Das Aufschieben der Familiengründung stellt eine neue historische Möglichkeit für Frauen dar. Das Buch untersucht, welche Gründe für eine späte erste Mutterschaft ausschlaggebend sind. Welche Bedeutung haben Partnerschaftsprobleme, werden reproduktionsmedizinische Hilfen in Anspruch genommen, welche Rolle spielen berufliche Qualifikationen?
Das Leben von Familienfrauen, geprägt von Haushaltspflichten und ökonomischer Abhängigkeit vom Ehemann, war über Generationen das Ideal für Frauen aller Schichten. Heute bleibt dieses Modell für viele Mütter oft die einzige Lebensform, bietet jedoch aufgrund demografischer und sozialer Veränderungen keine langfristige Perspektive mehr. Zwischen 35 und 45 Jahren werden viele Frauen teilweise von ihren Erziehungs- und Haushaltsaufgaben entlastet und müssen einen neuen Lebenssinn für die zweite Lebenshälfte finden. Die Vielfalt an Lebensformen kann dabei sowohl Unterstützung als auch Druck ausüben. Die Autorinnen der Studie haben eine empirische Untersuchung unter städtischen Familienfrauen der Mittelschicht durchgeführt, um zu klären, ob und wie diese Entlastung wahrgenommen wird und welche Rolle Weiterbildung dabei spielt. Rund 50 Frauen wurden in biographischen Leitfadeninterviews befragt. Die unterschiedlichen Bewältigungsstrategien zeigen, dass Frauen variierende Chancen zur Individualisierung haben. Durch die Analyse biographischer Ressourcen können diese Strategien als konsistente Lösungen für die Herausforderungen der Lebensumstellung interpretiert werden.