Dieses Buch interpretiert die Geschichte des Nationalsozialismus als Zusammenspiel von »Brandstiftern« und »Biedermännern«. Die »Brandstifter« vertreten aktiv die ideologischen Kernziele der Nationalsozialisten, wie die Eroberung von »Lebensraum« und die Rassenideologie, und streben von Anfang an einen neuen Krieg an. Die Massenbasis des Regimes bildeten jedoch die »Biedermänner«, die die Jahre von 1933 bis 1939 als Rückkehr zu Normalität und Stabilität empfanden. Sie freuten sich über die Wiederherstellung von »Ruhe und Ordnung«, während sie die Zerstörung des Rechtsstaats nur am Rande wahrnahmen. Die »Biedermänner« bejubelten Hitlers außenpolitische Erfolge, verdrängten jedoch die gleichzeitig stattfindenden Kriegsvorbereitungen. Mit Hitlers Politik des »alles oder nichts« 1938 wurde deutlich, dass dauerhafte Stabilität mit den langfristigen Zielen der nationalsozialistischen Führung unvereinbar war. Trotz einiger Leerstellen, wie der kurzen Erwähnung der Architektur, bietet die solide und umfassende Darstellung einen wertvollen Überblick über die Kulturpolitik im "Dritten Reich". Es ist eine empfehlenswerte Einführung in die komplexe Geschichte des nationalsozialistischen Deutschland und bietet Orientierung für Leser, die mehr über die wissenschaftlichen Diskussionen erfahren möchten.
Michael Grüttner Knihy






Talar und Hakenkreuz
Die Universitäten im Dritten Reich
Lange Zeit haben sich die deutschen Universitäten vor allem als Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft gesehen. Erst allmählich und widerstrebend setzte sich die Einsicht durch, dass das nicht die ganze Geschichte ist. Inzwischen sind zahlreiche Untersuchungen zu einzelnen Universitäten, Disziplinen, Wissenschaftlern erschienen. Michael Grüttner legt mit diesem Buch auf der Grundlage jahrelanger Quellenforschung erstmals eine Gesamtdarstellung zu den Universitäten im Dritten Reich vor.Die 23 Universitäten, die am Ende der Weimarer Republik in Deutschland existierten, waren seit 1933 massiven «Säuberungen» ausgesetzt, die sich vor allem gegen Studierende und Wissenschaftler jüdischer Herkunft richteten. Dieser «Machtergreifung» von oben entsprach eine «Machtergreifung» von unten: Viele Professoren traten in die Partei ein, manche versuchten wie Carl Schmitt und Martin Heidegger, sich als Vordenker des NS-Regimes in Stellung zu bringen. Michael Grüttner schildert eindringlich die erstaunlich geräuschlose Machtübernahme der Nationalsozialisten, analysiert die Hochschulpolitik des Regimes, die sich ganz unterschiedlich auf die verschiedenen Fächer auswirkte, und erklärt, warum die Wissenschaften im Dienst des Nationalsozialismus nicht nur unfreier wurden, sondern mitunter sogar größere Handlungsspielräume besaßen als je zuvor. Ein Epilog zur Nachgeschichte rundet diese souveräne, längst überfällige Gesamtgeschichte ab.
Ausgegrenzt: Entlassungen an den deutschen Universitäten im Nationalsozialismus
Biogramme und kollektivbiografische Analyse
Die Vertreibung zahlreicher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durch die brutale Exklusionspolitik des NS-Regimes und die dadurch ausgelösten internationalen Migrationsbewegungen gelten zu Recht als bedeutsame Zäsur in der Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Auch wenn es übertrieben ist, von einer „geistigen Enthauptung Deutschlands“ zu sprechen, wie in älteren Publikationen zu lesen war, führte die 1933 einsetzende „Säuberung“ der deutschen Universitäten zu einem beträchtlichen Verlust an wissenschaftlicher Substanz. Das Buch informiert erstmals für alle deutschen Universitäten über die Dimensionen und Konturen dieses Prozesses. Im Zentrum stehen fast 1.300 Biogramme vertriebener Hochschullehrer, die in der Einleitung kollektivbiografisch ausgewertet werden. Die Biogramme geben Auskunft über den akademischen Status der Betroffenen, über die Religionszugehörigkeit, die Mitgliedschaft in politischen Parteien sowie über die Entlassungsgründe, gegebenenfalls auch über KZ-Haft, Emigration und Remigration. Schließlich finden sich in dem Buch die Namen jener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Opfer nationalsozialistischer Vernichtungspolitik wurden oder nach der Entlassung Suizid begingen. Jetzt auch als Datenbank: Vertreibungen aus den deutschen Universitäten im Nationalsozialismus
Zur Bedeutung von "Konventionen" in der Arbeitsverwaltung
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- 6 hodin čítania
Der Gründungszuschuss ist das bedeutendste Förderinstrument zur Existenzgründung aus Arbeitslosigkeit. Während umfangreiche Evaluationsstudien zu seinen arbeitsmarktpolitischen Wirkungen vorliegen, gibt es bislang kaum theoriegeleitete Arbeiten, die seine Vergabe in den Arbeitsagenturen beleuchten. Dieser Prozess selbst ist von einer hohen Unsicherheit geprägt, da der Markterfolg von Unternehmensgründungen a priori ungewiss ist. Empirisch zeigt sich, dass sowohl die Mitarbeiter in den Arbeitsagenturen als auch die Existenzgründer ihre Rolle in den Vermittlungsgesprächen sehr unterschiedlich wahrnehmen und gestalten. Grüttner geht in seiner qualitativen Studie der Frage nach, welche Konventionen in dieser Situation der Unsicherheit für die beteiligten Akteure in der Arbeitsverwaltung präsent und handlungsleitend sind - und welchen Unterschied es macht, wenn Existenzgründungsgespräche stärker an der einen oder anderen Konvention orientiert werden.
Die Mehrheit der Deutschen empfand die 'Friedensjahre' des Dritten Reiches von 1933 bis 1939 als Rückkehr zur Normalität unter Leitung eines charismatischen Führers, dem alles zu gelingen schien. Gleichzeitig aber legten die Machthaber vor aller Augen die Grundlagen für Krieg und Genozid: durch eine massive Hochrüstung des Militärs, die Zerstörung des Rechtsstaates und den Aufbau eines Gewaltapparates, der ausschließlich dem 'Führerwillen' verpflichtet war. Das Buch analysiert die Weichenstellungen dieser Jahre in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und bietet Orientierung auf der Grundlage einer inzwischen fast unübersehbaren internationalen Forschung.
Gebrochene Wissenschaftskulturen
Universität und Politik im 20. Jahrhundert
- 384 stránok
- 14 hodin čítania
Dieser Band regt eine kritische Universitätsgeschichte des 20. Jahrhunderts an, indem er die Wechselbeziehung von politischen Systembrüchen und Wissenschaftsentwicklungen untersucht, deutsche Tendenzen mit internationalen Trends vergleicht und die gegenwärtige Reformdebatte in eine Langzeitperspektive einbettet. Er geht vom vermeintlichen Verlust der Weltgeltung deutscher Wissenschaft in der Weimarer Republik aus, analysiert die Selbstmobilisierung der Forschung im Dritten Reich und kontrastiert abschließend die Modernisierungsprobleme der DDR und der Bundesrepublik.