Napoleon III., über den der Geschichtsforscher Heinrich von Sybel sagte, er habe schweigend gelebt und sei schweigend gestorben, gilt heute noch als rätselhafter Mann. Die Nachwelt sieht in ihm meist nur den Besiegten von Sedan, und in seiner Heimat ist der letzte Kaiser der Franzosen noch heute ein geächteter Mann. In diesem Werk, das den ersten Lebensabschnitt bis 1853 erfasst, unternimmt es der Autor erstmals, ein Bild der Persönlichkeit Napoleons III. zu entwerfen, das ihn im geistigen Zusammenhang seiner Zeit zu sehen versucht. Dies ist umso notwendiger, als Napoleon III. wohl der einzige unter den politischen Machthabern des 19. Jahrhunderts war, der die sozialen Strömungen und die Problematik der modernen Entwicklung richtig erkannt hat. Seine Bedeutung liegt somit nicht allein in seinen außenpolitischen Taten, sondern in seiner Modernität, mit der er die beginnende Neuzeit mit ihren geistigen, sozialen, wirtschaftlichen und technischen Aspekten erfasste.
Heinrich Euler Knihy






Heinrich Eulers Leben umspannte nahezu acht Jahrzehnte (1925 - 2005) und seine akademische Laufbahn erstreckte sich über 33 Jahre, beginnend 1957 bis zu seiner Emeritierung 1990. Auch in den folgenden fünfzehn Jahren widmete er sich der Forschung und hielt weiterhin Vorlesungen. Sein publizistisches Œuvre ist jedoch eher schmal. Neben Arbeiten zu Napoleon III., der Weimarer Außenpolitik und seiner Autobiographie sind in diesem Band Essays, Abhandlungen, Vorträge und Aufsätze versammelt, die meist an entlegenen Orten veröffentlicht wurden. Zudem wurden Manuskripte von Vorträgen entdeckt, die Euler zwischen 1957 und 2000 hielt, aber nie drucken ließ. Eulers kürzere Arbeiten sind thematisch vielfältig, wobei Napoleon III. ein zentraler Forschungsschwerpunkt bleibt. Neben seinem Hauptwerk finden sich drei Abhandlungen zur Politik des Kaisers, die dessen Propaganda, Geschichtspolitik und Rolle bei der italienischen Einigung beleuchten. Ein feinsinniges Porträt seines akademischen Lehrers Ulrich Noack eröffnet den Band, der auch Eulers Rolle in der Gründungsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland thematisiert. Weitere Arbeiten behandeln die Mongolen und die Entkolonialisierung Polynesiens sowie eine Betrachtung seines Gymnasiums während des Krieges und einen Überblick über die Weltpolitik des 20. Jahrhunderts. Diese Äußerungen zeichnen das Bild eines wachen Beobachters und kritischen Zeitgenossen, ergänzt durch eine Würdigung Eule
Napoleon III., über den der Geschichtsforscher Heinrich von Sybel sagte, er habe schweigend gelebt und sei schweigend gestorben, gilt heute noch als rätselhafter Mann. Die Nachwelt sieht in ihm meist nur den Besiegten von Sedan, und in seiner Heimat ist der letzte Kaiser der Franzosen noch heute ein geächteter Mann. Ausgedehnte Studien des Verfassers zeichneten im ersten Teil seiner Biographie erstmals ein Bild der Persönlichkeit Napoleons III., das ihn und seinen Aufstieg im Zusammenhang seiner Zeit zu sehen versuchte. Dieser zweite Teil setzt die gründliche und fundierte Biographie fort. Er zeigt den Weg Napoleons in das Verhängnis des Krieges mit Preußen. Großer Wert wird in diesem Buch dabei auch auf die Entwicklung der inneren Struktur und die innere Umwandlung des 2. Kaiserreiches gelegt. Auch wenn es dem Autor nicht vergönnt war, sein Werk zu vollenden, ist der Band in der Lage, wissenschaftliche Lücken zu füllen und zeigt deutlich, dass Napoleon III. der einzige Staatsmann seiner Zeit war, der die sozialen Strömungen und die Problematik der modernen Entwicklung richtig erkannte.
Ein Leben für die Wissenschaft im 20. Jahrhundert
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Ein pensionierter Professor der mittleren und neueren Geschichte, Jahrgang 1925, setzt sich im Jahr 2000 an seine Autobiographie. Anders als erwartet, zieht er kein weises Fazit seines Lebens, da er bis zuletzt Vorlesungen hielt und seinen Studenten verbunden war. Der Begriff „Autobiographie“ passt nur für die ersten beiden Kapitel „Jugendjahre“ und „Krieg und Frieden“. Hier schildert der Sohn einer Fabrikantenfamilie in Mainz seine Entwicklung von Wissen und Persönlichkeit, eingebettet in die Zeitgeschichte. Sein Elternhaus vermittelte ihm Werte wie Demokratie, Freiheit, Anstand und Mitgefühl. Besonders faszinieren ihn Geschichte, Astronomie und Natur. 1944 wird er, trotz seiner Bildung, zum Soldaten mit einem Herzfehler und erinnert sich an Momente des Widerstands gegen Vorgesetzte. Trotz seiner Ablehnung des Krieges bleibt er von ihm geprägt und empfindet eine gewisse Genugtuung. In den ersten Kapiteln zeigt er seine erzählerischen Fähigkeiten, humorvoll und realistisch, während der zweite Teil abstrakte Analysen und Auseinandersetzungen um seine Promotion und den akademischen Alltag behandelt. Betrachtungen nach dem Zweiten Weltkrieg sind im Kontext politischer und geistesgeschichtlicher Entwicklungen zu sehen. Der Autor, ein Kämpfer und Skeptiker, strahlt von der ersten bis zur letzten Zeile den Stolz aus, ein Mann des Geistes gewesen zu sein. Nach über einem halben Jahrhundert an der Universität endet sein Leben, das von