Jörn Rüsen, einer der wichtigsten Historiker der Bundesrepublik, begeht im Oktober 2018 seinen 80. Geburtstag. Sein ganzes akademisches Leben war durch die Arbeit an dem bestimmt, was Rüsen zu Beginn seiner Laufbahn zu erneuern angetreten war: die Historik als Inbegriff der Theorie und Methode der Geschichtswissenschaft. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch Rüsens weitgespanntes Œuvre, das im vorliegenden Band durch sein vollständiges Schriftenverzeichnis abgebildet wird. In der Festschrift nehmen akademische Schüler, Weggefährten, Kolleginnen und Kollegen Stellung zu seinem Werk: zu Schlüsselbegriffen und Kategorien seiner Historik, zu Rüsens Wirken als Historiker und Hochschullehrer, zu notwendigen Erweiterungen seiner Arbeit an den Grundlagen dessen, was die Gegenwart forschend und selbstreflexiv aus der Vergangenheit lernen kann und lernen soll. Die Festschrift zu seinem 80. Geburtstag möchte Rüsen auch als Gründer der Schriftenreihe „Beiträge zur Geschichtskultur“ würdigen. Sie ist zugleich Band 39 dieser Reihe und der erste Band, den ein jüngeres Reihen-Herausgeberteam auf den Weg bringt. Die „Historisierung der Historik“ vereint insofern Retrospektiven und Neubeginn im Blick auf das reiche wissenschaftliche und editorische Schaffen von Jörn Rüsen.
Thomas Sandkühler Knihy






Adaofu H
- 383 stránok
- 14 hodin čítania
Bis zu seinem Ende zog Adolf Hitler Millionen Deutsche in seinen Bann; viele teilten seine politischen Ziele und traten aktiv für sie ein. Wie kam es dazu? Hitlers Kindheit und Jugend verliefen ebenso freud- wie erfolglos. Als Feind republikanischer Ideen führte der Weg des frustrierten jungen Mannes früh in die rechtsextremistische und antisemitische DAP, die spätere NSDAP. Hier spülten ihn Machtinstinkt und die politischen Kämpfe der jungen Republik rasch nach oben. Hitler schaltete in den zwölf Jahren seiner Herrschaft als Diktator jede Opposition aus und betrieb systematisch eine fanatische und menschenverachtende Politik, die im Weltkrieg und in den Völkermord an den europäischen Juden mündete. Thomas Sandkühler verbindet in seiner Darstellung das Leben Hitlers mit der Geschichte des Nationalsozialismus. Er hat dieses Buch insbesondere für Menschen geschrieben, die ohne besondere Geschichtskenntnisse verstehen wollen, wie Hitlers politischer Aufstieg gelang und was in den Jahren seiner Gewaltherrschaft geschah.
Raubkunst, Kunstraub, koloniale Sammlungen von Kulturgütern ? nicht erst seit der Kontroverse um die nigerianischen Benin-Bronzen des Humboldt-Forums in Berlin ist ein Streit darüber ausgebrochen, wie mit Sammlungsobjekten aus kolonialen Kontexten umgegangen werden sollte. Die unter Fachleuten schon länger andauernde Debatte hat 2018 neue politische Brisanz gewonnen, als der französische Staatspräsident Macron erstmals die Rückgabe an die Herkunftsgesellschaften ankündigte und konkrete Schritte prüfen ließ.0Mit der Forderung nach Restitution von Kunstschätzen kolonialer Provenienz werden grundlegende und äußerst komplexe Fragen nach der Gegenwart der Vergangenheit aufgeworfen und das in ethischer, wissenschaftlicher, politischer, juristischer und ästhetischer Hinsicht. Sie betreffen nicht nur Kunsthistoriker*innen und Museumsfachleute, sondern auch Kultur-, Wissenschaftshistoriker*innen, Jurist*innen und Geschichtsdidaktiker*innen, aber auch alle diejenigen, die Museen besuchen, die sich koloniale Sammlungen anschauen und sich bisher wenig mit der Provenienz von Objekten beschäftigt haben.0Im vorliegenden Band wird erstmals der Versuch unternommen, die geschichtskulturellen Dimensionen der Debatte auszuleuchten und einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen. Rund dreißig deutsche und internationale Autor*innen melden sich zu Wort. Die Aufsätze verdeutlichen, wie wichtig es ist, ein Kernstück der gegenwärtigen gesellschaftlichen Auseinandersetzung um das Erbe des Kolonialismus von verschiedenen Blickwinkeln aus zu betrachten: Einfache Antworten gibt es nicht, und gerade in dieser Schwierigkeit liegt die besondere Aufgabe
