Philosophielexikon : Personen und Begriffe der abendländischen Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart
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Karl Jaspers gehört zu den Ausnahmeerscheinungen in der Philosophie des 20. Jahrhunderts. Arzt, Philosoph und politischer Schriftsteller in Personalunion, beruht seine Sonderstellung nicht zuletzt auf der rückhaltlosen Suche nach Wahrheiten, die uns verbinden: In einem Zeitalter der Extreme hat Jaspers exemplarisch zur Geltung gebracht, was Kant den „Weltbegriff“ der Philosophie nannte - "Philosophie im Weltbegriff ist die, die 'alle Menschen angeht'." Die Beiträge des vorliegenden Bandes, der Texte und Kontexte zu Jaspers versammelt, sind Reiner Wiehl zum 80. Geburtstag gewidmet.
Das genuin philosophische Thema der Vernunft wird von Anton Hügli aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Seine Essays ergründen, was es bedeutet, ein vernünftiges Wesen zu sein, und thematisieren die Zweifel, die wir an diesem Anspruch hegen können. Die Hinwendung zur Vernunft erfordert eine Entscheidung: Übernehmen wir die Verantwortung für unsere Wahrheiten oder lassen wir uns vom Überreden leiten? Um vernünftig zu sein, müssen wir uns mit Gründen und Gegengründen auseinandersetzen. Dieses „Spiel“ setzt voraus, dass Überzeugungen durch Regeln verbunden sind, sodass die Überzeugung von der Wahrheit eines Sachverhalts uns zwingt, auch andere Dinge als wahr zu akzeptieren. Doch was verleiht diesen Regeln ihre normative Kraft? Unser Denken geht über das bloße Begründen und Schließen hinaus; es nährt sich auch von Bildern und Metaphern. Wären keine Eingänge und Ausgänge aus dem Universum der Überzeugungen vorhanden, würden wir endlos in uns selbst kreisen. Gibt es Orte in der Welt, an denen wir unsere Überzeugungen verankern können? Um vernünftig zu kommunizieren, orientieren wir uns an der Überzeugungskraft von Argumenten. Voraussetzung dafür ist der Glaube an die Überzeugungsfähigkeit des Menschen, auch gegenüber jenen, die scheinbar keine Vernunft zeigen. Dieser Glaube ist essenziell in der Moral, der Erziehung und jeder philosophischen Mitteilung. Doch wie vermeiden wir den selbstgefälligen Anspruch, immer auf der Seite d
Theorien der Krise Das Wort ‘Krise’ ist in den letzten Jahren zum Schlagwort geworden: Im Politischen spricht man von Krisen der Repräsentation, des Nationalstaates, ja der Demokratie überhaupt; im Bereich des Sozialen von Krisen des Bildungssystems oder der Familie; man konstatiert eine Krise der Umwelt oder der Kunst, und im Feld der Wirtschaft schließlich scheint ‘Krise’ mittlerweile einen Normalzustand zu benennen. Etymologisch betrachtet ist jede krísis ein Punkt, an dem die Dinge eine entscheidende Wendung nehmen – zum Guten oder zum Schlechten. Jede Krise ruft darum nach einer Entscheidung, und die – wie man nicht erst seit Reinhart Kosellecks Kritik und Krise (1954/1959) weiß – ist nicht zu haben ohne Kritik als Kunst der Unterscheidung. In diesem Band werden die Theorien der Krise selbst zum Thema. Es geht um ein Verständnis der Begriffe ‘Krise’ und ‘Kritik’ sowie um ihnen verwandte Konzepte wie Reform und Revolution, Tradition und Restauration, Dekadenz und Katastrophe. Die systematischen Überlegungen verbinden sich mit philosophischen Fallstudien zu politischen, ökonomischen, sozialen, ökologischen, wissenschaftlichen oder ästhetischen Krisen. Ziel der Autorinnen und Autoren ist es, auf der Folie gegenwärtiger Phänomene und Entwicklungen das Verhältnis von Krise und Kritik neu zu bestimmen.
