Gewalt an Kindern kann sich in vielfältigen Formen physischer und psychischer Gewalt oder Vernachlässigung präsentieren. Die Kindstötung stellt den Kulminationspunkt der Gewalt oder das Resultat einer psychischen Störung der Täterin/des Täters dar. Mit erschreckender Regelmäßigkeit berichten die Medien über Kindstötungen. Die Fälle lösen nicht nur bundesweit Betroffenheit aus, sondern werfen auch Fragen nach Ursachen und effektiven präventiven Schutzmaßnahmen auf. Für Deutschland ist von 1–2 % Kindstötungen unter den Tötungsdelikten auszugehen. Aufgrund der Komplexität der dem Phänomen zugrunde liegenden Problematiken ist aber eine hohe Dunkelziffer anzunehmen, da sich auch hinter dem „Plötzlichen Kindstod“ Infantizide verbergen können und ein „Münchhausen-Syndrom by proxy“ mit dem akzidentellen oder sogar intendierten Kindstod enden kann. Das vorliegende Buch erfasst das Phänomen Kindstod und Kindstötung aus dem Blickwinkel von forensischen Psychiatern, Pädiatern, Rechtsmedizinern und Juristen. Ausgehend von historischen Betrachtungen zeigen die Experten anhand von Untersuchungen und Einzelfällen Spezifika auf, die von großer Bedeutung im medizinischen und juristischen Alltag sind und die in dieser aktuellen und umfassenden Form hiermit erstmals zusammengeführt werden.
Frank Häßler Knihy






Forensische Kinder-, Jugend- und Erwachsenenpsychiatrie
- 272 stránok
- 10 hodin čítania
Das Spektrum der Forensischen Psychiatrie geht weit über die gutachterliche Beurteilung von Rechtsbrechern hinaus. Gerade im Rahmen der Entwicklungsperspektive der Kinder- und Jugendpsychiatrie geht es auch um qualifizierte Behandlungskonzepte und –angebote. Darüber bezieht dieses neue Praxishandbuch auch alle sozial-, familien- und zivilrechtlichen, aber auch ethische oder historische Fragestellungen mit ein. Es ermöglicht seinen Lesern sich nicht nur gründlich in das Thema einzuarbeiten, sondern auch bei Bedarf konkrete Fragen nachzuschlagen. Dem Basiswissen zu Erstellung, Verfassen und Vortrag von Gutachten folgen praxisnahe Beiträge aus Recht und Medizin zu Begutachtung, Behandlung und Prognose. Auf spezielle Delikte wird ebenso eingegangen wie auf die forensische Relevanz spezieller Störungen. Sowohl im Grundlagenteil als auch bei der delikt- und störungsspezifischen Betrachtung delinquenten Verhaltens, den diagnostischen Standards, den therapeutischen Optionen und insbesondere in den zivil- und öffentlich-rechtlichen Kapiteln liegt der Focus des Buches auf der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Damit eröffnet es im fächerübergreifenden Dialog allen Interessierten auch das spezielle Wissen um die Besonderheiten des Kindes- und Jugendalters und schärft zugleich die forensische Expertise und Konturen der deutschen Kinder- und Jugendpsychiatrie.
„Geistige Behinderung und Minderbegabung“ ist ein Sammelbegriff für verschiedene Formen intellektueller Beeinträchtigung. Die Ausprägungen und Prognosen sind entscheidend, weshalb Ärzte und Therapeuten verantwortungsvoll handeln müssen. Viele Kinder mit Minderbegabung zeigen zusätzlich Verhaltensauffälligkeiten oder Begleitstörungen wie Aufmerksamkeitsdefizitstörungen, Tics oder Zwangsstörungen. Frühzeitige und geeignete Fördermaßnahmen sind notwendig, um den Kindern die Fähigkeiten zu vermitteln, die eine gute Teilhabe am sozialen Leben ermöglichen. Die Reihe „Manuale psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen“ verfolgt drei zentrale Ziele: Erstens, einen interdisziplinären Ansatz, bei dem der Patient im Mittelpunkt steht und Therapeuten ihr Bestes geben müssen, um Störungen zu diagnostizieren und adäquat zu behandeln. Zweitens, die Praxisrelevanz, indem sie praktische Tipps und Tricks für den Alltag bereitstellt. Drittens, Didaktik und Struktur, da alle Bände einheitlich strukturiert sind und eine übersichtliche Didaktik bieten. Ziel ist es, das Lesen angenehm zu gestalten und entscheidende Informationen schnell erfassbar zu machen.
