, as they struggle to coexist while exploring other relationships. Amidst this chaos, the allure of the theatre remains a constant, with the actor embodying both the absurdity of his life and the brilliance of his art, highlighting the interplay between reality and performance.
Ist das ein Science-Fiction-Roman? Eine Dystopie? Eine bitterböse Mediensatire? Eine Posse voller schwarzem Humor? – Vielleicht von allem etwas. Oder besser: sehr viel. Noëlle Revaz entwirft ein satirisch-groteskes Zukunftsszenario des Kultur-, Medien- und Literaturzirkus, aber seine Elemente muten gar nicht so unbekannt an. Die Buchpremiere ist eine gigantische Fernsehshow, die Moderatoren werden als Stars gefeiert, die Schriftstellerinnen stellen sich selbst dar. Niemand kommt auf die Idee, ein Buch aufzuschlagen oder gar darin zu lesen. Seine Qualitäten werden zelebriert wie bei einer Prêt-à-Porter-Inszenierung, bestens ausgeleuchtet. Einbandfarbe und -material, Größe und Dicke sind von Belang, und die Biographien der Autorinnen natürlich. Neue Ideen und Kreativität sind immer gefragt, allerdings nicht bei der Entstehung eines Kunstwerks, sondern ausschließlich bei der Vermarktung der Leere, etwa wenn zwei Sternchen des Zirkus zu einer Figur verschmolzen werden sollen: Joeanna Fortunaggi – die Sensation der Saison. Unvorhergesehenerweise bringen sie alles durcheinander: Sie tun es wirklich, sie schreiben ein Buch. Ein Roman von tiefschürfender Originalität, der nicht zuletzt eine eigenwillige Liebeserklärung an die Literatur ist.
Der Bauer Paul ist engstirnig und hartherzig, ein Schläger und Trinker. Aber
selbst merkt er das gar nicht. Kunstvoll und präzise lässt Revaz ihn seine
eigene Welt schildern - und sich dekuvrieren. Paul lebt für seinen Hof und
seine Tiere, er ist ein wortkarger und harter Mann, der seine Frau einfach nur
Vulva nennt, seine Kinder nicht beim Namen kennt und schon mal zuschlägt, weil
was man gern hat, das klopft man. Doch dieser Sommer ist anders, denn Vulva
wird krank, die Tiere geraten in Gefahr, und der Wanderarbeiter Georges bringt
neue Töne in Pauls Leben und das der ganzen Familie. Es ist eine
ungewöhnliche, außerordentlich kunstvolle Sprache, die die Brutalität und
Frauenfeindlichkeit des Mannes ebenso genau zum Ausdruck bringt wie seine
zaghaften Kommunikationsversuche. Revaz hat ihrem Protagonisten eine
lebendige, authentische Stimme gegeben, kunstvoll formt sie die Rede eines
schwierigen Menschen, dem Sprache eigentlich fremd ist und der hier in seiner
ganzen Widersprüchlichkeit, seiner Härte und Verletzlichkeit zu Wort kommt.
Ihre Leistung, Pauls Beschränktheit wie Komplexität zu einem inneren Monolog
zu formen, hat Andreas Münzner kongenial ins Deutsche übertragen - eine
Einladung in eine archaische Sprach- und Lebenswelt.