Relativität und Bildung
Fachübergreifende Herausforderungen und fachspezifische Grenzen
Fachübergreifende Herausforderungen und fachspezifische Grenzen
Theoretische, empirische und hochschuldidaktische Perspektiven
Der vorliegende Sammelband vereint Beiträge, die Fragen der Professionalisierung in der Deutschlehrerbildung aus theoretischer, empirischer und hochschuldidaktischer Perspektive in den Blick nehmen. Ausgangspunkt dafür ist die sozialpsychologische Theorie der kognitiven Dissonanz und deren Reformulierungen, in denen Widersprüche und Irritationen als kognitiver Ausgangspunkt für Reflexions- und Bearbeitungprozesse verstanden werden. Damit wird das vieldiskutierte Verhältnis von Theorie und Praxis an ausgewählten Beispielen (u. a. Fachlichkeit, Migration, Digitalisierung in der Lehrerbildung) sowohl fachspezifisch als auch konzeptuell neu konturiert.
Folgt man den aktuellen Bildungsstandards der allgemeinen Hochschulreife, verschwindet der Autor im Umgang mit literarischen Texten gegenüber einem dominanten Textbegriff nahezu. In empirischen Untersuchungen zu Überzeugungen Deutschstudierender wird Autorschaft häufig nur zwischen einer verkürzten autorkritischen und antintentionalistischen Literaturwissenschaft oder einem unreflektierten Biografismus konzeptualisiert. Dass in der Literaturtheorie der Autor inzwischen längst - wenn auch unter anderen Vorzeichen - wiedergekehrt ist, kann gegenstandsbezogen Anlass einer literaturdidaktischen Revision sein; ebenso die rezeptionsbezogene Tatsache, dass die Vielzahl autorzentrierter Publikationen im Feld der Kinder- und Jugendliteratur sowie der allgemeinen Literatur das ungebrochene Interesse am empirischen Autor belegen. Der Band will hier der Annahme, dass Autorschaft zur Herstellung eines schulischen Kanons sowie interpretatorischer Argumentationen im Literaturunterricht nach wie vor eine besondere Stellung einnimmt, vor den oben genannten Ausgangslagen Rechnung tragen. Er konzentriert die Vielfalt möglicher Verhandlungsaspekte ab dem zweiten Teil auf das Autoreninterview, weil dieses als vermeintlich leichte(re) Ergänzung zum literarischen Werk und als Selbstauslegung des Künstlers im literarischen Leben besonders deutlich didaktische Fallstricke und Chancen zu enthalten scheint. Kritische literaturdidaktische Sichtungen zeigen hier, dass es sich um eine literarische Textsorte handelt, der zudem in hohem Maße Performativität und Medialität eingeschrieben sind, für die Lernende erst kulturell handlungsfähig gemacht werden müssen. Einzelne Beiträge fokussieren daher beispielhaft neben dem Umgang mit Autorschaft im Kontext von Fiktionalitätsbewusstsein und Wissensvermittlung auch mediensozialisatorisch zentrale Fragen gegenwärtiger Formen von Authentizität.
Tendenzen literarischen und kulturellen Lernens
25 Jahre nach der Wiedervereinigung ist die literar-ästhetische, theatrale und filmische Erinnerungskultur zum Realsozialismus ebenso vielfältig wie preisverdächtig. In aktuellen Bildungskontexten ist dieses Erinnern jedoch immer weniger mit einem kommunikativen Gedächtnis verbunden, zudem konzentrieren sich die Erinnerungsprozesse meist auf Literatur und Medien aus der Zeit der DDR. Der Band lotet daher aktuelle didaktische Perspektiven einer kulturellen DDR-Erinnerung nach 1990 aus, die sich von stark faktualem Erinnern und narrativen Großdeutungen des offiziellen Gedächtnisses abhebt.
Interviewstudien zu Selbstkonzepten, Kultur- und Geschichtsbewusstsein in Ostdeutschland
Carolin Führer zeigt, inwieweit Schulunterricht von Lehrenden zur individuellen didaktischen Konzeption und Verarbeitung gesellschaftlich forcierter Transformationsprozesse genutzt wird. Durch eine qualitative Untersuchung narrativer Techniken gegen Ende der DDR bis zum Kompetenz- und Medienwandel nach der Jahrtausendwende belegt die Autorin, dass selbstreflexive Auseinandersetzungen mit der eigenen Sozialisation und Mentalität seitens der Lehrenden zu einem bislang vernachlässigten Zentralmoment deutschdidaktischer Modellierungen gehören. Daraus ergeben sich neue Perspektiven auf die kulturelle und pädagogische Entwicklung der neuen Bundesländer sowie die Sozialisationsfunktion historischen Lehrens und Lernens.