Über Traumata gibt es heute viel mehr Wissen als noch vor wenigen Jahrzehnten. Einerseits entsteht dabei manchmal der Eindruck, dass der Begriff "Trauma" fast inflationär verwendet wird. Andererseits ist es wichtig wahrzunehmen, dass Traumatisierungen in unserer Gesellschaft tatsächlich vielfältig stattfinden. Daraus ergeben sich folgende Fragen: Wer ist im engeren Sinne traumatisiert? Was sind die Wirkungen und Symptome von Traumata? Inwieweit übertragen sich Traumata auf nachfolgende Generationen? Wie werden unsere Beziehungen durch Traumata beeinträchtigt? Und vor allem: Was ist zu tun? Um traumatische Erfahrungen zu bearbeiten, besonders wenn sie durch Gewalt verursacht wurden, ist Dialog notwendig. Dieser Dialog benötigt Räume: in der Familie, in der Schule, im Kontext der Arbeit und in weiteren Bereichen der Gesellschaft. Einander wirklich zuhören, mit Unerwartetem rechnen, offene Fragen stellen, auch an sich selbst - da gibt es in unserer Gesellschaft noch viel Luft nach oben. Die Traumaforscher:innen Ingeborg Müller-Hohagen und Dr. Jürgen Müller-Hohagen beleuchten diese Themen aus der Perspektive von Psychotherapie, Schule und Erinnerungsarbeit. Hier haben sie über Jahrzehnte viele Erfahrungen gemacht, die sie nun reflektieren und mit den Leserinnen und Lesern teilen möchten.
Jürgen Müller-Hohagen Poradie kníh


- 2021
- 2020
Fatale Männlichkeiten - Kollusive Weiblichkeiten
Die Furorwelt des Münchner Hitler. Folgen über Generationen
- 324 stránok
- 12 hodin čítania
Der gigantische Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus verstört weiterhin. Viele drängende Fragen sind geblieben, insbesondere im Hinblick auf die unvorstellbare Gewaltausübung. Wie konnten sich unsere Vorfahrinnen und Vorfahren, in der Mehrzahl ganz normale Menschen, so sehr daran beteiligen? Diese Abgründe haben wir immer noch auf der Ebene des Wissens zu bearbeiten. Wir müssen uns ihnen aber auch emotional stellen. Die Resonanzgruppe taucht tief in Hitlers Werdegang hinein, konzentriert sich auf seine Zeit als politischer Agitator zwischen 1919 und 1933, stellt Bezüge zur vorhergehenden und begleitenden gesellschaftlichen Gewalt her und hinterfragt, welche Rollenaufteilungen er in seiner Propaganda den Frauen und Männern zuschrieb. Aus dem historischen Material erschließt sich die zentrale und bisher eher wenig beachtete Dimension des Weltbilds Hitlers mit seinen fatalen (d. h. tötungsorientierten) Männlichkeiten und den damit eng verwobenen, kollusiven Weiblichkeiten. Die Autorinnen und der Autor fragen zudem nach dem untergründigen Weiterwirken der extremen und vielfach von Begeisterung getragenen NS-Gewaltorientierungen über 1945 hinaus. Trotz aller Aufklärungsarbeit liegt noch viel verborgen. Wirklich ablösen können wir uns aber nur von etwas, das wir kennen.