Im Herbst 1983 begegnen sich Adam und Eva schicksalhaft beim legendären Udo-Lindenberg-Konzert im Palast der Republik in Ost-Berlin. Adam, Fotojournalist aus dem Westen, verliebt sich in die gelernte Erzieherin aus dem Osten und besucht sie fortan so oft und regelmäßig, dass die sich entwickelnde Liebesgeschichte in die deutsche Einheit hinüberwachsen kann. Nach der Wende führen Adam und Eva ein Leben wie im Paradies. Sie unternehmen gemeinsame Reisen. Bedeutsame Begegnungen (z. B. mit Nelson Mandela in Südafrika) binden die beiden immer enger aneinander. Aber dann schlägt das Schicksal erneut zu. Und ihr Leben wird auf den Kopf gestellt.
Gerrit Jöns-Anders Knihy



Der (geniale) Dichter Erik und der (namenlose) Erzähler sind beste Freunde. Roter Faden ihrer Geschichte ist eine gemeinsame Lesereise, auf der sich der Erzähler als Tourmanager jedoch nicht nur um die Organisation kümmern muss, sondern vor allem um die Kreativität und Konstitution des psychisch labilen Poeten. Die aufwühlende Tour u. a. durch die Metro-polen Berlin, Frankfurt, München und Wien findet immer wieder kleine Pausen auf einem Bauernhof in Ostdeutschland, wo sich Erik einen Rückzugsort geschaffen hat. Alles könnte so seinen Gang gehen, doch dann taucht Eva auf. Eine wieder auflodernde Dreiecksbeziehung stellt die Männerfreundschaft auf die Probe. Als Erik, der sich immer eigenwilliger und provokanter verhält, plötzlich spurlos verschwindet, liegt Unheil in der Luft. Kunststoff behandelt den klassischen Konflikt zwischen Auflehnung und Anpassung. Wann muss der Einzelne dem System die Zähne zeigen, wann ist er machtlos? Was macht Geld mit Menschen? Und vor allem: Was macht kein Geld mit Menschen? Natürlich geht es auch um die Liebe - und ihre beiden Schwestern: Hoffnung und Enttäuschung. Was passiert, wenn zwei die eine lieben? Diese grundlegenden Fragen umspielt der Autor mit präziser, aber auch sensibler Sprache, variiert sie, schlachtet sie gekonnt aus – und inszeniert ein mitreißendes Wechselspiel aus Zustimmung und Empörung, aus Sprachlosigkeit und Wortgewalt. Gerrit Jöns-Anders erweist sich erneut als scharfsinniger Beobachter. Seine Figuren taumeln an filigranen Marionettenfäden auf den großen Knall zu. Die überraschende Wendung ist eine der großen Stärken des Buches. Kunststoff ist Literatur über Literatur, in bester Tradition eines Philippe Djian oder der Beat-Poeten. Direkt von „unterwegs“ – für eine Generation, die voll unter Dampf steht und der Hören und Sehen vergeht angesichts dessen, was sich um sie herum und mit ihr abspielt.
Intuition oder Kalkül?
Zur (Un-)Konventionalität ästhetischer Kommunikation am Beispiel der Musikproduktion
Trotz zahlreicher Untersuchungen ist der Ablauf kreativer Prozesse in vielen Aspekten noch immer unerklärbar. Dies spiegelt sich im Wesentlichen in der Frage wider, inwieweit Intuition oder Kalkül die Arbeit eines Produzenten bestimmen. Aus dem Blickwinkel einer interdisziplinär ausgerichteten Kommunikationswissenschaft untersucht Gerrit Jöns-Anders, inwieweit Intuition oder Kalkül handlungsrelevante Selektionskriterien für Komponisten darstellen. Er betrachtet künstlerische Kreativität nicht im Gegensatz, sondern in Abhängigkeit von Konventionalität und entwickelt einen (handlungs-)theoretischen Bezugsrahmen, den er der Konstruktion eines Modells und einer Komponistenbefragung zugrunde legt. Es erweist sich, dass Produzenten ästhetischer Medienangebote diese grundsätzlich im Wissen um Nutzererwartungen und damit auch im Wissen um Hoch- und Niedrigkonventionalität materialisieren. Der Autor zeigt, dass dies entscheidende Auswirkungen auf die klassischen Determinanten ästhetischer Theorien hat, und reflektiert diese Auswirkungen vor dem Hintergrund seines Ansatzes.