Eine greuliche That
- 153 stránok
- 6 hodin čítania
Die 22-jährige Eva Tied aus Strietfeld brachte um die Jahreswende 1662/63 heimlich ein „in Unzucht gezeugtes“ Kind zur Welt, erstickte es in der Ohnmacht der Geburt und schnitt ihm danach den Kopf ab. Der Patrimonialgerichtsherr Hans Albrecht Moltke suchte Anfang Januar 1663 Rat bei den Juristen der Rostocker Universität, um die Strafe für diese „greuliche That“ zu ermitteln. Nach eingehender Beratung, in der auch die Standhaftigkeit der Angeklagten während der Folter berücksichtigt wurde, wurde entschieden, dass sie der Todesstrafe entgehen sollte. Stattdessen wurde ihr mit Genehmigung der Obrigkeit die ewige Verbannung aus dem Land auferlegt. Bei den überwiegend weiblichen Angeklagten zeigt sich bis heute ein Verhaltensmuster: Scham, Verwirrung und Ausweglosigkeit führen durch das Verschweigen der Schwangerschaft zu einer Gewaltspirale, die oft in der Tötung des Neugeborenen endet. Die Autoren präsentieren mit dieser Studie erstmals eine umfassende Übersicht zu Kindstötungen in Mecklenburg-Vorpommern vom späten 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, basierend auf Archivmaterial der Universität Rostock. Neben zahlreichen Tabellen stehen die Schicksale der Täterinnen im Fokus. Die Arbeit richtet sich an Interessierte der Medizin- und Rechtsgeschichte sowie der forensischen Psychiatrie und bietet auch breiteren Lesern Zugang zu bedeutenden Quellen der Kulturgeschichte.
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist mit einer Prävalenz von 2–6 % eine der häufigsten psychischen Störungen in allen Altersgruppen. Trotz umfassender nationaler und internationaler Leitlinien sowie einer Vielzahl von Publikationen bleiben viele relevante Fragen zur Diagnostik und Therapie offen. Besonders die Begleiterscheinungen wie bipolare Störungen, epileptische Anfälle, Entwicklungsstörungen, motorische Phänomene, Teenager-Schwangerschaften, Delinquenz und Persönlichkeitsstörungen sowie rechtliche Aspekte der ADHS-Therapie werden in vielen Standardwerken nicht ausreichend behandelt. Dieses Werk bietet wertvolle Einblicke von renommierten Wissenschaftlern und erfahrenen Praktikern aus verschiedenen Fachrichtungen. Es richtet sich an eine breite Leserschaft, darunter Ärzte, Psychologen, Therapeuten, Sozialarbeiter und Lehrer sowie Betroffene und deren Angehörige. Das „ADHS-Kaleidoskop“ ermöglicht es, über den Tellerrand hinauszuschauen und sich umfassend über die vielfältigen Facetten von ADHS zu informieren. Es beleuchtet nicht nur evidenzbasierte Behandlungsansätze, sondern auch alternative Methoden, einschließlich tiergestützter Therapien, und thematisiert die Implikationen für die Jugendhilfe.
Geistige Behinderung ist keine Krankheit. Menschen mit einer geistigen Behinderung haben aber eine erhöhte Vulnerabilität für zusätzliche gesundheitliche Beeinträchtigungen und spezifische Erkrankungen. VorausSetzung für eine angemessene gesundheitliche Versorgung geistig Behinderter ist zum einen das Wissen über die Besonderheiten dieser Patientengruppe, zum anderen der Aufbau spezifischer Versorgungssysteme mit fachübergreifenden Kompetenzen, besonderen Abläufen und Strukturen. Dieses Buch richtet sich an alle Personen, die in der Betreuung geistig Behinderter tätig sind. Es vermittelt dem Leser den aktuellen Wissens- und Diskussionsstand der gesundheitlichen Probleme, die mit geistiger Behinderung assoziiert sind. In besonderer Weise wird ein Bogen geschlagen von der historischen Betrachtung der geistigen Behinderung über medizinische Aspekte, ethische Prinzipien und rechtliche Schutzbestimmungen sowie Therapiemöglichkeiten im Rahmen ambulanter und stationärer Versorgungssysteme einschliesslich der modernsten Pharmakotherapien. Erstmalig finden in einem solchen Kontext die Themen Sexualität und Alkohol Beachtung. Sie gehören zum Lebensalltag auch von geistig behinderten Menschen, werden aber in der Regel tabuisiert. Ebenfalls beschrieben werden Epilepsien und deren effektive multimodale Behandlung bei Menschen mit geistiger Behinderung.
Menschen mit geistiger Behinderung, die ein deutlich erhöhtes Risiko haben, psychisch zu erkranken, und besonders vulnerabel auf Interaktionen mit ihrer Umwelt reagieren, waren und sind die Stiefkinder der Psychiatrie, obwohl die Prävalenzraten für geistige Behinderung mit 2 bis 3% rund zehnmal höher liegen als für Schizophrenie. Auf der Basis einer fundierten multimodalen Diagnostik geht es bei biopsychosozialer Sichtweise um eine interdisziplinäre Therapie, in die im Sinne einer störungsspezifischen Gesamtstrategie neben pädagogischen, psychoedukativen und psychotherapeutischen auch pharmakotherapeutische Maßnahmen Eingang finden. Da hinsichtlich organisatorischer Strukturen eines entsprechenden medizinischen Versorgungssystems erhebliche Defizite bestehen und auch die in das Betreuungssystem eingebundenen Personen oft über fehlende Literatur klagen, versucht das vorliegende Buch, den gegenwärtigen Wissens- und Diskussionsstand aus verschiedenen Blickwinkeln widerzuspiegeln. Ausgehend von einem historischen Exkurs zum Verhältnis zwischen Gesellschaft, Psychiatrie und geistiger Behinderung reicht das Spektrum der einzelnen Beiträge über Epidemiologie, Klinik, Diagnostik, ethische Prinzipien und rechtliche Schutzbestimmungen bis hin zu psychodynamischen Konzepten des Verständnisses sowie therapeutischen Interventionsmöglichkeiten, einschließlich einer modernen, Psychiatriesierungstendenzen vorbeugenden Pharmakotherapie.