Ihre Sicht auf Existenz, Freiheit und Verantwortung
Sartre und Jaspers, in welcher Beziehung stehen sie zueinander, was eint sie, was trennt sie? Um Fragen wie diese geht es in diesem Band. Jaspers- und Sartre-Forscher zeigen auf, wo in Bezug auf zentrale Begriffe wie Existenz, Situation, Freiheit und Verantwortung das Verbindende, aber auch das Trennende liegt in der Sicht dieser beiden wohl namhaftesten Vertreter der so genannten Existenzphilosophie des 20. Jahrhunderts. Thematisiert wird auch der Begriff des Verstehens selbst – zunächst anhand des Selbstverständnisses von Sartre und Jaspers, nicht zuletzt aber auch in Bezug auf den zwischen den Autoren geführten Dialog selbst. Wie weit, so immer wieder die grundsätzliche Frage, ist gegenseitiges Verstehen in der Philosophie überhaupt möglich und wo stößt auch der offenste Dialog an seine Grenzen?
Nach 1989 schien es, als seien die rechtstaatlich verfassten Demokratien der westlichen Industrieländer das Zukunftsmodell. Doch seit Beginn des 21. Jahrhunderts wächst das Bewusstsein für die Diskrepanz zwischen den Verheißungen der Demokratie und ihrer Realität. Während autokratische Systeme wie China enorme Wirtschaftswachstumsraten verzeichnen, bleibt die Hoffnung auf Frieden, Freiheit und Wohlstand in vielen demokratischen Staaten unerfüllt. Die Handlungsspielräume nationalstaatlicher Demokratien, die von der globalisierten Ökonomie beeinflusst werden, werden immer enger. Regionale Strukturen wie die Europäische Union, die politisches Handeln ermöglichen könnten, fehlen die demokratische Legitimation. Die Vision globaler demokratischer Institutionen erweist sich als illusionär. Bürgerinnen und Bürger wenden sich zunehmend von der Politik ab oder lassen sich von populistischen Heilsversprechen blenden. Vor diesem Hintergrund stellen sich drängende Fragen: Wie kann Demokratie heute legitimiert werden? Wo liegen ihre Chancen und Grenzen? Was bedeutet dies für die Schweiz, die oft als demokratisches Vorzeigemodell gilt? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Überlegungen renommierter Vertreter der politischen Philosophie, Soziologie und Politologie, die in diesem Band zu Wort kommen.
“Never mind mind, essence is not essential and matter doesn’t matter.” (Nelson Goodman) Bilder fordern die Philosophie heraus – dies seit je und in einer medial gewordenen Welt im Besonderen. Die Hauptherausforderung liegt in der Schwierigkeit, mit den Mitteln der Philosophie – im Medium des Begriffs – einzufangen, was sich in der nicht-begrifflichen Welt des Bildes überhaupt tut. Kein Zweifel, Bilder wirken, zumindest auf uns, aber worin genau besteht ihre Wirklichkeit und wo ist ihr Ort? Offensichtlich sind sie all das nicht, was wir sonst wirklich nennen: Bilder sind weder Vorstellungen im Kopf, noch abstrakte Ideen, noch einfach Materie. Bilder bewegen uns, ganz anders als Gedanken uns bewegen, aber sind sie vielleicht nicht auch – eine Form des Denkens, des philosophischen Denkens womöglich? Die zur Mitwirkung an diesem Band eingeladenen Autoren versuchen sich diesen und ähnlichen Fragen zu stellen – immer in möglichst grosser Nähe zu den Bildern selber, mit Fallbeispielen vor Augen. Was sie – bei aller Verschiedenartigkeit ihres Ansatzes – verbindet, ist ihre Erfahrung im Überschreiten von Grenzen, sei es, dass sie, von der Philosophie her kommend, sich der Welt der Bilder anzunähern versuchten, sei es, dass sie umgekehrt, von der ihnen vertrauten Bildwelt her sich auf die Philosophie hin zu bewegten.