Christian I. von Anhalt-Bernburg wird als ambivalente Figur der Geschichte dargestellt, die sowohl als Spieler und Hasardeur als auch als weiser Staatsmann gilt. Während er von vielen Historikern kritisch betrachtet wird, schätzten Zeitgenossen seine Fähigkeit, über die engen Grenzen des Augsburger Kompromisses hinauszublicken und die Gefahren für Deutschland zu erkennen. Klaus Deinet beleuchtet in anschaulicher Sprache die komplexe Persönlichkeit des Fürsten im Kontext der politischen und konfessionellen Machtkämpfe seiner Zeit.
Von Napoleon I. gibt es eine Reihe von Biographien, die im Ergebnis massiv divergieren. Die meisten Darstellungen sind bemüht, Leben und Leistungen des berühmten Korsen möglichst umfassend wiederzugeben, um ihn entweder als Heilsbringer oder Unmenschen zu präsentieren. Eine schlanke und methodisch durchdachte Biographie liegt aktuell nicht vor. Klaus Deinet beschreibt pointiert den kometenhaften Aufstieg, die maßlose Überanstrengung aller Ressourcen Frankreichs und den jähen Absturz als eine Abfolge von aufeinander aufbauenden Entscheidungen, die im Wesentlichen Napoleon selber traf. Die Person Napoleons wird von Deinet dennoch als Einheit begriffen, wenngleich sie massive Veränderungen durchlief. Um die Persönlichkeit des Kaisers auszuleuchten, wurden von ihm zudem bisher kaum beachtete Zeugnisse ausgewertet. So ist eine überschaubare, ausgewogene und spannende Biographie entstanden, die auch der turbulenten Epoche Rechnung trägt.
Friedrich Sieburg (geb. 1893) galt in den 1930er Jahren als bester deutscher Frankreichkenner. Für die Frankfurter Zeitung, das führende liberale Blatt in der Weimarer Republik, berichtete er seit 1926 aus Paris. Sein Buch 'Gott in Frankreich?', das in beiden Ländern zum Bestseller wurde, löste eine Gewissenserforschung in unserem Nachbarland aus, weil es den Franzosen in zugleich bewundernder und schonungsloser Weise das Bild spiegelte, das diese selbstgewissen Sieger von 1918 in der Welt hinterließen. Sieburg wendete sich nach 1930 der Konservativen Revolution um Hans Zehrer zu und liebäugelte nach 1933 vorübergehend mit dem Nationalsozialismus, weil er von Hitler die endgültige Aussöhnung mit Frankreich erwartete. Als er seinen Irrtum bemerkte, war es zu spät. Carl Zuckmayer, der ihm im Dezember 1938 in Paris begegnete, beschrieb ihn in seinem 'Geheimreport' als 'höchst komplizierten und fast tragischen Fall'. Durch seine – wenn auch marginale – Tätigkeit für die Deutsche Botschaft während der Besatzungszeit verspielte sich Sieburg endgültig die Sympathien, die er noch in Frankreich besaß. Dennoch gelang ihm in Deutschland nach 1945 eine zweite Karriere bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die ihn bis zu seinem Tod 1964 zu einem vielgelesenen Schriftsteller und gefürchteten Großkritiker, einer Art ›Reich-Ranicki‹ der frühen Bundesrepublik, machte. Deinets Buch geht den Windungen dieses schillernden Lebenslaufes nach, ohne die Widersprüche in der Biographie Sieburgs glatt zu ziehen. Es entsteht das Porträt eines Intellektuellen, in dessen geistige Entwicklung sich die Brüche der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingeschrieben haben. Priv. Doz. Dr. Klaus Deinet, geb. 1951, studierte in Köln, Düsseldorf und Paris Geschichte, Germanistik und Romanistik. Er promovierte 1978 mit einer Arbeit über den deutschen Jakobiner Konrad Engelbert Oelsner und habilitierte sich 1998 an der Universität Duisburg-Essen mit dem Werk 'Die mimetische Revolution oder die französische Linke und die Re-Inszenierung der Französischen Revolution im 19. Jahrhundert (1830-1871)' (Beihefte der Francia, Bd. 50, Stuttgart Thorbecke 2001). Deinet, mehrfacher Stipendiat des Deutschen Historischen Instituts in Paris, lebt heute als Studienrat in Wuppertal.
Als Louis-Philippe (1773-1850) nach der Julirevolution von 1830 den Thron Frankreichs bestieg und das Bürgerkönigtum einführte, hatte er bereits turbulente Zeiten durchlebt: von der Französischen Revolution über die Herrschaft Napoleons bis in die Restauration. Auch wenn der Letzte der Bourbonen 1848 durch eine erneute Revolution entmachtet wurde - was bis heute das Angedenken trübt -, hat er sich in seiner Regierungszeit durchaus erfolgreich bemüht, die französische Gesellschaft mit sich selbst zu versöhnen. Er verfolgte eine mittlere Linie („juste milieu“) und galt als Kompromissfinder und Garant einer bürgerlichen Ordnung in sozial aufgewühlten Zeiten. Sein politischer Erfolg schlägt sich auch im reichen kulturellen Ausstoß dieser Epoche nieder. Klaus Deinet liefert eine umfassende Biografie und ausgewogene Bewertung des Bürgerkönigs.
Napoleon III determined the fate of France and all of Europe during the second half of the nineteenth century. His personality reflects the contradictions and conflicts, fresh departures and upheavals of an entire epoch. Napoleon III was a putschist, the backward-looking founder of a dynasty and executor of the last testament of his uncle, Napoleon Bonaparte. He cherished ambitious sociopolitical plans that were far ahead of his time, paving the way for processes of democratization and parliamentarization, but he failed in his foreign policy and also militarily against his German opponent, Bismarck. This volume describes the complex and sometimes dazzling figure of the last French Emperor and provides a historical outline of nineteenth-century France of the nineteenth century, which was politically, economically and culturally one of the leading European powers, on the threshold of today=s modern age.
Die Untersuchung legt den zum großen Teil verschütteten Grundsatzdiskurs frei, mit dem die französische Linke im 19. Jahrhundert ihr Verhältnis zum Erbe der Großen Revolution zu klären suchte. Dabei werden nicht nur die Debatten der Intellektuellen verfolgt, sondern auch die beiden Schlüsselperioden, die Februarrevolution 1848 und die Pariser Commune von 1870/71, in chronologischen Detailanalysen daraufhin befragt, wie sich hier die Gegenwart mit der idealisierten Vergangenheit zur 'mimetischen Revolution' verband.