Goethe und Hegel
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„Die Realität unserer Begriffe darzutun, werden immer Anschauungen erfordert.“ Brecht erweist sich als Meister, darin Kant zu folgen, hier auf Hegel bezogen, um seinen dialektischen Begriffen durch sinnliche Anschaulichkeit praktikable Einsichten abzugewinnen. So entstehen Denkbilder mit der Formulierung „Meister Hegel lehrte“, eine Form von Kurzprosa, die zwischen den Weltkriegen erneut aufblühte. Brecht reklamiert ihr Wahrheitspathos für Klarheit in finsteren Zeiten. Hegel erscheint ihm dabei als lichtvolle Orientierungsgröße. Ein Heliotropismus geheimer Art? Es ergeben sich Theoriegespinste wie: Humor als Pharmakon; die Ochsen des Pythagoras; die Eule der Minerva; Satz der Ungleichheit; Gesellschaft für Hegels wirkliche Dialektik oder „Zauber des Schwerverständlichen“. Die Themen sind vielfältig, aber immer gestellt unter das Motto: Die Wahrheit ist konkret. Hegelkritik bleibt da nicht aus. Mystik und Metaphysik werden nicht geschont. Ist Hegel ein Mystiker der Gewalt (Benjamin) oder ein Meister der Dialektik (Brecht)? Zumindest Brecht zieht Gewinn aus dem „unheimlichen Werk“, mit Humor und Satire, das beschädigte Leben vor Augen und die notwendige Weltveränderung im Blick. Das Schicksal des Menschen ist der Mensch. Die Methode der Minima Hegeliana ist danach ausgerichtet. Sie gehört zu einer freundlichen Wissenschaft, die von Hegel zu lernen bereit sich zeigt.
Tage mit Brecht – Nächte mit Goebbels. Das ist der Irrweg des Dramatikers Arnolt Bronnen durch die Weimarer Republik. Am Anfang steht die Freundschaft mit Bertolt Brecht. Es folgt die nationale Verirrung hin zu Goebbels. Brecht verkörpert den stabilen sozialen Gegenpart. Der occasionale Nationalismus (Bronnen) und der pazifistische Internationalismus (Brecht) gewinnen scharfe Konturen. Bronnen befeuert den Mythos der Nation. Brecht bekämpft das Pathos eines nationalen Willens. An seiner Seite stehen Autoren wie Thomas Mann, Kurt Tucholsky, Carl von Ossietzky. Alle eint der Kampf gegen eine erneuerte Mystik des Vaterlandes. Nationalismus und anarchische Rebellion triumphieren 1933 über Parlamentarismus und Völkerverständigung. „Ein guter Deutscher kann kein Nationalist sein.“ So redet Willy Brandt anlässlich der Entgegennahme des Friedensnobelpreises 1971 in Oslo. Das ist der Orientierungspunkt der vorliegenden Studie. Dem längst Historischen wächst eine mahnende Aktualität zu.
„In der Tat ist er sehr gut wie gewöhnlich, aber…“ So formuliert Brecht seinen Leseeindruck von Hegels Ästhetik, in dem sich Verwunderung und Verehrung die Waage halten. Brecht sucht bei Hegel nach größerer Klarheit in Kunstfragen, methodischen Lösungen und Anregungen zum Geschichtsverständnis. Sein Umfang an Hegellektüre ist beachtlich: Kunstphilosophie, Geschichtsphilosophie, Logik und Philosophiegeschichte. Wenn er Hegels Rechtsphilosophie als „unheimliches Werk“ bezeichnet, ist das als Anerkennung zu verstehen. Dennoch prallen bei Hegel und Brecht unterschiedliche Kontinente auf, was zu Spannungen führt. Brechts Lernhaltung und Widerspruchsgeist sind stark ausgeprägt. Seine Freiheit, sowohl von Marx als auch von Hegel zu lernen, ist eine Entdeckung wert. Die Verbindung zu Hegel belebt auch Brechts Verhältnis zu Marx. In dieser Souveränität steht Brecht in einer Tradition, die Heinrich Heine an erster Stelle nennt. Er bewegt sich sicher im Bereich der philosophischen Ikonographie, wodurch eine theoretische Rezeption der Dialektik entsteht, die Hegel als humorvollen und ironischen Philosophen darstellt. Der Heros der denkenden Vernunft erhält menschliche Konturen. Brecht bleibt jedoch der unbequem Widersprechende, der den Widersprüchen seiner Zeit verpflichtet ist und bereit, von Hegel zu lernen. „Meister Hegel lehrte …“
In der Brechtforschung zeichnet sich ein neuer Tonfall ab, der ideologische Verzerrungen und politische Verdächtigungen hinter sich lässt. Die gewohnte Ost-West-Frontstellung, in der Brecht oft instrumentalisiert wurde, löst sich auf. Kafka wird häufig als Gegenspieler zu Brecht betrachtet. Im Gegensatz zu Goethe und Schiller, die ebenfalls polarisierten, erscheinen Kafka und Brecht so gegensätzlich, dass nur einer von beiden als akzeptabel gelten kann. Diese Arbeit versteht Kafka und Brecht als eine poetische Konfiguration des 20. Jahrhunderts und untersucht die unterschiedlichen Zeiterfahrungen sowie die Gefährdungen, die beide erlebten. Es werden direkte Bezüge zwischen Kafka und Brecht in der Umdeutung antiker Mythen aufgezeigt. Beide haben nicht nur die Sirenen-Episode des Odysseus neu interpretiert, sondern auch andere Mythen wie Poseidon, Prometheus und Ödipus in die Moderne übertragen. Die Fragen, ob ein Mythos gedeutet, umgeschrieben oder widerlegt wird, sowie seine Fähigkeit, Witz und Ironie zu vertragen oder zeitlose Wahrheiten zu formulieren, stehen im Mittelpunkt. Der Blick auf Rilke verdeutlicht, wie tiefgreifend Kafka und Brecht in die Mythentradition eingreifen. Der philosophische Diskurs von Horkheimer und Adorno zu Homers Odysseus offenbart überraschende Übereinstimmungen und hebt die unterschiedlichen Antworten auf ähnliche Fragen hervor.
Kritik des Faschismus
InhaltsverzeichnisI Theoretischer Diskurs.1. Antifaschismus als Lernprozeß.2. Struktur des Nationalsozialismus.3. Terror und Krieg.4. Ideologie des Faschismus.5. Theatralik des Faschismus.6. Rhetorik im Faschismus.II Operative Lyrik.1. Poetik der Gedichte über den Faschismus.2. Grundhaltungen: Parodie und Elegie: Zu 1933 aus Lieder, Gedichte, Chöre.3. Trug und Theatralik des Dritten Reiches: Zu Deutsche Satiren aus Svendborger Gedichte.III Dialektische Prosa.1. Geschichten: Der kleine und der große Mann.2. Gleichnisse: Die große Unordnung.3. Gespräche: Der Arbeiter und der Intellektuelle: Zu Flüchtlingsgespräche.Brecht-Werkregister.Namenregister.