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Ulrich Hambüchen

    Café Entengrütze
    • Das Paar schien vollkommen miteinander verschmolzen, während sie auf festem Brückengrund standen, der Abgrund des dunklen Mühlengrabens lauerte direkt hinter ihnen. Der Kuss schien ewig zu dauern; beide genossen den Moment und die Welt um sie herum verschwand. Claudia löste den Augenblick auf und bemerkte unromantisch: »Warum gackern die Enten so laut?« »Enten schnattern«, wurde sie belehrt, »aber du hast recht, sie machen heute viel Lärm! Und der Schwan – der sitzt auf einem Inselchen, das ich noch nie gesehen habe.« Sie liefen von der Brücke hinunter zum Ufer des Mühlengrabens, wo sich das Gewässer besser überblicken ließ. Anders als gewohnt kamen die Enten nicht futterheischend ans Ufer, sondern kreisten laut schnatternd um das neue Inselchen. Auf diesem thronte der Schwan, der deutlich machte, dass er nicht weichen wollte. Doch sein Inselreich schien fragil und war im Mühlenteichgrund nicht fest verankert; es bewegte sich auf das Ufer zu und bot dem jungen Liebespaar einen klareren Blick. Claudia rief irritiert: »Das sieht nach Lederjacke aus!« und ihr Held stotterte: »Hosenbein«, bevor sie entsetzt feststellten, dass ihnen unter der vermeintlichen Schwaneninsel ein Paar glanzlose Augen entgegenstarrten.

      Café Entengrütze