Günter Gutsche Knihy




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Beiträge zur Soziologie der Persönlichkeit
Dritte, gründlich überarbeitete Auflage
In der vorliegenden dritten Ausgabe seiner „Soziologie der Persönlichkeit“ macht Gutsche auf eine Reihe von Fragestellungen der Theorie aufmerksam, die daher rühren, dass die meisten Sozialwissenschaftler unter einer Persönlichkeitstheorie immer nur eine psychologische Theorie verstehen und dass sie Persönlichkeitsentwicklung schlicht und einfach mit Sozialisation gleichsetzen. Der Autor der vorliegenden Ausgabe unterscheidet dagegen psychische von sozialen Persönlichkeitseigenschaften und folglich auch eine psychologische von einer soziologischen Persönlichkeitstheorie und er geht davon aus, dass die Persönlichkeitsentwicklung nicht nur im Prozess der Sozialisation stattfindet. Eine erfolgreiche Tätigkeit eines Ingenieurs beispielsweise kann nach Ansicht des Autors nicht nur soziale Prozesse beeinflussen (Ogburn 1969), sondern zugleich eine Persönlichkeitsentwicklung des Ingenieurs anstoßen. Die soziologische Persönlichkeitsentwicklung erfolgt also im Sozialisationsprozess wie auch im Prozess des sozialen Handelns. Des Weiteren erscheint dem Autor der Begriff des sozialen Milieus als ein ziemlich verschwommener und z. T. romantisierender Begriff, denn er umfasst sozialpsychische Lebensstile wie auch sozialstrukturelle Verhältnisse und marktwirtschaftliche „Zielgruppenstrukturen“. Statt von Milieus spricht der Autor deshalb von Typologien der sozialen Persönlichkeit oder von soziologischen Persönlichkeitstypen. In einem weiteren Abschnitt der Publikation bewegen den Autor eine Reihe von Fragen der gesellschaftspolitischen Praxis, darunter Fragen zur Perspektive der Arbeit. In diesem Zusammenhang nimmt die Reduzierung der Arbeitszeit, wie sie in der digitalen und sozialen Entwicklung eigentlich möglich sein sollte, in der vorliegenden Arbeit breiten Raum ein.
Dieses Buch zur Soziologie der Persönlichkeit zeichnet sich in allen Teilen durch seine originelle und anregende Behandlung der Probleme aus. Es will dazu beitragen, eine offensichtliche Lücke im System der soziologischen Disziplinen und Studiengänge zu schließen. In den meisten universitären Einrichtungen wird dieses Thema nur im Zusammenhang mit der Sozialisation oder gar nicht angesprochen. Die Studie von Günter Gutsche zeigt, worin die spezifische Abstraktionsebene einer speziellen Soziologie der Persönlichkeit in Gegenüberstellung zur psychologischen Theorie besteht und wie man zu einer adäquaten soziologischen Forschung gelangen kann. Deshalb werden grundlegende theoretische Fragen einer Soziologie der Persönlichkeit behandelt, Grundbegriffe diskutiert und Definitionen angeboten. Im Allgemeinen ist man sich in den Sozialwissenschaften einig, dass die gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklung eine weitergehende Individualisierung aller sozialen Handlungsabläufe mit sich bringt. Das erfordert eine Zunahme des eigenen Engagements der Individuen bei der Wahrnehmung ihrer Interessen. Gewerkschaften, Parteien und deren Ideologien bieten heute nicht mehr die entscheidenden Orientierungsrahmen für die Menschen. In diesem Zusammenhang und vor dem Hintergrund der Digitalisierung wird vom Autor auch die Zukunft der Arbeit beleuchtet. Für die soziologische Forschung erfordert das eine stärkere Hinwendung zu Problemen der Formierung der Persönlichkeit als gesellschaftliches Subjekt. Dieser Ansatz der soziologischen Persönlichkeitsforschung geht nach Ansicht des Autors über das Konzept der Sozialisation und des sozialen Lernens hinaus. Das Buch macht deutlich, welcher neuen theoretischen und methodologischen Überlegungen es bedarf, die Persönlichkeit als Akteur des sozialen Wandels empirisch zu erfassen. Die Erforschung von sozialen Typen der Persönlichkeit und die Analyse ihrer mentalen Einstellungen sind dabei der Hauptweg. Die Publikation versteht sich als ein Einstieg in diese Problematik und als eine Einladung zum Weiterdenken.