Geschichtsunterricht im 21. Jahrhundert
Eine geschichtsdidaktische Standortbestimmung
Um den vielfältigen Herausforderungen des Geschichtsunterrichts gerecht zu werden, ist eine geschichtsdidaktische Bestandsaufnahme des historischen Lernens in der Schule unabdingbar. Ziel ist es, den schulischen Geschichtsunterricht fachlich zu profilieren, wissenschaftlich zu reflektieren und pädagogisch zu verbessern. Denn der Geschichtsunterricht ist von hoher bildungspolitischer Relevanz, wie wiederholte öffentliche Debatten in Deutschland und seinen Nachbarländern gezeigt haben. Was bedeutet historisches Lernen in der Schule? Für wen wird Geschichtsunterricht eigentlich gestaltet? Diese und andere Fragen adressiert die Konferenz für Geschichtsdidaktik an den Geschichtsunterricht und nimmt hierbei auch die schulische Praxis und ihr politisches Umfeld in den Blick. In order to meet the various challenges of history education, a historical-didactical survey of historical learning in schools is essential. The aim is to design the history education in school professionally, to reflect it scientifically and to improve it pedagogically. History education is highly relevant for education policy as could be seen in many public debates in Germany and its neighbouring countries. What does historical learning mean in school? Who do we design history education for? The conference for history didactics addresses these questions on history education and also focuses on the practices in schools and its political environment.
Historisches Lernen denken
- 548 stránok
- 20 hodin čítania
Interviews mit Geschichtsdidaktikern zeichnen ein lebendiges Panorama bundesdeutscher Wissenschaftsgeschichte. In den 1970er Jahren konstituierte sich die Geschichtsdidaktik in Westdeutschland als wissenschaftliche Disziplin. In den Mittelpunkt stellte sie Leitbegriffe wie Lernzielorientierung, Geschichtsbewusstsein, Schülerinteresse und Emanzipation. Schülerinnen und Schüler sollten historisch denken lernen. An dieser Diskussion waren als Didaktiker im Wesentlichen zwei politische Generationen beteiligt: die »45er« und die »68er«. In diesem Band sind lebensgeschichtliche Interviews mit Geschichtsdidaktikern zusammengestellt, die einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hatten. Gefragt wird nach biographischen Prägungen, nach der Wahrnehmung gesellschaftlicher Wirklichkeit und nach dem Verständnis von Geschichtsdidaktik. In den Gesprächen wird deutlich, dass die Entwicklung nicht unumstritten war und die Debatte darüber zum Teil polemische Züge annahm. Einen Höhepunkt dieser schroffen Auseinandersetzung markierte eine Kontroverse beim Mannheimer Historikertag 1976, die im zweiten Teil des Bandes erstmals dokumentiert wird.
Der Band behandelt wirtschaftliche, außenhandels- und währungspolitische Kontinuitäten und Brüche sowie die Europaideologie seit 1943 und ordnungspolitische Modelle der Nachkriegszeit. In den 70er und 80er Jahren entstand eine kontroverse Debatte über die möglichen ideologischen und praktischen Vorläufer der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft in der nationalsozialistischen Zeit. Während des Kalten Krieges waren die Positionen unversöhnlich: Wirtschaftshistoriker der politischen Linken argumentierten für eine nahezu bruchlose Kontinuität zwischen dem NS-Großwirtschaftsraum der 40er Jahre und der EWG. Die Gegenseite betonte die bedeutenden Brüche, die mit dem Kriegsende einhergingen. Der zeitliche Abstand und Fortschritte in der empirischen Forschung ermöglichen es, diese Debatte neu zu beleuchten. Der Inhalt umfasst Beiträge zu Themen wie europäische Integration, Währungspläne nationalsozialistischer Wirtschaftsexperten, die Europapläne Carl Goerdelers, die Beziehung zwischen Ordoliberalismus und sozialer Marktwirtschaft, sowie die Auseinandersetzungen um eine Europäische Währungsunion in den frühen 50er Jahren. Zudem wird die Rolle Frankreichs in der europäischen Integration und die deutsch-französische Handels- und Wirtschaftspolitik zwischen 1931 und 1952 untersucht.
